DAZ aktuell

Viel Leistung erfordert gute Honorierung

Wirtschaftskonferenz des Deutschen Apothekerverbandes

tmb | Bei der online veranstalteten Wirtschaftskonferenz des Deutschen Apothekerverbandes am 10. Juni betonte der Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbandes, Thomas Dittrich, die Leistungen der Apotheken in der Pandemie und darüber hinaus und gab sich optimistisch für die Digitalisierung. Doch er machte auch deutlich, dass Leistung honoriert werden muss.
Foto: Martin Jehnichen
Thomas Dittrich, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbandes (DAV)

In seinem Lagebericht betonte Dittrich, dass das Impfstoffhonorar von 6,58 Euro pro Vial weit von den tatsächlichen Kosten entfernt ist. Daher habe der Verband die Politik zu einer Anpassung aufgefordert. Dittrich zeigte sich weiter zuversichtlich für eine solche Änderung. Im Ergebnis sieht er den Berufsstand durch die Pandemie entscheidend gestärkt. Die Apotheken hätten ihre Aufgabe mit Bravour erledigt. Wann immer die Politik eine Leistung in die Fläche bekommen müsse, habe die Vor-Ort-Apotheke die schnellste Lösung, erklärte Dittrich. Um die Arbeit künftig mit der nötigen Handlungs­freiheit ausüben zu können, forderte Dittrich Bürokratie abzubauen. In der Pandemie hätten die Apotheker den verantwortungsvollen Umgang mit dieser Freiheit bewiesen. Trotz der Erleichterungen bei den Rabattverträgen habe es sogar mehr Einsparungen gegeben. Dittrich begrüßte, dass die Lockerung verlängert wurde, und forderte dies zu verstetigen. Es gelte, den gesamtgesellschaftlichen Nutzen zu betrachten.

Verhandlungen zu Dienstleistungen

Dies betreffe auch die pharmazeutischen Dienstleistungen. Die Verhandlungen dazu würden bisher „konstruktiv“ verlaufen, obwohl das Budget „überschaubar“ sei. Dies sei eine „einmalige Chance für ein neues Standbein“ abseits der Distribution und für eine zukunftsfähige Gesundheitsversorgung. In diesem Zusammenhang machte Dittrich auf ein ungelöstes Problem zur Umsatzsteuer bei den neuen Dienstleistungen aufmerksam. Dittrich beklagte, die bisherigen Regeln liefen auf eine Doppelbesteuerung hinaus, weil sowohl die Finanzierung als auch die spätere Leistung mit Umsatzsteuer belegt werde. Dittrich forderte klare Regeln für die Umsatzsteuer, bei der alle Leistungserbringer gleich behandelt würden und keine Doppelbesteuerung stattfinde.

Zur Digitalisierung erklärte Dittrich, es werde den Ansprüchen der Apotheker nicht gerecht, nur die Risiken zu sehen. Er betonte, dass Patienten auch in der digitalen Welt die freie Apothekenwahl haben müssten, und begrüßte das unmissverständliche Makelverbot auch für E-Rezept-Zugangscodes. Als gute Perspektive für die digitale Zukunft beschrieb Dittrich die Ausweitung der Versorgung durch die Apotheken vor Ort. Die Apotheke als erster Ansprechpartner könne die Patienten durch die digitalen Leistungen auch in anderen Bereichen navigieren. Doch für die meisten Patienten werde der persönliche Kontakt wichtig bleiben. Mit Blick auf die Zeit nach der Bundestagswahl fürchtet Dittrich politischen Druck durch die hohen Staatsschulden und Gesundheitsausgaben als Folgen der Pandemie. Das in der Krise nütz­liche gute Gesundheitssystem müsse auch in normalen Zeiten geschützt werden. Die Wertschätzung für die Apotheken in der Krise müsse sich auch in der Honorierung ausdrücken.

Ergebnisrückgang für 2021 erwartet

Nach der Präsentation des Apothekenwirtschaftsberichts erklärte Dittrich, das gestiegene Betriebsergebnis für 2020 sei „jetzt schön“, aber 2020 sei ein „besonderes Jahr“ gewesen. Für 2021 erwarte er ein geringes Ergebnis durch die sinkende Zahl der abgegebenen Packungen. Dittrich betonte, dass die Apotheker in der Pandemie und auch schon vorher – beispiels­weise bei Lieferengpässen – aufgrund ihrer wirtschaftlichen Unabhängigkeit kreativ und in Eigenverantwortung Probleme lösen könnten. Doch dafür bräuchten sie eine angemessene Vergütung. Eine kritische Analyse des Apothekenwirtschaftsberichts ­finden Sie auf Seite 58.

Zur Entwicklung der Versorgungslandschaft verwies Claudia Korf, Geschäftsführerin Ökonomie der ABDA, auf die Herausforderung, mit der vorhandenen Zahl an Pharmazeuten weitergehende Aufgaben zu bewältigen. Auch des­wegen sei Digitalisierung nötig. Zum Botendienst betonte sie, dies sei immer mehr als der Versand über einen externen Dienstleister. Die Apotheken seien „nicht die letzte Meile von Amazon“. Zu den ordnungspolitischen Aspekten erklärte Korf, dass die Digitalisierung jetzt anders als vor wenigen Jahren umgesetzt werde. Es werde nicht jedes Detail vor dem Start erstellt, sondern ein Rahmen festgelegt und dann eine Entwicklung zugelassen. Doch ein solcher evolutionärer Prozess brauche Werte und klare ordnungspolitische Regeln. |

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