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- DAZ 25/2021
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Rezension
Alles im grünen Bereich
Ein Buch über Fakten, Geschichten und Kuriositäten zur (Trend-)Farbe
Napoleon Bonaparte (1769 – 1821) kennen Sie, und seine Lieblingsfarbe nun auch, denn weshalb sonst sollte der frühere französische Kaiser Einzug in das neueste Werk von Hermann Roth gefunden haben, das den Titel „Grün: Das Buch zur Farbe“ trägt. Im Dudenverlag ist „Grün“ von Roth erschienen und soll weder Beginn noch Bestandteil einer Serie über (Lieblings-)Farben sein. Vielmehr steht das Buch für sich und stellt ein kurioses Sammelsurium dar, das Lesende und Betrachtende unabhängig ihrer persönlichen Farbpräferenzen schnell in seinen Bann ziehen wird.
Warum das gelingt? Autor und Verlag haben sich für eine hochwertige und zugleich puristische Aufmachung entschieden. Grün schimmernder Perlmutt überzieht den Hardcover-Umschlag des Buches, das deutlich kleiner als ein handelsübliches Artbook erscheint, aber eben immer noch größer daherkommt als die kleinen Büchlein über Dialekte oder Sternzeichen, die es zuhauf an den Kassen von Geschenkläden und Kiosken gibt. „Grün: Das Buch zur Farbe“ will etwas Besonderes sein und aus den altbekannten Reihen springen, gleichzeitig aber alle Zielgruppen gleichermaßen ansprechen. Ob Naturwissenschaftler, Historiker, Geistes-, Kunst- und Sprachwissenschaftler oder eben Menschen, die sich unabhängig ihres (akademischen) Horizonts für aktuelle und historische Themen interessieren – jeder findet sich und etwas Faszinierendes auf den rund 200 Seiten wieder.
Egal, was man bisher politisch oder persönlich von Grün gehalten hat: Das sichtbare Spektrum elektromagnetischer Wellen zwischen 520 und 565 Nanometer hat seine Bedeutung für uns Menschen seit jeher. Das schlägt sich auch in Sprache und Begrifflichkeiten nieder: Ob Blattgrün, grüne Hoffnung, „grün hinter dem Ohren“, grüne Patina, leuchtende Smaragde, Kermit der Frosch oder British Racing Green – der emeritierte Pharmazieprofessor Hermann Roth nimmt uns mit auf Entdeckungsreisen und Spurensuchen. Die meisten Erklärungen und Anekdoten hinter den jeweiligen Begriffen sind kürzer als eine halbe Seite gehalten, hinzu kommen übersichtliche Tabellen sowie großzügige Fotos auf Doppelseiten.
Hermann Josef Roth
Grün: Das Buch zur Farbe
1. Auflage, Hardcover, 208 S., 14,8 × 21 cm, 22,00 Euro
ISBN: 978-3-411-71055-3
Dudenverlag
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Ärzte und Apotheker werden sich im Kapitel über die Grünblindheit, grüne Kittel, den grünen Star, die Grünspansalbe oder das grüne Rezept wiederfinden. Bei den Pharmazeuten werden darüber hinaus auch die Ausführungen unter „Chemie und Physik“, „Botanik“ sowie im „Grünen Omnibus“ Erinnerungen an das Grundstudium wecken. Mit dem Omnibus meint Pharmazieprofessor Roth übrigens nicht das Fahrzeug, sondern tatsächlich den klassischen Apothekenschrank mit allerlei Arznei- und Hilfsstoffanbrüchen. Im Buch nutzt der Autor dieses abschließende Kapitel dafür, alle möglichen „Grün-Wörter“ aufzunehmen, die er nicht den vorigen 15 Kapiteln zuordnen konnte.
Seine Neigung zur Farbe Grün wurde Napoleon übrigens zum Verhängnis. Während seiner Verbannung lebte er sechs Jahre auf der südatlantischen Insel St. Helena in grün tapezierten Räumen. Die Farbe – das „Schweinfurter Grün“ – gewann man aus dem kristallinen Niederschlag beim Zusammengießen siedend heißer Lösungen von arseniger Säure und Kupfer(II)-acetat. In Haaren und Nägeln von Napoleons Leichnam wies man vor einigen Jahren beträchtliche Arsen-Konzentrationen nach. Wurde Frankreichs Ex-Kaiser also Opfer einer dahinschleichenden Arsen-Vergiftung, ausgelöst durch die Tapeten in seiner Lieblingsfarbe Grün? |
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