Die Seite 3

Verdiente Anerkennung

Foto: DAZ/Alex Schelbert

Dr. Benjamin Wessinger, Herausgeber der DAZ

Gut eineinhalb Jahre nach dem Beginn der Corona-Pandemie kann man festhalten: Die Krise hat viele Apotheken-Teams an die Grenze der körperlichen und psychischen Belastbarkeit gebracht – und manchmal auch darüber hinaus. Aber in der Pandemie haben diese Teams auch gezeigt, was in ihnen steckt.

Zum ersten Mal wurde das schon im Frühjahr des letzten Jahres deutlich, als plötzlich allüberall die Desinfektionsmittel knapp wurden. Die Apothekerschaft besann sich darauf, dass sie dank ihrer Ausbildung und Ausstattung nicht nur Arzneimittel, sondern eben auch Desinfektionsmittel herstellen kann – und das wenn nötig auch im großen Maßstab.

Oder als Bundesgesundheitsminister Jens Spahn Ende letzten Jahres den offenbar spontanen Einfall hatte, dass die Apotheken FFP2-Masken verteilen könnten, und das Ganze auch noch mit einem absurden Berechtigungsschein-Prozedere garnierte: Praktisch über Nacht beschafften die Apotheken massenhaft Masken und ­organisierten ihre geordnete Abgabe.

Dass Apothekerinnen und Apotheker (zusammen mit dem pharmazeutischen Großhandel!) die Logistik wirklich im Griff haben, zeigte sich auch beim Thema Coronatests. Nur zur Erinnerung: Schon von den allerersten großen Testzentren, die im Minutentakt Abstriche nehmen konnten, waren viele von Apotheken organisiert. Auch die Impfstoffbeschaffung und -verteilung und das hunderttausendfache Ausstellen von digitalen Impfzertifikaten nach solch einer kurzen Vorbereitungszeit sind organisatorische Meisterleistungen.

Aber die Apotheken haben in der Krise nicht nur organisiert (und improvisiert), sondern waren auch innovativ. Prominentestes Beispiel dafür sind die heute ubiquitär verbreiteten Plexiglasscheiben als Spuckschutz, die – oft in Heimwerkermanier selbst zusammengebaut – zuerst in Apotheken im Einsatz waren.

Auffällig bei alldem ist, dass trotz diverser verbaler und finanzieller Fouls von Spahn, anderen Politikern und nicht zuletzt den (Haus-)Ärzten, im Berufsstand kaum gemotzt und gejammert wird. Es werden die Ärmel hochgekrempelt und die Probleme angepackt. Keine Spur vom „larmoyanten Apotheker“, der in den letzten Jahren so oft beklagt wurde.

Und noch etwas fällt auf: Eine neue Generation Apothekerinnen und Apotheker tritt ins Rampenlicht – und das im wortwörtlichen Sinne: Eine ganze Reihe tatkräftiger Kolleginnen und Kollegen scheut sich nicht, ihr Engagement auch öffentlichkeitswirksam zu zeigen und in den Sozialen Medien, in Lokalzeitungen, im Radio und Fernsehen aufzutreten. In der öffentlichen Wahrnehmung herrscht plötzlich nicht mehr das Zerrbild vom „raffgierigen Apotheker“ mit den hohen Preisen vor, sondern der Berufsstand erfährt an vielen Stellen die hochverdiente Anerkennung für seine Leistungen in der größten Krise der Bundesrepublik.

Wenn sich dieses neue Selbstvertrauen und die öffentliche Anerkennung in die Zeit nach der Pandemie retten lassen und der Berufsstand auch die kommenden Herausforderungen in diesem Geiste anpackt – dann ist es mir um die Zukunft des Apothekerberufs nicht bang!

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