Prisma

„Einmal den Labor-Lachs, bitte“

Zellbasierter Fisch nimmt Form an

Foto: Science Photo Library/AdobeStock

mp | In-vitro-Fleisch, also im Labor gezüchtetes Gewebe als Fleisch-Ersatz, ist seit Jahren in aller Munde – zumindest medial. Wirklich gegessen haben es nicht viele Menschen. Noch sind die Kosten zu hoch und die Produkte nicht konkurrenzfähig.

Die Gründer des Berliner ­Unternehmens Bluu GmbH schreckt das nicht ab. Sie waren die ersten, die an In-vitro-Fisch forschten. Nun stecken sie sich ambitionierte Ziele: Ende 2023 wollen sie ihren Fisch aus dem Labor auf Deutschlands Teller bringen.

Das Vorhaben hat Potenzial. Denn bei 30% der weltweiten Fischbestände fangen die Menschen mehr als nachwachsen kann. Im Mittelmeer sind sogar 93% der Bestände überfischt. Dadurch wird nicht nur die Nahrungsgrundlage vieler Menschen bedroht. Auch sensible marine Ökosysteme geraten ins Wanken.

Die Antwort auf das Problem soll also ein Gewebe aus Fisch-Stammzellen sein, das die Forscher im Bioreaktor kultivieren. Eine Hürde ist dabei das Gerüst, auf denen sie das Gewebe wachsen lassen. Es muss dem Fisch seine Form geben und gleichzeitig genügend Nährstoffe und Sauerstoff an die Zellen lassen. Auch an Geschmack und Textur tüfteln die Biotechnologen.

Zunächst werden es Fischstäbchen, Fischbällchen und Fischtartar sein. Sie können leichter zur Form gebracht werden, indem die Forscher ihnen Pflanzen-Proteine zusetzen.

Bis zum Fischfilet aus dem Labor wird es noch etwas länger dauern. Erst wenn alle Prozesse optimiert sind, werden die Forscher ihr Konzept mit größeren Bioreaktoren erproben. Gelingt der Schritt in die industrielle Produktion, und wird der In-vitro-Fisch konkurrenzfähig, wer weiß: Vielleicht landet der ozeanfreundliche Laborlachs schon bald auf deutschen Speisekarten. |

Literatur

Alternative zum Fischfang: Zellbasierter Fisch aus dem Bioreaktor. Fraunhofer-Gesellschaft, Forschung kompakt vom 2. August 2021, Seite 1

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