Aus den Ländern

Ein neuer Präsident und eine Frischzellenkur für den Vorstand

Landesapothekerkammer Baden-Württemberg stellt sich für die kommenden fünf Jahre auf

STUTTGART (jb) | Dr. Martin Braun, Apotheker beim Phytohersteller Schwabe, ist neuer Kammerpräsident in Baden-Württemberg. Er löst damit Dr. Günther Hanke ab, der nach fast 20 Jahren an der Spitze der LAK nicht mehr angetreten war. Vize-Präsidentin Silke Laubscher wurde im Amt bestätigt, ebenso Rechnungsführer Dr. Peter Kaiser. Aber im Vorstand gibt es eine ganze Reihe neuer Gesichter: sechs von zehn Posten wurden neu besetzt.

Am 15. September fand in Stuttgart die konstituierende Sitzung der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg statt. Daher machten naturgemäß Wahlen einen großen Teil der Tagesordnung aus. Erstmalig wurde in diesem Jahr per elektronischem Tool abgestimmt, nachdem die Delegierten diesem Verfahren zugestimmt hatten.

Im ersten Wahlgang wurde ein neuer Präsident gewählt. Der bisherige Kammerpräsident Dr. Günther Hanke war nicht mehr angetreten. In seiner, wie er es nannte, „letzten Amtshandlung“ erklärte er, dass er seine Aufgabe mehr als 19 Jahre und damit so lange wie noch keiner vor ihm immer gerne und mit Freude ausgeübt habe. Er werde aber jetzt nicht „Graue (Anm. d. Red.: Vorsitzender des Hamburger Apothekervereins) machen“, der mit 82 Jahren noch einmal wiedergewählt wurde. „Das will ich mir und Ihnen ersparen“, so Hanke.

Lesetipp

In DAZ 2021, Nr. 14, S. 62, erläuterte Dr. Günther Hanke im Interview mit der DAZ, welche Herausforderungen aus seiner Sicht auf Apotheker zukommen werden und wie er die politischen Turbulenzen der jüngsten Vergangenheit bewertet.

Der Kammerversammlung wird er allerdings weiter angehören. Das tolle Wahlergebnis bei der Kammerwahl, über das er sich sehr freute, zeige ihm, dass er seinen Job nicht so ganz schlecht gemacht habe. Hanke dankte dem Haupt- und dem Ehrenamt für die langjährige gute Zusammenarbeit. Außerdem äußerte er Wünsche für die Zukunft. Ginge es nach dem scheidenden Präsidenten, sollte die Kammer Approbationsbehörde werden. Das habe viele Vorteile, so Hanke. Vielleicht auch erst mal als Pilotprojekt mit den Zahnärzten zusammen. Die Ärzte seien zwar auch dafür, hätten aber ein numerisches Problem. Hanke begründete den Wunsch damit, dass man den Prüflingen gerne nach bestandener Prüfung in der Kammer die Approbationsurkunde in die Hand drücken würde.

Zudem soll nach Ansicht von Hanke der 3D-Druck von Arzneimitteln in den Apotheken vorangebracht werden. Da gebe es bereits viele Aktivitäten. „Wenn man das richtig macht, ist das eine wunderbare Sache.“ Außerdem sprach sich Hanke für eine noch bessere Zusammenarbeit der Heilberufe bereits in der universitären Ausbildung aus, beispielsweise wie in Brandenburg, wo über eine Akademie der Heilberufe gesprochen werde. Hanke wurde mit großem Applaus verabschiedet, den er mit den Worten kommentierte, dass er nicht gedacht habe, dass ihm noch einmal etwas feuchte Augen bescheren könne.

Foto: DAZ/jb

Silke Laubscher, neue und alte Vizepräsidentin der LAK Baden-Württemberg, und der neue Kammerpräsident Dr. Martin Braun.

Zweite Kammer mit Industrieapotheker als Chef

Als Nachfolger gewählt wurde mit großer Mehrheit von 59 Ja-Stimmen und nur einer Nein-Stimme (bei sechs Enthaltungen) Dr. Martin Braun, Industrieapotheker bei Schwabe in Karlsruhe. Damit ist Baden-Württemberg neben Nordrhein die zweite Kammer mit einem Industrieapotheker an der Spitze – Nordrheins Kammerpräsident Hoffmann ist bei Bayer beschäftigt. Braun hatte seine Kandidatur bereits vor einer Weile angekündigt. Gegenkandidaten gab es keine. Der einzige Interessent, Dr. Dietmar Roth, hatte kurz vor der Wahl seine Kandidatur zurück­gezogen – aus Respekt vor dem Amt.

Für das Amt der Vizepräsidentin gab es ebenfalls nur eine Bewerberin, die bisherige Amtsinhaberin Silke Laubscher. Sie ist stellvertretende Leiterin einer Apotheke in Heidelberg und gehört dem geschäftsführenden Vorstand der ABDA an. Sie will sich unter anderem den pharmazeutischen Dienstleistungen widmen, die es mit Leben zu füllen gelte. Laubscher glaubt auch, dass dadurch der Arbeitsplatz Apotheke an Attraktivität gewinnt. Sie wurde mit 65 Ja-Stimmen und einer Enthaltung wiedergewählt. Außerdem wurde Peter Kaiser, selbstständiger Apotheker in Fellbach, als Rechnungsführer wiedergewählt.

Darüber hinaus galt es, zehn weitere Vorstandsposten zu besetzen. Wiedergewählt wurden Dr. Andrea Bihlmayer vom Regierungspräsidium in Tübingen, Daniela Klebes, Leiterin der PTA Schule in Freiburg, Krankenhaus­apotheker Dr. Andreas von Ameln-Mayerhofer und Tilmann Schöll, der eine Apotheke in Trossingen leitet. Für die kommende Legislaturperiode neu in dem Gremium sind Tatjana Buck, Friederike Uhl, Andrea Ulsamer, Philipp Böhmer, Dr. Björn Schittenhelm und Philipp Wälde – die alle angestellt oder selbstständig in der öffentlichen Apotheke tätig sind. Tatjana Buck fehlte krankheitsbedingt und wurde in Abwesenheit gewählt – ein Novum. Vor Beginn der Wahlen stimmten die Delegierten darüber ab, ob sich auch Mitglieder, die krankheitsbedingt nicht vor Ort sind, sich zur Wahl für ein Amt stellen dürfen.

Insgesamt umfasst die Delegierten­versammlung 70 Mitglieder plus drei Vertreter der Hochschulen. 27 Delegierte wurden neu, die meisten davon erstmalig gewählt. |

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