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Es gibt noch einiges zu tun …
Digitaler Experten-Livetalk zur E-Rezept-Einführung
Sechs Experten vermittelten unter der Moderation von Peter Ditzel, Herausgeber der Deutschen Apotheker Zeitung, aktuelle Informationen und Tipps, um sich fit fürs E-Rezept zu machen.
Lars Gottwald, Leiter Business Teams der Gematik, gab in seinem Impulsvortrag eine Übersicht über den Stand der E-Rezept-Einführung. Sein Einblick in die Testphase, die seit Juli 2021 im Raum Berlin-Brandenburg läuft, zeigte, dass die Technik funktioniert. Umgesetzt werden allerdings noch einige Verbesserungen, so zum Beispiel in der E-Rezept-App. Gottwald riet den Apotheken, an jedem Handverkaufsplatz in der Apotheke einen Scanner zu installieren, um das Einlösen der Rezepte an jedem Platz zu ermöglichen. Er wies auch darauf hin, dass jede der bis zu drei möglichen Verordnung auf einem E-Rezept einzeln bearbeitet, abgegeben und abgerechnet werden kann. Der Patient kann somit jedes der mit einem E-Rezept verordneten Arzneimittel in unterschiedlichen Apotheken einlösen. Gottwald geht davon aus, dass das E-Rezept trotz einiger Bedenken vonseiten der Ärzte am 1. Januar 2022 an den Start gehen wird.
Gut vorbereitet fürs E-Rezept zeigte sich Apotheker Robert Mache, Inhaber des Filialverbunds Mache-Apotheken im Großraum Stuttgart. Er konnte von seinen Erfahrungen mit mehreren E-Rezept-Projekten profitieren, an denen er beteiligt war und darüber berichten. Im E-Rezept und der Digitalisierung sieht er zahlreiche Vorteile für die Apotheken. Es ist zuversichtlich, dass auch die älteren Patientinnen und Patienten im E-Rezept keine Hemmschwelle sehen, sie werden den Papierausdruck in ihre Apotheken bringen. „Es liegt an uns, den Kunden ein attraktiveres Angebot zu machen als es die Versender können“, so Mache. Apothekerin Sarah Wessinger, die in der Mediengruppe Deutscher Apotheker verschiedene digitale Projekte betreut (z. B. apotheken.de und Scholz online), steht auch regelmäßig im HV, um den Bezug zur Apotheke zu halten. Sie geht davon aus, dass die Patientinnen und Patienten, die heute in die Apotheke kommen, dies auch weiterhin tun werden, auch mit dem E-Rezept auf Papier oder auf dem Smartphone: „Sie nutzen die Apotheke vor Ort, weil sie ihr vertrauen und die persönliche Beratung schätzen“, so Frau Wessinger. Wer online bestellt, hat dies auch bisher schon getan und wird es weiterhin tun, bei Versendern oder bei ihren Vor-Ort-Apotheken, ist sie überzeugt.
Chris Günter, Inhaber der Agentur caesar gustav für Werbung & e-Commerce, sieht zwar die Möglichkeit, dass die EU-Versender durch das E-Rezept verstärkt zum Zuge kommen. Umso mehr sollte es Aufgabe der Apotheken sein, das persönliche Gespräch mit den Kundinnen und Kunden zu suchen und sie von den Services vor Ort zu begeistern. Dr. Nina Buschek, Chefredakteurin des Digital Ratgebers aus dem Wort & Bild Verlag, ist skeptisch, ob das E-Rezept wirklich zum 1. Januar kommen wird, aber es kommt. Ihre Einschätzung: Die Patienten werden durchaus alle Wege nutzen, um ihre Rezepte einzulösen, also den Online-Weg, aber auch den persönlichen Weg vor Ort. Jeder Weg habt seine Berechtigung. Daher ist es wichtig, dass die Menschen in der Apotheke eine gute persönliche Betreuung erleben. „Und in Sachen Liefergeschwindigkeit ist die Vor-Ort-Apotheke einfach unschlagbar,“ so Frau Buschek. Unterstützung kommt im Übrigen auch vom Großhandel Gehe/AHD, wie Frederik Garlin, Abteilungsleiter Digitale Transformation bei der Gehe Pharmahandel, erläuterte. Das E-Rezept ist ein starkes Werkzeug, um den Patienten ein weiteres Angebot zu machen z. B. für schnellere Lieferwege, bessere Warenverfügbarkeit, da das Rezept schon vor dem Patienten in die Apotheke gelangt, so dass Apotheke und Großhandel rascher darauf reagieren können.
Das Fazit: Mehr Aufklärung übers E-Rezept scheint geboten zu sein. Vor allem in die Richtung, dass das E-Rezept nicht gleich Online-Rezept bedeutet, sondern durchaus vor Ort in der Apotheke einzulösen ist. Hier kommt noch Arbeit auf die Apotheken zu, Aufklärung auf allen Kanälen und in Kundengesprächen vor Ort. In Zukunft werden deshalb Patienten, die ihr E-Rezept persönlich in die Apotheke bringen, größte Aufmerksamkeit verdienen, denn sie könnten ihr Rezept ja auch mit einem Klick irgendwo anders hinschicken. Gleichzeitig sollten sich die Apotheken bewusst machen: Die Patienten kommen nicht nur durch die Apothekentür in die Apotheke, sondern auch online. Und auch diesen Patienten sollte größte Aufmerksamkeit entgegengebracht werden. Peter Ditzel stellte heraus „Patienten werden ihr E-Rezept genau dort einlösen und dorthin schicken, wo sie die größte Aufmerksamkeit erfahren, wo sie kompetent, freundlich und schnell bedient werden. Und das sollte in der Apotheke vor Ort sein, und nicht bei ausländischen Versendern.“ |
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