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Suche nach Herzrhythmusstörungen als Gemeinschaftsaufgabe
QT-Life: Neue Dienstleistung aus Apotheken in Schleswig-Holstein
Im Projekt QT-Life sollen Patienten, bei denen die Einnahme von Arzneimitteln zu einer Verlängerung der QT-Zeit im EKG führt, rechtzeitig erkannt werden. Denn dabei drohen Herzrhythmusstörungen vom Typ der Torsade-de-Pointes-Tachykardie mit Krampfanfällen, Schwindel, Synkopen und schlimmstenfalls plötzlichem Herztod. Um dies zu verhindern, sollen Patienten nach Verschreibungen von Arzneimitteln, bei denen diese Nebenwirkung bekannt ist, mit EKG-Sensoren untersucht werden.
3,1 Millionen Euro vom Innovationsfonds
Dafür haben der Apothekerverband Schleswig-Holstein, die Ärztegenossenschaft Nord, die DAK-Gesundheit, drei kardiologische Zentren, die Nambaya GmbH als Technologiepartner, das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und das SmartStep Data Institute als Konsortialführer ein Konzept entwickelt und damit den Innovationsfonds beim Gemeinsamen Bundesausschuss überzeugt. QT-Life wird vom Innovationsfonds mit 3,1 Millionen Euro im Bereich „Neue Versorgungsformen“ gefördert. Das Angebot an die Patienten soll am 1. April 2021 beginnen und ein Jahr lang bestehen. Diese Finanzierung ist unabhängig von den neuen Regeln für pharmazeutische Dienstleistungen nach dem Vor-Ort-Apotheken-Stärkungsgesetz. Dennoch ist zu erwarten, dass QT-Life die bundesweite Diskussion über pharmazeutische Dienstleistungen beeinflussen wird.
Apotheken bilden Ausgangspunkt des Ablaufs
Bei QT-Life ist in den teilnehmenden Apotheken folgender Ablauf geplant: Wenn ein Versicherter der DAK-Gesundheit eine Verordnung über ein Arzneimittel einlöst, bei dem eine Verlängerung der QT-Zeit als mögliche Nebenwirkung bekannt ist, soll das Apothekenpersonal die kostenfreie Teilnahme an dem Projekt anbieten. Wenn der Patient nach dem Beratungsgespräch einwilligt, wird die aktuelle Medikation des Patienten dokumentiert und das Apothekenteam bringt einen EKG-Sensor am Patienten an. Nach 24 Stunden kommt der Patient in die Apotheke zurück, und der Sensor wird entfernt. Die Apotheke lädt die Daten auf einen speziellen Server und erhält eine erste Auswertung nach einem Ampelsystem. Stellt die Software ein besonders problematisches Ergebnis fest, kann die Apotheke den Patienten sofort zum Arztbesuch auffordern. An dieser Stelle endet die Arbeit der Apotheke. Die Daten werden in jedem Fall von der zentralen Leitstelle der Ärztegenossenschaft Nord weiter bearbeitet und zur Befundung an einen teilnehmenden Kardiologen geschickt. Wenn sich dabei eine Auffälligkeit ergibt, organisiert die Leitstelle die weiteren Maßnahmen und leitet alle relevanten Informationen an den behandelnden Arzt weiter.
Die Apotheken erhalten für ihre Arbeit ein Honorar von 50 Euro pro Patient und werden zusätzlich für die Teilnahme an der verpflichtenden Schulung honoriert. Die Nutzung der Apotheken-IT wird vorausgesetzt, aber die weitere nötige technische Ausstattung wird von den Projektpartnern geliefert und vom Innovationsfonds finanziert. Dies sind insbesondere die EKG-Sensoren und der Zugang zur Software für die Datenanalyse.
Zusammenarbeit und Evaluation
Welche Erfahrungen der Apothekerverband Schleswig-Holstein bei der Projektentwicklung gemacht hat und welche Erwartungen an QT-Life hängen, erklärt der Verbandsvorsitzende Dr. Peter Froese im Interview auf Seite 21. Alle Projektpartner betonen die große Bedeutung ihrer Zusammenarbeit. Dr. Svante Gehring, Internist und Vorstandsmitglied der Ärztegenossenschaft Nord, freut sich, weil das Projekt „die interdisziplinäre Zusammenarbeit zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit in Schleswig-Holstein weiterentwickeln wird“. Cord-Eric Lubinski, Leiter der Landesvertretung Schleswig-Holstein der DAK-Gesundheit, erklärt: „Wir möchten die Früherkennung von Risiken nachhaltig fördern, damit unsere Versicherten die bestmögliche Betreuung erhalten.“ Das SmartStep Data Institute in Hamburg bildet die Schnittstelle zwischen allen Beteiligten. Ab April 2022 wird das Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen der Uniklinik Hamburg-Eppendorf unter Leitung von Prof. Dr. Matthias Augustin die Ergebnisse evaluieren. Das Projekt soll dabei mit Regionen verglichen werden, in denen dieses Screening nicht durchgeführt wird. |
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