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Arzneimittel und Therapie
Opioid-Kombination mit Folgen
Auch Z-Substanzen können Überdosierungsgefahr erhöhen
In den letzten 20 Jahren haben sich die mit Opioid-Verordnungen assoziierten Todesfälle in den USA vervierfacht. Weiterhin waren 30% aller Opioid-Überdosierungen auf ärztlich verordnete Opioide zurückzuführen. Diese Zahlen geben Anlass, weitere Risikofaktoren im Zusammenhang mit Opioid-Überdosierungen zu untersuchen.
Im Jahr 2016 warnte die FDA vor dem potenziellen Risiko einer Atemwegsdepression durch die Kombination von Opioiden mit Benzodiazepinen und anderen Arzneistoffen, die dämpfend auf das zentrale Nervensystem wirken, darunter Barbiturate und Z-Substanzen (Zolpidem, Zopiclon, Zapelon). Während eine klare Evidenz gegen die Kombination von Opioiden und Benzodiazepinen sprach, lagen keine handfesten Daten bezüglich der Kombination von Opioiden mit Z-Substanzen vor. Die Warnung beruhte lediglich auf den ähnlichen pharmakologischen Eigenschaften von Z-Substanzen und Benzodiazepinen (beide Stoffklassen binden an unterschiedliche Untereinheiten des GABA-Rezeptors).
Z-Substanzen weiter verordnet
Trotz der ausgesprochenen Warnung blieben Z-Substanzen häufig verordnete Arzneimittel, um Schlafstörungen bei Opioid-Patienten zu behandeln.
Noch immer erhält rund ein Viertel der Z-Substanz-Patienten in den USA zusätzlich ein Opioid. Die Kombination ist häufig nicht beabsichtigt, sondern entsteht durch die Behandlung durch unterschiedliche Ärzte.
Bislang fehlten die Daten für eine Risikoabschätzung der Kombination, doch eine aktuelle große Kohortenstudie schließt nun diese Lücke. Aus der IBM MarketScan Datenbank wurden Daten von 2005 bis 2017 von insgesamt 1021 Personen zwischen 15 und 85 Jahren analysiert. In einem 1 : 1-Verhältnis wurden zwei Kohorten gebildet, von denen eine einer Doppelexposition ausgesetzt war (definiert als mindestens eine Opioid-Verordnung innerhalb 14 Tagen vor einer Z-Substanz-Verordnung). Die zweite Kohorte war ausschließlich mit Opioiden behandelt worden. Als primäres Outcome wurde jede Art von Hospitalisierung oder Notfalleinsatz aufgrund von Überdosierung innerhalb von 30 Tagen nach Z-Substanz-Verordnung betrachtet.
Risiko deutlich erhöht
Insgesamt kam es zu 217 Hospitalisierungen (entsprechend einer Inzidenz von 52,5 Hospitalisierungen pro 10.000 Personenjahren) unter Patienten mit Doppelexposition und 57 Hospitalisierungen (14,4 Hospitalisierungen pro 10.000 Personenjahren) unter den Opioid-Patienten. Die adjustierte Hazard Ratio liegt damit bei 2,29 (95%-Konfidenzintervall [KI]: 1,97 bis 2,91).
Die Kombination von Opioiden mit Z-Substanzen ist also mit einer signifikanten und erheblichen Erhöhung des relativen Risikos für Überdosierungen gegenüber dem reinen Opioid-Gebrauch verbunden.
Die Konsequenzen dieser Studienergebnisse sind ernst zu nehmen – besonders vor dem Hintergrund, dass sehr viele Patienten diese Doppelverordnung erhalten.
Alternative Trazodon?
Um Fälle von beabsichtigter Überdosierung auszuschließen, waren in der Studie alle Patienten mit schweren psychiatrischen Erkrankungen ausgeschlossen worden. Zudem wurde eine Vergleichsgruppe mit einer Doppelexposition von Opioiden und Trazodon analysiert. Trazodon hat ein ähnliches Indikationsgebiet wie Z-Substanzen, wirkt jedoch über einen anderen Wirkmechanismus (keine GABA-Rezeptor-Interaktion). Das Risiko einer Überdosierung war unter dieser Kombination deutlich niedriger. Folglich könnte Trazodon eine sicherere Alternative sein, um Schlafstörungen bei Opioid-Patienten zu behandeln. Für diesen Schluss sind allerdings weitere Untersuchungen nötig. |
Literatur
Szmulevicz A et al. The Risk of Overdose With Concomitant Use of Z-Drugs and Prescription Opioids: A Population-Based Cohort Study. Am J Psychiatry 2021;178:643-650
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