Prisma

Durch den Großstadt-Dschungel

Selten auf dem kürzesten Weg

Foto: Tierney/AdobeStock

San Francisco Trotz gitterförmiger Anordnung der Straßen kann auch hier die Wegoptimierung herausfordernd sein.

us | Zu Fuß im Straßengewirr einer Großstadt den kürzesten Weg ans Ziel zu finden ist nicht immer leicht. Nur selten ist es möglich, einfach der Luft­linie entlang zu spazieren. Stattdessen muss man immer wieder abbiegen und um den Block laufen um anzukommen. Dabei fällt es Menschen schwer, sich intuitiv für die kürzeste Route zu entscheiden. Ein internationales Team um den Wissenschaftler Dr. Paolo Santi hat nun die Bewegungsdaten von über 14.000 Fußgängern ausgewertet, die sich im alltäglichen Leben durch die amerikanischen Städte Boston und San Francisco bewegten. Die hochauflösenden GPS-Daten entnahmen sie mit Zustimmung der Nutzer einer App für Mobilitäts-Tracking. Insgesamt standen den Forschern mehr als 550.000 Pfade zur Auswertung zur Verfügung. Aus ihrer nun in der „Nature Computational Science“ erschienenen Publikation geht hervor, dass die Testpersonen meistens nicht die kürzeste Strecke an ihr Ziel wählten. Da auf einer längeren Strecke mehr Entscheidungen wie „links, rechts oder geradeaus?“ getroffen werden müssen, können hier mehr Fehler akkumulieren. So beobachteten die Forscher, dass die Testpersonen auf längeren Strecken stärker vom kürzesten Weg abwichen. Am Beginn eines Weges neigten die meisten Probanden dazu, den Weg einzuschlagen, der in die Richtung ihres angestrebten Zieles zeigte, auch wenn eine andere Route kürzer gewesen wäre. Das führte dazu, dass viele Menschen auf dem Rückweg eine andere Route wählten, als auf dem Hinweg. Allerdings sollte berücksichtigt werden, dass Menschen in manchen Situationen bewusst eine längere Strecke wählen. Etwa weil die Sonne scheint und der Umweg durch den Park einen Blick auf das herrlich bunte Herbstlaub bietet. |

Literatur

Bongiorno C et al. Vector-based pedestrian navigation in cities. Nat Comput Sci 2021;1:678-685

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