DAZ aktuell

Apotheker mit Flugbegleitern verglichen

KBV-Vertreterversammlung zur Impfung in Apotheken

cm/ral | Die KBV-Vertreterversammlung hält rein gar nichts davon, dass in Apotheken künftig gegen Corona geimpft wird. Apotheker impfen zu lassen sei, als würde man einen Flugbegleiter ein Flugzeug fliegen lassen, zog der Gynäkologe Rolf Englisch aus Westfalen-Lippe bei der Versammlung vergangene Woche einen wenig schmeichelhaften Vergleich. Verabschiedet wurde ein Antrag, in dem sich die Delegierten klar dagegen aussprachen, Apotheker in die Nationale Impfkampagne einzubeziehen. Dies gefährde die Volks­gesundheit, meint die KBV-VV.

Wie sehr die geplante Einbindung von Apotheken in die Corona-Impfung die Ärzte bewegt, zeigte sich unter anderem daran, dass bereits die Vorsitzende der Vertreterversammlung, Petra Reis-Berkowicz, in ihrer Eröffnungsrede darauf einging. Die Politik baue hier potemkinsche Dörfer auf, um vom eigenen Versagen abzulenken, sagte die Allgemeinmedizinerin. Das Impfstoff-Chaos werde dadurch zusätzlich verschärft. „Es bringt nichts, ein ohnehin knappes Gut auf mehr Köpfe zu verteilen.“ Zudem seien die Impflinge für die Apotheker „völlig fremde Menschen“, deren körperlicher und seelischer Zustand ihnen nicht bekannt sei. Und nicht zuletzt fehle es den Pharmazeuten an Kompetenz, in Notfallsituationen angemessen zu reagieren. Der Laborarzt Andreas Bobrowski aus Schleswig-Holstein setzte noch einen drauf: Auch das Testen auf SARS-CoV-2 gehöre ausschließlich in die Praxen. Immerhin falle dies in den Bereich Diagnostik und das sei naturgemäß eine ärztliche Aufgabe. Er berichtete, dass es außerhalb der Praxen ganz besonders häufig zu falsch positiven Testergebnissen käme – auch weil die betreffenden Leistungserbringer bei der Auswahl des Materials nicht ausreichend Wert auf die Qualität legten, sondern einkauften, was gerade verfügbar und günstig sei. Bobrowski warnte davor, beim Impfen Fehler aus der Vergangenheit zu wiederholen. „Wir haben beim Testen gesehen, was passiert, wenn man ärztliche Leistungen in die Hände von Laien legt.“

Ihr Fett weg bekam bei der Vertreterversammlung zudem die Gematik – und auch hier fiel wieder ein Vergleich mit der Flugbranche: KBV-Vorstandsmitglied Thomas Kriedel berichtete vom Stand der Digitalisierung des Gesundheitswesens und fällte in Bezug auf das E-Rezept ein vernichtendes Urteil: „das E-Rezept ist durchgefallen“. Er habe erhebliche Zweifel, dass es nach der Testphase fliegen werde. |

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