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Apothekenangestellte zwischen Mut und Wut

Ein Kommentar von ADEXA-Vorstand Andreas May

Foto: Angela Pfeiffer/Adexa

Andreas May

Wie fühlt es sich für Apotheken­an­gestellte an, die im Dezember an der vom Bundesministerium für Gesundheit überstürzt angeordneten Aus­gabe der kostenlosen FFP2-Masken beteiligt waren – und die nun hören, dass die Masken der zweiten Abgabephase ab 10. Februar nicht mehr mit dem ursprünglich vereinbarten Fixhonorar von 6 Euro, sondern nur noch für 3,30 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer abgerechnet werden?

Gut, in diesem Fall trifft es neben den Vor-Ort-Apotheken auch die ausländischen Versender, deren Kalkulation ebenfalls dahinschmilzt. Aber Angestellte, die sich erhofft hatten, dass ihre Apothekenleitung nach dem Ausgabezeitraum nun doch endlich mit dem Corona-Bonus ein Zeichen der Wertschätzung setzen würde, werden sich häufig enttäuscht sehen. Denn die Frustration der Inhaber über Spahns Wortbruch dürfte letztlich an die Beschäftigten weitergereicht werden.

Es gibt viele Bereiche, in denen öffentliche Apotheken immer noch nicht kostendeckend von den Kassen bezahlt werden. Da hätte diese eine, eventuell vom jetzigen Zeitpunkt aus betrachtet eher großzügig kalkulierte Honorierung Bestandsschutz genießen dürfen, ja müssen. Schließlich wurden die Maskenbestände vielfach längst bestellt, als sie noch teurer waren.

Apothekenangestellte – auch das muss sich die Politik vor Augen führen – bekommen von beiden Seiten den Unmut zu spüren: von Kunden und Patienten, weil der Bundesgesundheitsminister mit heißer Nadel strickt und anderen dafür die Erklärung überlässt. Und von der Apothekenleitung, die sich zu Recht über ein Gebaren aufregt, das Verträge und Vereinbarungen mit Verordnungen aushebelt.

Ein weiterer Grund zum Frust: Obwohl Apothekenteams mit vielen kranken Menschen zu tun haben, gehören sie selbst erst zur dritten Risikogruppe. Sie werden sich also noch eine ganze Weile gedulden müssen, bis sie die Möglichkeit zur Impfung bekommen. Trotzdem enga­gieren sich viele Apotheken­angestellte in Impfzentren und mobilen Impfteams. Das ist vorbildlich und zeigt einmal mehr: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Apotheken sind systemrelevant, engagiert und ja, auch mutig, denn hier wird ohne eigenen Schutz Neuland be­treten, damit unsere Gesellschaft wieder aus der Pandemie gelangt.

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