Arzneimittel und Therapie

Metformin gegen die Erblindung

Seltener altersbedingte Makuladegeneration unter Antidiabetikum

mab | Die altersbedingte Makuladegeneration (AMD) ist eine der Hauptursachen für Erblindung bei älteren Personen. Nach wie vor gibt es keine Prävention. Da in der Vergangenheit immer wieder ein präventiver Effekt von Metformin auf verschiedene altersbedingte Erkrankungen diskutiert worden ist, wollten Forscher um Blitzer et al. nun der Frage nachgehen, ob das Antidiabetikum auch vor der Entwicklung einer altersbedingten Makuladegeneration schützen kann. Dazu haben sie in einer groß angelegten Fallkontrollstudie Krankenkassendaten zwischen Januar 2007 und Dezember 2017 ausgewertet. Bei 312.404 Per­sonen (58,2% Frauen) im Alter über 55 Jahren war eine altersbedingte Makuladegeneration diagnostiziert worden. Diese wurden mit 312.376 Kontrollpersonen (55,2% Frauen) gematcht. In der Fallgruppe waren etwas mehr Diabetiker (26,0%) als in der Kontrollgruppe (25,5%). Und tatsächlich: Nahmen die Probanden Metformin ein, so ließ sich ein um 6% reduziertes Risiko (Odds Ratio [OR]: 0,94; 95%-Konfidenzintervall [KI]: 0,92 bis 0,96), eine altersbedingte Makuladegeneration zu entwickeln, feststellen. Eine niedrige bis moderate Dosis Metformin wies dabei den größten Nutzen auf. Bei einer eingenommenen Menge Metformin von 1 bis 207 g über zwei Jahre ergab sich eine OR = 0,91, bei höheren Einnahmemengen zwischen 601 und 1080 g lag die OR nur noch bei 0,94. Nahmen die Patienten jedoch mehr als 1080 g Metformin über zwei Jahre ein, ließ sich kein präventiver Effekt des Antidiabetikums mehr feststellen. Wurden nur die ­Diabetiker in die Analyse mit eingeschlossen, blieben die Erkenntnisse bestehen. Lediglich wenn die Diabetiker bereits eine diabetische Retinopathie aufwiesen, war das Risiko, eine altersbedingte Makuladegeneration zu entwickeln, unter Metformineinnahme sogar erhöht (OR: 1,07; 95%-KI: 1,01 bis 1,15). Ob das Antidiabetikum möglicherweise in Zukunft tatsächlich präventiv gegen die altersbedingte Makuladegeneration eingesetzt werden könnte, müssen weitere prospektive Studien nun zeigen. |

Literatur

Blitzer A L, Ham S A, Colby K et al. Association of Metformin Use With Age-Related Macular Degeneration. JAMA Ophtalmology 2021. doi:10.1001/jamaophthalmol.2020.6331

Das könnte Sie auch interessieren

Vitamin D3 und Omega-3-Fettsäuren zeigen keinen Benefit

Enttäuschend bei AMD

Metformin und Liraglutid bei Übergewichtigen als Ergänzung auf dem Prüfstand

Zusatz zu Insulin bei Diabetes Typ 1 sinnvoll?

Frauen mit Typ-2-Diabetes erhalten weniger Arzneimittel als Männer

Ungleich behandelt

GLP-1-Rezeptoragonisten, DPP-4- und SGLT-2-Inhibitoren punkten unterschiedlich

Drei Antidiabetika-Klassen im Vergleich

Der GLP-1-Agonist schützt besser vor Alzheimer als andere Antidiabetika

Tausendsassa Semaglutid?

Helicobacter-Eradikation, Vitamin- und Knoblauchsupplementation im Vergleich

Magenkrebs langfristig vorbeugen

Erhöhte Zufuhr ist mit geringerer Inzidenz altersabhängiger Makuladegeneration assoziiert

Calcium für die Augen

Möglicher Benefit einer Kombinationsbehandlung?

Gliflozine und Glutide im Doppel

Möglicher Benefit einer Kombinationsbehandlung

Gliflozine und Glutide im Doppel

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.