Wirtschaft

Kritische Substitution

Widerstand gegen automatische Biologika-Substitution

ks | Derzeit erstellt der Gemein­same Bundesausschuss (G-BA) Hinweise für den automatischen Austausch von Biopharmazeu­tika in Apotheken, die Mitte August 2022 in Kraft treten sollen. Diese Regelung stößt auf breite Ablehnung. Vor allem bei den pharmazeutischen Unternehmen, aber auch bei Ärzten, Apothekern und Patienten. Allein die Krankenkassen freuen sich über ein neues Sparinstrument.

Bald muss der G-BA eine Entscheidung treffen, wie es mit dem Bio­logika-Austausch in der Apotheke laufen soll. Im Stellungnahme­verfahren zu seinem Entwurf zur Änderung der Arzneimittel-Richt­linie bekommt er allerdings mächtig Gegenwind. Auch die ABDA – im Schulterschluss mit der AMK – macht deutlich, dass sie die Austauschbarkeit zwar grundsätzlich für möglich gehalten hatte – doch der nun vorliegende Entwurf berücksichtige kritische Aspekte nicht ausreichend. Besorgt ist man um die Adhärenz, etwa wenn die Zulassung eines Biosimilars in einer Indikation nicht mit dem verordneten Biologikum über­einstimmt. Zudem verweist die ABDA auf den über das übliche Maß hinausgehenden Beratungsaufwand zu den komplexen Arzneimitteln – dieser müsse adäquat vergütet werden. Und so lehnt die ABDA die Austauschverpflichtung mittlerweile ab, insbesondere, wenn sie rabattvertragsgesteuert ist.

Auch die Pharmaverbände (BPI, BAH, vfa, AG Pro Biosimilars) machen mobil gegen die automatische Substitution. Das geschieht nicht nur in ihren Stellungnahmen an den G-BA. In einem gemeinsamen Appell an den Gesetzgeber forderten sie diesen vergangene Woche erneut zum Handeln auf und den 2019 beschlossenen Austausch zu stoppen: Es sei nicht hinnehmbar, die sichere Patientenversorgung mit Blick auf keinesfalls gesicherte Einsparungsaussichten auszuhebeln und gleichzeitig den Pharmastandort Deutschland zu gefährden, erklärten die Verbände.

Der AOK-Bundesverband hält dagegen: „Laut einer Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK wären allein im Jahr 2019 Einsparungen in Höhe von 758 Millionen Euro für die GKV möglich gewesen, wenn in der Therapie immer das preiswerteste vergleichbare Biosimilar zum Einsatz gekommen wäre“, erklärte die Vorstandschefin Carola Reimann. |

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