Gesundheitspolitik

„Werde nicht müde, daran zu arbeiten“

Overwiening erklärt Ärzten die Dienstleistungen und wirbt für Zusammenarbeit

cha | Es sei schwer nachvollziehbar, welche Geschütze aufgefahren werden – so kommentierte ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening die kritischen Stimmen aus der Ärzteschaft zu den pharmazeutischen Dienstleistungen im ÄrzteTag-Podcast der „Ärzte Zeitung“. Ausführlich beantwortete sie Fragen zur Ausgestaltung und Finanzierung und warb intensiv für eine verstärkte interprofessionelle Zusammenarbeit.

Overwiening erklärte den Zuhörern, welch großer Bedarf gerade bei älteren Patienten bestehe, für ihre Arzneimitteltherapie einen niedrigschwelligen Ansprechpartner zu haben, bei dem zudem die Verordnungen verschiedener Ärzte und selbst gekaufte Arzneimittel zusammenlaufen. Genau dies sei bei den Apotheken vor Ort der Fall. Das Ziel der pharmazeutischen Dienstleistungen sei, die Therapie zu mehr Erfolg zu führen, es handle sich nicht um eine Kontrollinstanz, sondern um eine Hilfe­stellung für die Patienten. Die ABDA-Präsidentin verwies auf eine Studie, nach der jeder Patient, der mehr als drei Arzneimittel regelmäßig einnehme, im Durchschnitt 6,7 arzneimittelbezogene Probleme habe. Es sei ein Glück, dass die Apotheken jetzt die Möglichkeit bekämen, diese zu erkennen bzw. zu verhindern und sie gemeinsam mit den Ärzten und Patienten aus der Welt zu schaffen. Weiter erklärte Overwiening, man rechne mit 250.000 Krankenhauseinweisungen jährlich aufgrund von arzneimittelbezogenen Problemen, davon 25.000 mit tödlichem Ausgang. Es sei nur folgerichtig, dass der Gesetzgeber dies, wie nun im Vor-Ort-Apotheken-Stärkungsgesetz geschehen, verhindern wolle.

Overwiening: Besuche Kammer- und KV-Versammlungen

Sie selbst habe erwartet, so Overwiening, dass die Ärzteschaft das begrüße und dass dies der Startschuss sei für mehr interprofessionelle Zusammenarbeit. „Ich werde nicht müde werden, daran zu arbeiten“, kündigte sie an. Sie sei bereit, in jede Ärztekammer- oder KV-Versammlung zu kommen und Rede und Antwort zu stehen.

Auf Nachfrage des stellvertretenden Chefredakteurs der „Ärzte Zeitung“ Hauke Gerlof informierte Overwiening über die Dienstleitungen an sich und welche Voraussetzungen die Apotheker dafür erbringen müssten. Die Arbeitsmaterialien seien mit den jeweiligen ärztlichen Fachgesellschaften abgestimmt worden. Die ABDA-Präsidentin betonte, man wolle den Ärzten nichts streitig machen, sondern gemeinsam für die Patienten vor Ort das beste rausholen.

20 Prozent weniger Honorar für Apotheker als im EBM

Ausführlich ging Overwiening auf die Honorierung ein. Hier war von den Ärzten kritisiert worden, dass sie selbst schlechter bezahlt würden als die Apotheker. Dazu merkte Overwiening an, dass das Honorarbudget bei 150 Millionen Euro gedeckelt sei und es passieren könnte, dass man für manche Dienstleistungen gar nichts bekomme. Sie hätte sich gefreut, wenn die Ärzte vor ihrer Kritik einmal in den schriftlichen Schiedsspruch geschaut hätten – dann wäre jeder Vergütungsneid sofort dahin gewesen. Die Honorare für die Dienstleistungen lägen sowieso 20 Prozent unter der Vergütung des einheitlichen Bewertungsmaßstabs (EBM). Zudem könnten die Apotheker nicht wie die Ärzte verschiedene Pauschalen abrufen, sondern bekämen nur eine Dienstleistung vergütet. Beispielsweise erhalte ein Arzt für einen Medikationscheck mit Konsil 160 Euro – und das nicht nur alle zwölf Monate wie die Apotheker. |

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