- DAZ.online
- DAZ / AZ
- AZ 27/2022
- Keine Zeit für die ...
Gesundheitspolitik
Keine Zeit für die Apotheker
ABDA bekommt keinen Termin bei Bundesgesundheitsminister Lauterbach
„Egal, welche Wege wir versuchen, bisher haben wir keine Gelegenheit bekommen, ihn persönlich als ABDA-Vertreterinnen und -Vertreter kennenzulernen“, sagte ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening vergangenen Mittwochabend im Nachgang zur ABDA-Mitgliederversammlung vor Journalisten. „Ich habe den Eindruck, dass er die Apothekerschaft und vor allem deren Vertretung eher als Lobbyverband sieht, der ausschließlich an seinen eigenen Interessen und nicht an der Versorgung der Menschen interessiert ist.“
Für die Standesvertretung ist das im Vergleich zur Amtszeit von Ex-Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) eine Umstellung: Mit ihm soll der Austausch recht rege gewesen sein, zudem kannten sich Overwiening und Spahn bereits aus ihrer Heimat Westfalen-Lippe. Mit Lauterbach fällt es der ABDA scheinbar schwerer, eine gemeinsame Ebene zu finden – dabei ist der Gesprächsbedarf aufseiten der Bundesvereinigung groß.
Overwiening kritisierte erneut die kürzlich vorgestellten Eckpunkte für ein GKV-Spargesetz, und das mit ungewohnt deutlichen Worten.Geradezu empört zeigte sich die ABDA-Chefin, dass Lauterbach die Apotheken seinen Worten nach eindeutig nicht zu den Leistungserbringern zählt. „Er differenziert sehr ordentlich: Mit Leistungserbringern im Gesundheitswesen meint er die Ärztinnen und Ärzte sowie die Kliniken.“ Und diese Leistungserbringer wolle Lauterbach nicht zur Kasse bitten, da er bei ihnen keinen finanziellen Spielraum sehe.
Overwiening: Apotheken sind Leistungserbringer!
Die Apotheken allerdings nimmt er davon aus – „im Gegensatz zu den Leistungserbringern wird er von den Apotheken einen entsprechenden Zuschuss erwarten“, fasst Overwiening zusammen. Was genau Lauterbach erwartet, lässt er derzeit jedoch offen. Die Präsidentin appellierte an den Minister: „Herr Lauterbach, wir Apotheken gehören zu den Leistungserbringern! Uns für gestiegene Ausgaben für Arzneimittel verantwortlich zu sehen, zeugt von einer undifferenzierten Betrachtung.“ Overwiening erinnerte daran, dass die Apotheken weitgehend von der Preisentwicklung im Arzneimittelsektor abgekoppelt sind.
„Falsch und unfair“
Zu den vergangene Woche von Gesundheitsminister Lauterbach vorgestellten Eckpunkten für die GKV-Finanzreform erklärte ABDA-Präsidentin Overwiening in einem ersten Statement: „Die Apothekerinnen und Apotheker sind entsetzt darüber, dass ausgerechnet sie herangezogen werden sollen, um die Finanzlöcher in der gesetzlichen Krankenversicherung zu stopfen. Die Apotheken sind jetzt schon hoch effizient, da gibt es keine Effizienzreserven mehr.“ Der Anteil der Apotheken an den GKV-Ausgaben sei in den vergangenen Jahren immer weiter gesunken – auf jetzt 1,9 Prozent. Die Apotheken vor Ort seien schon jetzt stark belastet – an ihnen zusätzlich sparen zu wollen „ist dramatisch, es ist falsch und es ist unfair“, so Overwiening. Besonders befremdlich sei, wenn der Minister Kürzungen ankündige und zeitgleich weiter auf die Unterstützung der Apotheken in der Pandemiebekämpfung setze.
Apothekerinnen und Apotheker seien Heilberufler, stellte die ABDA-Chefin klar, die ihren gesetzlichen Auftrag zur Arzneimittelversorgung verlässlich, kreativ, qualitätsgesichert und lösungsorientiert erfüllten. Sie haben laut Overwiening in der Pandemiebekämpfung alle ihnen gestellten Aufgaben mit Bravour bewältigt – „ist das jetzt Ihr Dankeschön an die Sie unterstützende Apothekerschaft?“ Es sei für die Mitgliederversammlung „ein bedeutender Schritt, dass ein Minister, nachdem wir so viel geleistet haben, nichts Besseres zu tun hat, als mit einer Sparandrohung an uns um die Ecke zu kommen“. Dem werde das Gremium in einem Schreiben an Lauterbach Ausdruck verleihen.
Sehr, sehr guter Draht zu Dittmar und Franke
In Sachen Kommunikation mit dem Ministerium gibt es trotz allem einen kleinen Lichtblick: Den Draht zu Staatssekretärin Sabine Dittmar und Staatssekretär Edgar Franke beschreibt Overwiening als „sehr, sehr gut“. Beide zeigten sich kooperativ und seien gut zu erreichen. „Ich freue mich über die gute Arbeitsbeziehung, die da entstanden ist.“ Sie hoffe nun, eine solche auch mit dem Minister selbst noch aufbauen zu können. |
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.