Gesundheitspolitik

Investieren statt Ausgaben reduzieren

Expopharm-Eröffnung: Industrie und Großhandel an der Seite der Apotheken

ks | Zur Tradition der Expo­pharm-Eröffnung zählen auch die Grußworte der „befreundeten Verbände“. Nach zweijähriger Messepause präsentierten sich Großhandel und Industrie als Partner an der Seite der Apotheken – und zeigten großes Verständnis für deren Unmut über das geplante GKV-Finanzstabilisierungsgesetz.

André Blümel, Vorstandschef des Großhandelsverbands Phagro, betonte die gute Zusammenarbeit mit den Apotheken – auch in der COVID-19-Impfkampage: „Unsere Impfstofflogistik war ein Riesen­erfolg.“ Doch in den letzten Monaten habe sich für alle die Lage verschärft. Stichworte sind u. a. Inflation, Energiekrise, Lieferkettenprobleme. Großhandel und Apotheken müssten nun partnerschaftlich entscheiden, wie das hohe Versorgungsniveau aufrechterhalten und zugleich energiesparende Maßnahmen umgesetzt werden könnten. Die für Apotheken im GKV-Spargesetz vorgesehenen Belastungen hält Blümel für einen Fehler: Wolle die Politik diese Infrastruktur und damit die bestehende Versorgungsqua­lität für Patienten erhalten, müsse sie investieren (und entsprechende Rahmenbedingungen sichern), nicht aber Ausgaben reduzieren.

Jörg Wieczorek, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes der Arzneimittel-Hersteller (BAH), verwies ebenfalls auf die Probleme mit den Lieferketten und der Energie – sowie dem Personal. Es fehlten Lkw-Fahrer für den Transport, Packmaterialien und Container aus China würden immer teurer, die Lieferzeiten länger. Doch die Hersteller versuchten alles, um zu liefern. Verständnis für die geplanten Sparmaßnahmen zu­lasten der Pharmaindustrie kann Wieczorek in dieser Situation nicht aufbringen. Ebenso wenig für die Kürzungen bei Apotheken.

Kai Joachimsen, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie (BPI), sagte, es sei fraglich, ob alle pharmazeutischen Unternehmen die gegenwärtige Belastungsprobe überstehen werden. Und nun setze die Regierung gerade bei ihnen und den Apotheken den Rotstift an. Der BPI-Chef zeigte sich besorgt: „Wie viel Zeit sollen die Apotheken noch mit der Verwaltung von Engpässen verbringen?“ Zeit, die keiner vergütet bekomme und die nicht in die kompetente Patientenberatung fließen könne. Seit Jahren bringe der BPI Vorschläge ein, um das Risiko für Lieferengpässe zu reduzieren. Aber: „Krisen werden lieber verwaltet, statt deren Ursachen anzugehen“, so Joachimsens Fazit. „Statt die Apotheken zu stärken, will man ihnen jetzt ans Portemonnaie.“

Auch Han Steutel, Vorstandsvor­sitzender des Verbandes der forschenden Arzneimittelhersteller (vfa), würdigte die Leistungen der Apotheke und zeigte kein Verständnis für die Sparpläne der Regierung. Dass die Arzneimittelpreisverordnung als Grundlage der Apothekenvergütung seit Jahren nicht angepasst wurde, werde nicht berücksichtigt.

Peter Stenico, Vorstandschef von Pro Generika, hob ebenfalls auf die Lieferengpässe ab. Vor zehn Jahren sei mit dem Chemotherapeutikum 5-FU erstmals ein Arzneimittel in Deutschland knapp geworden. Es sei ein „Weckruf“ für seinen Verband gewesen, doch „leider sind offenbar nicht genug Leute wach geworden“. Inzwischen seien Engpässe normal geworden, selbst an Versorgungsengpässe habe man sich fast schon gewöhnen müssen. Es sei natürlich gut, wenn es nun möglich sei, dass Apotheken selbst hergestellte Fiebersäfte abrechnen könnten. Doch das löse nicht das Problem. „Gut ist es erst, wenn die Unternehmen wieder verlässlich liefern können!“, so Stenico. Nötig seien Anreize für Unternehmen, sich wieder an der Versorgung zu beteiligen und resilientere Lieferketten aufzubauen. |

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