Gesundheitspolitik

Kommentar: Vom Ende her denken

Kommentar von Christine Ahlheim

Die Einführung des E-Rezepts in Deutschland ist weiterhin ein Trauerspiel. Wer dachte, dass mit dem Stecken der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) in der Apotheke zumindest übergangsweise eine einfache und schnell umsetzbare Möglichkeit zum Einlösen gefunden wurde, sieht sich nun getäuscht. Die Datenschützer haben Beden­ken angemeldet und bislang ist nicht bekannt, wann diese ausgeräumt sein werden (s. S. 8).

Zu dieser misslichen Situation ist es gekommen, weil die Verantwortlichen es bei der Entwicklung des E-Rezepts versäumt haben, die Sache vom Ende her zu denken. Denn zum einen hätte ganz oben auf der Prioritätenliste stehen müssen, dass das Einlösen des Rezepts vor allem auch für Ältere leicht möglich sein muss. Doch da sich offenbar nur junge digitalaffine Menschen damit auseinandergesetzt haben, kam eine komplizierte Lösung aus NFC-fähiger eGK, App und PIN zustande.

Zum anderen hätten aber auch die Datenschützer bereits bei der Entwicklung der Zugangswege mit am Tisch sitzen müssen. Dann wäre es nicht erst zu einem Zeitpunkt, an dem die Arbeit der Gematik schon recht weit gediehen war, zur großen Überraschung gekommen.

Doch darüber hinaus hat Deutschland offenbar ein grundsätzliches Problem: Zu hohe Ansprüche an den Datenschutz führen dazu, dass die Digitalisierung nur in einer Weise umgesetzt werden kann, die ihre Nutzung für die Bürger hoch kompliziert macht. Hier ist die Politik gefragt. Sie muss dafür sorgen, dass der Datenschutz keine Hürden aufbauen darf, die die Nutzer kaum mehr überwinden können. Nur dann kann sie ihre ambitionierten Digitalisierungsziele erfolgreich umsetzen.

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