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Gesundheitspolitik
Kommentar: Die Ärzte ins Boot holen
Die bewährte Ordnung in unserem Gesundheitswesen gerät immer mehr aus den Fugen. Dass Arzneimittel aus den Niederlanden per Post geliefert werden, daran hat man sich fast gewöhnt. Doch dies wird seit einiger Zeit noch ausgeweitet, indem die EU-Versender mit Telemedizinanbietern kooperieren, die Rezepte für verschreibungspflichtige Arzneimittel ausstellen – teilweise nur auf Basis eines Fragebogens.
Umso erstaunlicher ist, wie gelassen – um nicht zu sagen: gar nicht – die Ärzteschaft bislang auf diese Entwicklung reagiert hat. Erfreulich ist daher, dass vor Kurzem eine kleinere Gruppierung, die Freie Ärzteschaft, anlässlich der Übernahme des Versenders Disapo durch die Parfümeriekette Douglas eindringlich davor gewarnt hat, dass mit der Einführung des E-Rezepts vermehrt Patienten bei den ausländischen Versendern landen und von diesen dann an Telemedizinfirmen verwiesen werden (s. AZ 2022, Nr. 7, S. 2). Das E-Rezept werde damit „zum Türöffner für die Übernahme des ambulanten Medizinbetriebes durch Großkonzerne“. Nun hat die Freie Apothekerschaft, eine ebenfalls kleinere Gruppierung, nachgelegt und in einem Brief an die Deutsche Apotheker Zeitung den Schulterschluss von Ärzten und Apothekern gefordert.
Wichtig wäre jedoch, dass sich nicht nur die „Kleinen“ engagieren. Vielmehr sollte die ABDA versuchen, die Bundesärztekammer oder die Kassenärztliche Bundesvereinigung ins Boot zu holen. Denn dann dürften die Chancen gar nicht schlecht stehen, den Bundesgesundheitsminister zu sensibilisieren für die Gefahren der „Plattformeritis“ – sowohl für die Gesundheit der Patienten als auch für die Versorgungsstrukturen vor Ort.
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