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Interpharm online
„Digital“ macht vieles leichter
Welche Initiativen heimversorgende Apotheken ergreifen können
Als Heike Gnekow 2015 in ihre Heimatstadt Hamburg zurückkehrte, widmete sie sich voll und ganz der Heimversorgung bei der Privilegierten Adler Apotheke in Hamburg. Seit 2018 leitet sie diese gemeinsam mit ihrem Vater. Heute läuft die Heimversorgung über eine eigens spezialisierte Filiale der Adler Apotheke ab. Außerdem ist sie Mitglied im Bundesverband der Versorgungsapotheker, BVVA.
Im Eröffnungsvortrag des letzten Kongresses der Interpharm online 2022 lieferte sie eine Übersicht zur Heimversorgung und erläuterte ihre Erfahrungen zu Chancen und Herausforderungen dieser Tätigkeit für Apotheken.
Pflegekräfte entlasten
Überlegt sich eine Apotheke, mit einem Pflege- oder Seniorenheim einen Versorgungsvertrag nach § 12a Apothekengesetz zu schließen, stellt sich die Frage: Wie sollen die Arzneimittel zum Bewohner gelangen? Eine Möglichkeit ist das manuelle Stellen, die andere Option wäre, Arzneimittel maschinell zu verblistern oder verblistern zu lassen.
Gnekow plädiert für das maschinelle Verblistern. Hier macht sich eine erste Chance der Heimversorgung bemerkbar: Denn liefern Apotheken die Medikation der Heimbewohner verblistert, spart das den Pflegekräften viel Zeit. Beim maschinell verpackten Schlauchblister werden Arzneimittel für jeden Patienten und jeden Einnahmezeitpunkt einzeln abgepackt, beschriftet und die Füllung mitsamt Uhrzeit fotografiert. Dadurch ist stets nachvollziehbar, welches Arzneimittel wann verblistert wurde. Zudem ist die Methode sicherer und hygienischer als das patientenindividuelle Stellen.
Kommunikation digitalisieren
Pharmazeutisch ist bei der Heimversorgung von Vorteil, dass die Arzneimittel eines Patienten in der Regel nicht von mehreren Apotheken geliefert werden. Dadurch und durch den von den Pflegekräften erstellten Medikationsplan kennen Apotheken die gesamte Medikation der Patienten mitsamt Bedarfsmedikation und Nahrungsergänzungsmittel.
Für Gnekow sind heimversorgende Apotheken die „Hüter des Medikationsplans“ und bringen mehr Sicherheit in die Arzneimitteltherapie. Eine große Herausforderung ist aber für viele der Weg, über den sich Apotheken und Heime austauschen. Oft übermitteln Pflegeheime Medikationspläne via Fax. Mitunter verschwinden die Faxe, manchmal sind Pläne, die ankommen, schlecht lesbar. Gnekow spricht hier vom „Bermudadreieck der Heimversorgungs-Kommunikation“.
Sie entschied sich daher, einen Online-Medikationsplan über eine Plattform zu etablieren. Auf diesen können alle Beteiligten zeitgleich zugreifen und ihn tagesaktuell anpassen. Eine Schnittstelle ermöglicht, dass der Plan als bundeseinheitlicher Medikationsplan erkannt werden kann.
Zwar sind Pflegeheime heute noch nicht so weit, ihr Personal etwa mit portablen Geräten ständig auf Online-Pläne zugreifen lassen zu können. Daher arbeiten sie noch immer mit einem Ausdruck des digitalen Plans.
Auch Protokolle zur Stationsbegehung, Interaktionsmeldungen und die Schulungen für Pflegekräfte können digitalisiert und damit vereinfacht werden, zum Beispiel über Webinare oder E-Learning Angebote. Gnekow schätzt, dass auch das E-Rezept Prozesse zur Heimversorgung leichter machen wird. Dadurch werden Ressourcen frei, die sonst beim von Taxieren von Rezepten verbraucht werden.
Welche Zusatzleistungen kommen infrage?
In ihrem Vortrag erklärte Heike Gnekow: Die Heimversorgung bietet Potenzial, neue Dienstleistungen zu erproben. Zum Beispiel führt die Adler Apotheke monatlich einen Mörserbarkeitscheck für Tabletten durch, die Heimbewohner erhalten. Viele Patienten erhalten Arzneimittel über eine Sonde oder klagen über Schluckbeschwerden. Apotheken sollten prüfen, ob sich die Arzneiform bei den betroffenen Patienten wirklich eignet.
Das ist nicht die einzige Zusatzleistung, die infrage kommt. Heimbewohnern, die – etwa nach einer Kurzzeitpflege – an ihre Wohnstätte zurückkehren, könnten Auszugsblister angeboten werden, die die Medikation für 14 Tage sicherstellen, bis sich Verantwortungsbereiche für die Therapie der Patienten neu geordnet haben.
Zudem organisierte Gnekows Adler Apotheke ein Projekt mit einer Pharmazeutin im Praktikum. Diese überprüfte alle Medikationspläne danach, ob verordnete Protonenpumpeninhibitoren eine gültige Indikation hatten. War eine Indikation nicht erkennbar, kontaktierte sie die Ärzte. Viele Patientinnen und Patienten wurden so von der unplausiblen Medikation und deren möglichen Nebenwirkungen befreit. Die Referentin betonte: Diese Beispiele zeigen, dass die Heimversorgung spannend ist und Spaß machen kann. Apotheke könnten sie gezielt für die Nachwuchsgewinnung nutzen. |
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