Arzneimittel und Therapie

Impfen nicht erlaubt!

STIKO nennt Kontraindikationen für Immunisierungen

mab | Seitdem auch in Apotheken geimpft werden darf, stellt sich bei bestimmten Patienten die Frage, ob denn nun eine Kontraindikation vorliegt oder nicht. Empfehlungen liefert das Epidemiologische Bulletin 4/2022 der beim Robert Koch-­Institut angesiedelten Ständigen Impfkommission STIKO.

Kontraindiziert ist ein Impfstoff, bei dem gegen einen der Inhaltsstoffe ­Allergien vorliegen (z. B. Neomycin, Streptomycin). Traten unter oraler Aufnahme von Hühnereiweiß allergische Symptome auf, sollte auf die Verwendung eines Hühnereiweiß-haltigen Impfstoffs (z. B. Gelbfieber- oder Influenza) verzichtet werden. Auch bei akuten schweren Erkrankungen sollte mit der Immunisierung bis zur vollständigen Genesung abgewartet werden. Keine absolute Kontraindikation liegt laut STIKO vor, wenn eine unerwünschte Wirkung in zeitlicher Abhängigkeit von einer Impfung auftrat. In Abhängigkeit der Schwere der Reaktion kann trotzdem erneut mit dem Impfstoff immunisiert werden. Bevor Personen mit Immundefekten (angeboren oder erworben) einen Lebendimpfstoff erhalten, sollte prinzipiell der den Immundefekt behandelnde Arzt kontaktiert werden. Eine Impfung mit Totimpfstoffen hingegen ist bedenkenlos möglich (s. auch Kasten). In bestimmten Fällen empfiehlt die STIKO, den Impferfolg nach erfolgter Immunisierung serologisch zu kontrollieren. Eine Immunisierung von Schwangeren sollte unterbleiben, wenn der Impfstoff nicht empfohlen oder dringend indiziert ist. Der Lebendimpfstoff Masern-Mumps-Röteln ist bei schwangeren Frauen absolut kontraindiziert, hingegen kann der Lebendimpfstoff gegen Gelbfieber unter eindeutiger Nutzen-Risiko-Abwägung verabreicht werden.

Tipps für Personen mit Immundefekt

Spezielle Ratgeber zur Immunisierung von Immundefizienz-Patienten finden Sie, indem Sie auf www.deutsche-apotheker-zeitung.de den Webcode J7JR8 ins Suchfeld eingeben.

Irrtümliche Kontraindikationen

Folgende Fälle werden häufig als Kontraindikation betrachtet, sind es aber nicht:

  • banale Infekte, auch mit leicht erhöhter Temperatur (< 38,5° C)
  • ein möglicher Kontakt der zu impfenden Person zu Personen mit ansteckenden Krankheiten
  • Krampfanfälle in der Familie
  • Fieberkrämpfe in der Anamnese des zu impfenden Kindes
  • Ekzeme u. a. Dermatosen, lokal begrenzte Hautinfektionen
  • Behandlungen mit Antibiotika
  • Behandlungen mit niedrig dosierten oder topischen Glucocorticoiden
  • Schwangerschaft der Mutter des zu impfenden Kindes
  • Neugeborenenikterus
  • Frühgeburtlichkeit
  • Stillende: alle notwendigen Impfungen möglich außer Gelbfieber (vereinzelt traten Fälle von Enzephalitis beim gestillten Säugling auf)
  • gestillte Säuglinge |

Literatur

4.7 Kontraindikationen und falsche Kontra-indikationen. Epidemiologisches Bulletin 4/2022, Informationen der STIKO, S. 29-30

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