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Management
Die individuelle Sinngebung wecken
Wie sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter motivieren und langfristig halten lassen
Sein ganzes Berufsleben im selben Betrieb verbringen – das scheint heutzutage immer seltener vorzukommen. Doch für Unternehmen, die dem Fachkräftemangel ausgesetzt sind, stellen motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich langfristig binden lassen, das wichtigste Pfund im Kampf gegen die Personalnot dar. Wie kann das gelingen – vor allem aus Sicht der Apotheken?
In dieser und weiteren DAZ-Ausgaben möchten wir das Thema „Personalnot in Apotheken“ aus verschiedenen Blickwinkeln thematisieren. Wie ist die allgemeine Lage auf dem Arbeitsmarkt? Welche Möglichkeiten gibt es, neue Mitarbeiterinnen und neue Mitarbeiter zu finden? In diesem Artikel lesen Sie sieben Tipps, wie sich Beschäftigte langfristig motivieren und im Betrieb halten lassen können. Hierzu zählen:
- Entfachen Sie in Ihren Mitarbeitern den Sinn für ihre Arbeit.
- Führen Sie Ihre Mitarbeiter individuell und Motiv-orientiert. Erlernen Sie Menschenkenntnis.
- Unterstützen Sie als „Mentor“ Ihre Mitarbeiter in der Zielerreichung und in der persönlichen Entfaltung.
- Übertragen Sie Verantwortung und vertrauen Sie.
- Fördern Sie den Positiv-Effekt in Ihrer Apotheke.
- Loben Sie.
- Haben Sie gemeinsam Spaß!
Intrinsische und extrinsische Motivation
Geld ist wichtig, aber gerade in einem Wettbewerbsumfeld nicht entscheidend. Apothekeninhaberinnen und -inhaber sollten vor allem auf die sogenannte intrinsische Motivation ihrer Teammitglieder setzen. Sieht die jeweilige Mitarbeiterin oder der jeweilige Mitarbeiter in seinem Handeln etwas Sinnvolles, dann macht sie bzw. er seine Arbeit auch gerne. Führungskräfte nehmen dabei eine Schlüsselrolle ein, denn sie vermitteln Mitarbeitern durch wertschätzende Führung, Lob, Feedback, Maßnahmen und Ziele, welchen Einfluss die Mitarbeiterleistung auf den Apothekenerfolg hat. Das fördert eine hohe intrinsische Motivation. Plötzlich macht es Spaß, auch mal unter Stress auf (gemeinsame) Ziele hinzuarbeiten und dann auf das Erreichte zurückzublicken.
Intrinsische Motivation bedeutet, dass die Person einer Sache intensiv nachgeht, weil sie Spaß oder großes Interesse daran hat. Die Person „brennt“ gewissermaßen dafür und sieht einen Sinn in ihrem Handel und Tun. Gründe hierfür können der Spaß an der Arbeit, aber auch Verantwortungsgefühl sein. Intrinsische Motivation entsteht auf der Grundlage positiver Gefühle. Man empfindet bei der jeweiligen Tätigkeit wahre Freude, ist im Idealfall unabhängig von der Bestätigung oder Belohnung durch Dritte. Weitere Faktoren für die Entstehung intrinsischer Motivation sind positive Herausforderungen und Wissbegierde. Dass die Arbeit in der Apotheke, die Herstellung und Abgabe von Arzneimitteln, die Beratung und Betreuung von Menschen, absolut sinnvoll ist, bestreitet wohl niemand. Allein die (freiwillige) Berufswahl von Apothekerinnen und Apothekern, PTA und PKA ist die deutlichste Ausprägung für diese intrinsische Motivation. Sie hält normalerweise ein ganzes Berufsleben an – nahezu unabhängig von äußeren Einflüssen und den geltenden Arbeitsbedingungen.
Dagegen ist die extrinsische Motivation maßgeblich von außen bedingt. Das Ziel des Handelnden ist eine externe Belohnung, die sich von der Aktivität selbst unterscheidet. In der Apothekenwelt bedeutet extrinsische Motivation immer öfter die Grundidee einer variablen zusätzlichen Vergütung durch Boni bzw. durch eine an Ziele orientierte, variable Vergütung. Wer also die gesetzten Leistungs- und/oder Umsatzziele beispielsweise zum Aktions- oder Jahresende erreicht, bekommt einen Bonus. Es wird so mit der Wenn-Dann-Methode geführt. Doch holen Sie wirklich mit einer variablen Vergütung mehr aus Ihren Mitarbeitern heraus? Müssen Sie Ihre Mitarbeiter durch Geld motivieren?
Das ist nicht unbedingt immer der richtige Weg – denn Mitarbeitergespräche werden so zunehmend auf „Bonusverhandlungen“ reduziert. Wird ein Mitarbeiter zusätzlich variabel bezahlt, wird jedes Feedback und Mitarbeitergespräch gleichzeitig eine Verhandlung über den nächsten Bonus. Die Mitarbeiter konzentrieren sich nicht mehr auf den gemeinsamen Apothekenerfolg, sondern nur noch auf die Erhaltung des Boni. Das „gemeinsame“ Wohlergehen der Apotheke steht für einige Mitarbeiter damit nicht unbedingt im Mittelpunkt des Handelns. Auf andere Mitarbeiter wirkt das Boni-orientierte Verhalten des Kollegen egoistisch. Doch wie fördern Sie genau die intrinsische Motivation eines jeden Mitarbeiters in Ihrer Apotheke?
Tipp 1: Erwecken Sie den Sinn für ihre Arbeit
Jeder Mensch sucht Sinn in dem, was er täglich tut. Wenn dem Mitarbeiter bewusst oder unbewusst der Sinn für das fehlt, was er tut, macht er über kurz oder lang nur noch das, was er denkt, was man von ihm erwartet. Die Folge ist der berühmte „Dienst nach Vorschrift“: Die Kunden in der Apotheke werden nur mit dem Nötigsten versorgt, die für Sie als Apothekeninhaberin oder -inhaber wichtigen Zusatzempfehlungen fallen mehr oder weniger weg. Dieses „Sinn-lose“ Arbeiten kann zu häufigeren Krankmeldungen führen und Konflikte im Team auslösen: Glauben Sie, dass Mitarbeiterin B für die demotivierte Mitarbeiterin A gerne einspringt – und das nur „weil sie keine Lust hat“? Oder denken Sie, dass von einem Kunden Ihrer Apotheke, der von einem demotivierten Mitarbeiter gerade so noch bedient wird, eine Empfehlung im privaten Umfeld zu erwarten ist? Wohl kaum. Dabei sind Mund-zu-Mund-Empfehlungen gerade im Gesundheitsbereich so entscheidend.
Wenn Sie Ihre Mitarbeiter motivieren wollen, so ist es wichtig, selbst eine klar definierte Vision zu haben. Dabei spielt – wie in allen anderen Unternehmensbelangen auch – das „Warum“ eine große Rolle. Das eigene „Warum“ und das der Apotheke, für die man arbeitet, zu kennen, trägt neben einigen anderen Faktoren stark zur Mitarbeitermotivation und zum Engagement bei. Stimmt die Vision der Apotheke mit der des Angestellten überein, so ist dieser aufgrund der emotionalen Bindung engagierter. Und haben Sie als Führungskraft zuallererst eine eigene Vision, denn schon Aurelius Augustinus wusste: „Was du in anderen entzünden willst, muss in dir selbst brennen.“ Erst wenn Sie selber eine schriftliche Vision von einer Erfolgsapotheke der neuen Zeit haben und den brennenden Wunsch verspüren, gemeinsam mit einem Erfolgsteam Hand in Hand ihre Apotheke zu einem kompetenten zukunftsorientierten Gesundheitsunternehmen aufzubauen, werden Ihnen selber neue kreative Ideen und Steps einfallen, um Ihr Team mit auf diesen Erfolgsweg zu nehmen. Erst dann ist es möglich, Mitarbeiter für die neuen Chancen zu begeistern.
Tipp 2: Individuell und Motiv-orientiert führen
Statt alle Mitarbeiter gleich zu behandeln, ist es sinnvoll, die Mitarbeiter sehr individuell und Motiv-orientiert zu führen. So können unnötige Reibereien und Konflikte vermieden und auch bei bereits hoher Arbeitsbelastung die Motivation und Leistung gesteigert werden.
Unterschiedliche Menschentypen haben nun mal unterschiedliche Motivatoren und De-Motivatoren. Hieraus ergeben sich zwei wichtige Fragen; „Wie kann ich die vorhandenen individuellen Motive eines jeden Mitarbeiters erkennen und abrufen?“ und „Wie kann ich Demotivation vermeiden?“. Denn auch wenn „Motivation“ nur bedingt erzeugt werden kann, ist De-Motivation ganz einfach möglich. Daher sollten sich beispielsweise Führungskräfte immer zuerst fragen, wie sie De-Motivation vermeiden können und stattdessen einen Rahmen schaffen, in dem sich die ohnehin vorhandene individuelle Motivation zielgerichtet entfalten kann. Authentizität und Einfühlungsvermögen sind die Schlüssel, mit dem Sie und Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter persönliche Autonomie und Selbstbestimmung erreichen.
Die Gespräche, die Sie mit ihren Mitarbeitern führen, sollten also sehr individuell und kooperativ verlaufen. Versuchen Sie keinesfalls, den Mitarbeiter zu „Zielen“ zu überreden, sondern lassen Sie ihn eigene Ideen für Zielsetzungen einbringen. Und daher ist es so wichtig, die eigenen individuellen Ziele des Mitarbeiters möglichst gut an die persönlichen Motive anzupassen. Vereinfacht gesagt, besteht ein wichtiger Schritt zu Motivation also darin, die richtigen Ziele mit dem Mitarbeiter zu setzen – und das sind solche, die möglichst gut mit den impliziten Motiven harmonieren. Auch hier ist die Grundvoraussetzung für motivierende und individuelle Ziele eine gute Menschenkenntnis. Nur wenn Sie als Führungspersönlichkeit wissen, wo die persönlichen Stärken, Schwächen und Begrenzungen eines jeden Mitarbeiters liegen, werden die Mitarbeiter sich motivierende Ziele setzen können. Und nur, wenn die Mitarbeiter ihre Ziele als wirklich erstrebenswert ansehen, werden sie mit Volldampf an der Zielerreichung arbeiten. Die gute Nachricht daran: Menschenkenntnis ist lernbar und macht die Führungsarbeit viel einfacher!
Tipp 3: Unterstützung bei der Zielerreichung
Ziele sind nichts anderes, als dadurch die Entwicklung und das Wachstum Ihrer Mitarbeiter individuell zu fördern! Wenn Mitarbeiter ihr Fachwissen, Beratungswissen und ihr Persönlichkeitspotenzial stetig ausbauen dürfen und diese im Apothekenalltag anwenden können, gehen sie jeden Tag motiviert an die tägliche Arbeit. Wer persönliche Ziele hat, hat etwas, wonach er streben kann. Das motiviert und kann Mitarbeiter zu Höchstleistungen antreiben. Nichts ist motivierender als mit den eigenen Stärken wachsen zu dürfen. Dabei ist es wichtig, dass Sie gemeinsam in einem Mitarbeitergespräch die Wachstumsbereiche und Ziele besprechen. Das Ziel sollte klar zu erkennen und zu erreichen sein. Man muss ja nicht gleich nach den Sternen greifen! Stecken Sie also gemeinsam mit dem Mitarbeiter Teilziele pro Monat oder Quartal ab, sodass Ihre Mitarbeiter ein klares Ziel verfolgen können. Unterstützen und begleiten Sie als „Mentor“ die Mitarbeiter bei der Zielerreichung durch regelmäßiges und wertschätzendes Feedback. So kommen Sie gemeinsam Schritt für Schritt zum großen Erfolg.
Tipp 4: Verantwortung übergeben, Kontrolle reduzieren
Übertragen Sie Verantwortung und vertrauen Sie Ihren Mitarbeitern. Neigen Sie dazu, ständig alle und alles zu kontrollieren? Das ist schlecht für die Mitarbeitermotivation. Versuchen Sie loszulassen und übertragen Sie Mitarbeitern eigenständige Projekte, sodass sie ihr Wissen beweisen können. Lassen Sie sie eigenständig Aktionen entwickeln und fördern Sie ihre Kreativität – das steigert das Selbstwertgefühl der Mitarbeiter und fördert die Motivation enorm.
Und falls etwas nicht so läuft, wie Sie es sich erhoffen oder gar Fehler passieren: Leben Sie eine positive Fehlerkultur vor! Es hat einen großen Einfluss auf die Motivation und die Einstellung Ihrer Mitarbeiter, wie in der Apotheke mit Fehlern umgegangen wird. „Bestrafen“ Sie den Mitarbeiter nicht wegen eines Fehlers, sondern versuchen Sie zusammen mit ihm daraus zu lernen. Denken Sie stets an das Zitat: „Ein Experte ist aus dem Grund ein Experte, da er Tausende von Fehlern gemacht hat! Jeden Fehler jedoch nur einmal! Sonst traut sich in Ihrer Apotheke in Zukunft niemand mehr, etwas Neues auszuprobieren oder Verantwortung für eine Aktion zu übernehmen. Und das bedeutet Stillstand – für eine zukunftsorientierte Apotheke ein absolutes „No-Go“.
Tipp 5: Den „Positiveffekt“ verstärken
Psychologen, Ärzte und Sportler wissen längst, welche Kraft im Vertrauen ins eigene Können liegt. Doch obwohl Schlagworte wie positives Denken weit verbreitet sind, wird dieses Wissen in einem Bereich noch erstaunlich wenig genutzt: in der Arbeitswelt allgemein und in der Apothekenwelt besonders. Dabei ist genau das der Durchbruch zum Erfolg! Dabei gehen Sie zuallererst mit gutem Beispiel voran. Wenn Sie selbst negativ denken, können Sie von Ihren Mitarbeitern nichts Positives erwarten. Sie müssen selbst vorleben, dass Sie positiv und lösungsorientiert sind. Schon morgens sollten Sie mit guter Laune und hoher Eigenmotivation Ihre Apotheke eröffnen, denn Ihre Mitarbeiter orientieren sich stark an Ihnen. Mitarbeiter geben dann „Alles“ wenn Sie positive und fördernde Rahmenbedingungen und eine positive Apothekenkultur erleben können. Positives und chancenorientiertes Gedankenmanagement ist ein so wertvolles und gewinnbringendes Lernfeld für jede Apothekenführungskraft.
Tipp 6: Mitarbeiter loben
Seien Sie ehrlich: Jeder mag es, nach einem Projekt, einer besonderen Aufgabe von der Apothekenleitung oder den Kollegen gelobt zu werden. Zu oft nehmen wir im Alltag gute Leistungen als selbstverständlich an. Um Mitarbeiter zu motivieren, ist es wichtig, ihnen auch zu sagen, dass sie eine gute Leistung erbracht haben. Natürlich darf man im umgekehrten Fall auch mal konstruktive Kritik üben, wobei die Betonung auf konstruktiv liegt. Für ein wertschätzendes Feedback sollten Sie Ihrem Mitarbeiter sagen, was er besonders gut macht und was Sie an ihm schätzen. Und danken Sie ihm für seine Unterstützung. Sie werden sehen, seine Motivation wird sich deutlich erhöhen.
Last but not least: Tipp 7
Zum Schluss kann es nur den einen Tipp geben: Haben Sie gemeinsam Spaß! Arbeit geht immer viel leichter von der Hand, wenn man in einer entspannten und lockeren Atmosphäre ist. Spaß und Freude im Apothekenalltag sind so motivierend. Zeigen Sie Ihren Mitarbeitern, dass Sie an ihrem generellen Wohlbefinden interessiert sind. Das kann für einen zusätzlichen Motivationsschub und eine gesteigerte Mitarbeiterbindung sorgen.
Dabei sind es oft auch die kleinen Dinge, die das Leben ausmachen. Spendieren Sie Ihren Mitarbeitern doch mal eine Pizza! Oder überraschen Sie sie mit einem Obsttag oder einem Smoothie-Tag. Und feiern Sie die kleinen und auch großen Zwischenziele und Erfolge gemeinsam. Abgeschlossene Projekte oder eine tolle Kundenaktion sollten auch gemeinsam im Team gefeiert werden. Das stärkt den Teamzusammenhalt und motiviert alle für das nächste Projekt, weitere Aktionen und Aufgaben. |
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