„Das will ich nicht“

us | Wer den Kopf schüttelt, drückt damit klar aus: Nein, ich will das nicht! Diese Geste verstehen selbst kleine Kinder schon. Doch warum wird diese Bewegung universell so eindeutig interpretiert? Diese Frage stellte sich schon im 19. Jahrhundert der britische Naturforscher Charles Darwin. Während er seine eigenen Kinder beobachtete, formulierte er dazu folgende Theorie: Die einzige Möglichkeit für ein Kleinkind weitere Nahrungszufuhr abzulehnen, ist eine Seitwärtsbewegung des Kopfes. Das gilt beim Stillen, wenn die Mutter den Kopf des Kindes mit der Hand stützt und eine Rückwärts­bewegung nicht möglich ist. Außerdem kann das Kind den Saugreflex nicht einfach unter­drücken. Auch wenn das Kind gefüttert wird, ist seine einzige Chance dem Löffel zu entkommen, den Kopf zur Seite zu drehen. Demnach wäre die Seitwärtsbewegung des Kopfes als ablehnende Geste bereits seit frühster Kindheit im Menschen eingeprägt und müsste in unterschiedlichen Kulturen weltweit zu finden sein. Bis auf einige wenige Ausnahmen trifft das auch zu. Eine dieser Ausnahmen ist Bulgarien, wo das Kopfschütteln vielerorts als Zustimmung verstanden wird. Für Darwins Hypothese spricht aber weiterhin, dass in vielen Gebärdensprachen eine Art Kopfschütteln zur Verneinung verwendet wird. Einige Studien deuten außerdem darauf hin, dass auch taub-blind geborene Kinder Verneinung durch Seitwärts­bewegungen des Kopfes ausdrücken. In der Tierwelt konnte bisher nur bei den uns Menschen nahe verwandten Bonobos eine Geste ähnlich dem Kopfschütteln beobachtet werden. Allerdings scheinen Affen allgemein wenig mit dem Kopf zu kommunizieren. Dass sich Menschen von klein auf mit einer Seitwärtsbewegung des Kopfes verständigen, konnte der Autor dieses Textes bei seiner Tochter beobachten, die im Alter von weniger als einem Jahr begeistert den Kopf schüttelte, ein Nicken jedoch noch lange nicht zustande brachte. |