Prisma

Sonnenvitamin aus Nachtschattengewächs

Tomaten bilden Cholecalciferol

Foto: Patryssia/AdobeStock

us | Menschen, die einen Großteil ihrer Zeit in Innenräumen verbringen, haben keine Chance, auf natürlichem Wege ausreichend hohe Vitamin-D3-Level zu erreichen. Der Körper bildet unter UV-B-Strahlung Vitamin D3 aus Provit­amin D3 (7-Dehydrocholesterol, 7-DHC). Über die Ernährung kann ein Mangel kaum ausgeglichen werden, denn nur wenige Lebensmittel enthalten geringe Konzentrationen des Vitamins (z. B. Fisch, Eier, Milchprodukte). Dabei spielt Vitamin D3 beim Calcium-Stoffwechsel und für die Funktion des Immunsystems eine wichtige Rolle. Ein internationales Forscherteam arbeitet daher daran, Nutzpflanzen die Fähigkeit zu verleihen, Vitamin D zu synthetisieren. Tomatenpflanzen bilden in ihren Blättern geringe Mengen 7-DHC. Hier dient es jedoch als Zwischenprodukt bei der Biosynthese steroidaler Glykoalkaloide und nur ein kleiner Anteil wird unter UV-B-Strahlung zu Vitamin D3 um­gesetzt. In den Früchten akkumuliert es natürlicherweise nicht. Mittels CRISPR-Cas9-Technologie editierten die Wissenschaftler um die britische Naturstoffforscherin Professorin Cathie Martin das Genom der Pflanzen. Sie blockierten ein Enzym, das an der Umsetzung von 7-DHC zum Glykoalkaloid α-Tomatin beteiligt ist. Auf das Wachstum und den Ertrag der Pflanzen hatte diese Mutation keinen Einfluss. Dafür konnte 7-DHC nun in erhöhten Konzentrationen auch in Früchten nachgewiesen werden. Unter UV-B-Strahlung bildeten die Tomaten nennenswerte Vit­amin-D3-Konzentrationen. In ihrer Publikation im Fachjournal „Nature Plants“ verglichen die Forscher den Gehalt einer ihrer Tomaten mit dem von zwei Eiern oder 28 g Thunfisch. Damit hätten auch Vegetarier und Veganer die Möglichkeit, ihre Vitamin-D-Speicher über ein Lebensmittel zu füllen. Weitere Mutationen könnten die Penetration von UV-B-Strahlung in die Früchte erleichtern. Unklar ist, welche Folgen der Eingriff ins Genom der Pflanze für ihre Fitness in der Umwelt hat. α-Tomatin wirkt insektizid und fungizid. Ein Mangel des Alkaloids könnte Tomatenpflanzen anfälliger für Pathogene und Fressfeinde machen. |

Literatur
Li J et al. Biofortified tomatoes provide a new route to vitamin D sufficiency. Nat Plants 23. Mai 2022

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