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Aus den Ländern
Versorgungswerke erzielen gute Ergebnisse im zweiten Pandemiejahr
Neue Herausforderungen erschweren den Start ins Jahr 2022
Christian Schmidt und Stefan Strunk, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft berufsständischer Versorgungseinrichtungen e. V. (ABV), referierten über die folgenden Themen aus der Arbeit der ABV:
1. (Renten-) Politik
1.1. Russischer Angriffskrieg auf die Ukraine
1.2. Rentenpolitische Vorhaben nach Koalitionsvertrag
1.3. Engführungen im Befreiungsrecht
2. Kapitalanlagen
2.1. Nachhaltigkeit in der Kapitalanlage
2.2. Eigene Anlagevorschriften für Versorgungswerke
3. Kommunikation
3.1. Herausforderungen für die Mitgliederkommunikation
3.2. Vorbereitung von Workshops
4. Digitalisierung
4.1. Elektronisches Befreiungsantragsverfahren
4.2. Elektronisches Meldeverfahren nach § 47a Abs. 2 Satz 1 2. Halbsatz SGB V, § 47a Abs. 2 SGB VII, § 44 Abs. 2 und § 44a Abs. 4 Satz 7 SGB XI
5. Europa
5.1. Konferenz zur Zukunft Europas
5.2. Blockierung der Reform der Koordinierung der sozialen Sicherheit durch den Rat der Europäischen Union
Im Anschluss berichteten ehren- und hauptamtliche Vertreter der einzelnen Versorgungswerke unter anderem über Satzungsänderungen und Überlegungen hinsichtlich des Rechnungszinses.
Die Versorgungswerke begegnen der lang andauernden Niedrigzinsphase mit immer breiter gestreuten Anlagen und hohen Sicherheitsrücklagen, um die Leistungen für ihre Mitglieder auf Dauer sicherstellen zu können. Während die Corona-Pandemie die Versorgungswerke gerade zu Beginn des Jahres 2020 vor sehr große Herausforderungen gestellt hatte, verlief das Geschäftsjahr 2021 bei den meisten Versorgungswerken erfolgreich. Einzig die pandemiebedingte, atypische Absenkung der Beitragsbemessungsgrenze sorgte für eine Belastung in den versicherungsmathematischen Kalkulationen. Jedoch ist damit zu rechnen, dass die Folgen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine das Ergebnis für das Geschäftsjahr 2022 negativ beeinflussen werden. Die von Bundeskanzler Olaf Scholz diagnostizierte Zeitenwende betrifft nicht nur die Außen- und Sicherheitspolitik. Unser aller Lebensgefühl sei 30 Jahre nach Ende des Kalten Kriegs wieder durch eine existenzielle Bedrohung gekennzeichnet, betonte Schmidt.
Der Klimawandel ist ständig im Fokus der apothekerlichen Versorgungswerke. Die Themen ESG (Environment Social Governance) und Nachhaltigkeit stehen bei Anlageausschuss- und Gremiensitzungen auf jeder Tagesordnung. Insbesondere in Nordrhein-Westfalen ist dieses Thema bei der Finanzaufsicht stark im Fokus.
Gleich zu Beginn der Corona-Pandemie haben viele Versorgungswerke ihre Mitarbeiter in das „mobile Arbeiten geschickt“. Die Versorgungswerke der Apotheker sind sich darin einig, dass das „mobile Arbeiten“ in fast allen Häusern auch über das Ende der Pandemie hinweg angeboten werden solle. Auch haben sich in den meisten Versorgungswerken hybride Sitzungen etabliert. Sie bieten Möglichkeiten der Zeit- und Spesenersparnis und leisten darüber hinaus einen Beitrag zum Thema Nachhaltigkeit. Allerdings bleiben für Gremiensitzungen und wichtige Entscheidungssitzungen Präsenzveranstaltungen doch die sinnvollste Form des Austauschs, da man bei hybriden Sitzungen nicht jedes „Stirnrunzeln“ oder jede Gefühlsregung der Gesprächspartner mitbekommt.
Dynamisierungen wurden wieder in mehreren Versorgungswerken vorgenommen – jedoch sehr vorsichtig. In der Regel wurden sie für Anwartschaftsverbände mit niedriger Verzinsung oder als Inflationsausgleich vorgesehen. In der aktuellen und schon länger anhaltenden Situation am Kapitalmarkt liegen die Schwerpunkte bei allen Versorgungswerken weiterhin in der Stärkung der Rücklagen und des Risikokapitals.
Jens Hennes, Geschäftsführer und Vorstandsmitglied des Versorgungswerks der Apothekerkammer Nordrhein (VANR), hielt einen spannenden und lebendigen Vortrag zum Thema „chancenorientiertes Risikomanagement“. Er erläuterte den Weg des VANR und dessen Vorteile. Christian Schmidt und die ständige Konferenz der Versorgungswerke der Apotheker hatten beschlossen, die Frühjahrssitzung jeweils mit einem Vortrag aufzuwerten und inhaltlich noch interessanter zu gestalten. Das erwies sich mit diesem zweiten Vortrag auf jeden Fall als gelungen: Hennes wurde mit langem Beifall belohnt.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Versorgungswerke trotz der (nicht mehr so akuten) Corona-Krise aktuell gut aufgestellt sind, sich aber täglich neuen Herausforderungen wie jetzt dem Angriffskrieg in der Ukraine und dessen Auswirkungen stellen müssen. Jedes Versorgungswerk sollte für sich und seine Gegebenheiten den sichersten und sinnvollsten Weg suchen, um bestmöglich durch diese Krisen zu kommen. Wesentliche Schwerpunkte bilden dabei auch im Jahr 2022 das Risikomanagement, Stresstests sowie Asset-Liability-Studien. Viele Versorgungswerke nutzen bereits in der Versicherungsmathematik das offene Deckungsplanverfahren, da es mehr Gestaltungsspielraum bietet. Andere Versorgungswerke denken über Änderungen in der Versicherungsmathematik nach hin zum offenen Deckungsplanverfahren. |
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