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Kein Streit um Impfungen und Dienstleistungen
Konsens mit Ärztekammerpräsident in Schleswig-Holstein
Die Apothekerkammer Schleswig-Holstein hatte Herrmann wegen der Irritationen rund ums Impfen zu ihrer Kammerversammlung am 15. Juni nach Kiel eingeladen (siehe auch S. 66f). Inzwischen ergab sich mit den pharmazeutischen Dienstleistungen neuer Gesprächsstoff. Doch Herrmann machte sofort deutlich, dass er bei diesen Themen im Konsens mit den Apothekern ist. Es sei wichtig sich auszutauschen, betonte Herrmann. In Schleswig-Holstein sei die Interessengemeinschaft der Heilberufe dafür seit 46 Jahren bewährt. Außerdem seien die Schleswig-Holsteiner „anders aufgestellt“. Man sei nicht immer einer Meinung, aber lösungsorientiert und konsensfähig – ähnlich wie in Skandinavien. Es gebe auch genügend Probleme, die gemeinsam angegangen werden müssten, beispielsweise den Fachkräftemangel. Daher werde es von ihm keine reflexartigen Reaktionen in Schablonen geben, auch nicht die „Retourkutsche mit dem Dispensierrecht“. Er sei froh über die weise Entscheidung aus der Stauferzeit, die Berufe von Ärzten und Apothekern zu trennen. In der heutigen ökonomischen Welt sei das sogar noch wichtiger.
Corona- und Influenza-Impfungen, aber nicht mehr
Es sei auch nicht zielführend, über Corona- und Influenza-Impfungen durch Apotheker zu streiten. Der Gesetzgeber habe das entschieden und „wir brauchen ein dauerndes Angebot“, um diese Massenimpfungen niederschwellig durchzuführen, erklärte Herrmann. Doch bei noch weiter reichenden Plänen des Gesetzgebers sollten wir genau hinsehen und uns am Heilkundebegriff orientieren, mahnte Herrmann. Für seltenere Impfungen, etwa gegen FSME oder gar Gelbfieber, hätten die Ärzte genug Möglichkeiten. Dort sehe er eine Grenze.
Beratung, aber keine Therapieumstellung
Herrmann begrüßte ausdrücklich vermehrte pharmazeutische Beratungen in den Apotheken, insbesondere zur Polypharmazie, zu potenziell inadäquaten Arzneimitteln und zur Adhärenzförderung. „Wir sollten gemeinsam das bestmögliche Ergebnis der Pharmakotherapie erreichen“, erklärte Herrmann und ergänzte: „Ich ermuntere Sie dazu, sich auch für eine Vergütung einzusetzen“. Doch er sehe eine „rote Linie“, wenn Apotheker Therapieumstellungen vornehmen würden. Dies erwähne er zur „Prävention“, aber er sehe keine Gefahr, dass diese Linie überschritten werde, erklärte Herrmann. Insbesondere durch die digitale Transformation gebe es viele gemeinsame Aufgaben. Daher erklärte Herrmann: „Wir sollten die Zukunft miteinander gestalten, nicht gegeneinander“. Es gelte, die Versorgung insbesondere im ländlichen Raum aufrechtzuerhalten und Veränderungen gemeinsam anzugehen.
Rituale ohne Blick auf die Versorgung
Auf die Frage, warum Ärztefunktionäre auf Bundesebene so schroff auf die pharmazeutischen Dienstleistungen reagieren würden, erklärte Herrmann: „Das sind Rituale. Das ist aus dem vorigen Jahrtausend.“ Das sei rein emotional und „nicht aus Sicht der Versorgung gedacht“. Vorschläge der Politik für Leistungen, bei denen Apotheker Ärzte ersetzen, seien durch die alte Idee des „divide et impera“ (teile und herrsche) zu erklären. Stattdessen sollten Ärzte und Apotheker besser gemeinsame Lösungen anbieten. Er könne sich noch mehr Zusammenarbeit vorstellen, insbesondere im Krankenhaus. |
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