Apotheke und Markt

Dem Vitamin-B12-Mangel auf der Spur

Risikogruppen erkennen und beraten

Ein Mangel an Vitamin B12 ist bei bestimmten Risikogruppen weit verbreitet. Wird er nicht ausgeglichen, kann das hämatologische und neurologische Folgen haben. Über aktuelle Erkenntnisse und Erfahrungen aus der Praxis berichteten Fachärzte vor Kurzem bei einem Online-Expertengespräch.

Die ersten Symptome eines Vit­amin-B12-Mangels wie Müdigkeit und Erschöpfung sind unspezifisch. „Die Symptomatik ist oft derart individuell, dass eine eindeutige klinische Zuordnung nur in Einzelfällen ad hoc gelingt“, betonte Dr. Jan Frederic Weller vom Universitätsklinikum Tübingen. Wird der Mangel nicht frühzeitig erkannt und behandelt, kann dies sowohl hämatologische als auch neurologische Folgen haben. „Allerdings zeigen nur etwa 30% der Patienten mit neurologischen Symptomen eines Vitamin-B12-Mangels auch entsprechende hämatologische Veränderungen“, erklärte Prof. Dr. Karlheinz Reiners, Facharzt für Neurologie. Die häufigste neurologische Wegweisung für das Vorliegen eines Vit­amin-B12-Mangels seien Gefühls­störungen in Füßen oder Händen und Gangunsicherheit. Sie können aus der Vitamin-B12-Mangel-Polyneuropathie resultieren. Zusätzlich kann sich beim Vitamin-B12-Mangel eine funikuläre Myelose entwickeln. Diese Schädigung der Hinterstränge des Rückenmarks verursacht komplexere sensible Störungen mit einem charakteristischen Manschettengefühl um die Unterschenkel und Fußgelenke. Hinzu­kommen können psychiatrische Beschwerden bis hin zur Demenz.

Die Risikogruppen im Blick

Bei bestimmten Personengruppen ist der Vitamin-B12-Mangel weit verbreitet. Dazu zählen vor allem Personen, die sich vegetarisch oder vegan ernähren und ältere Menschen. Auch Personen, die längerfristig Protonenpumpenhemmer oder Metformin einnehmen, haben ein erhöhtes Risiko für einen Mangel. Darüber hinaus stellen Patienten mit neurodegenerativen und neuropsychiatrischen Erkrankungen eine Risikogruppe dar. Sie entwickeln mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Vitamin-B12-Mangel. Darauf wies Prof. Dr. Marija Djukic, Fachärztin für Neurologie und Neurologische Geriatrie, hin. Bei all diesen Risikogruppen ist kompetente Beratung gefordert – vor allem, wenn sie über Mangelsymptome wie Müdigkeit und Erschöpfung oder Konzentra­tions- und Gedächtnisprobleme klagen.

Orale hochdosierte Vitamin-B12-Substitution

Bei der Substitution ist zu beachten, dass eine ausreichend hohe Dosierung erforderlich ist. Die orale Supplementation von 1000 μg Vitamin B12 pro Tag (z. B. enthalten in B12 Ankermann®) hat sich als effektiv erwiesen, selbst bei Risikogruppen mit gestörter Resorption, etwa durch gastrointestinale Erkrankungen, PPI- oder Metformin-Einnahme. Bei entsprechend hoher oraler Dosierung kann eine ausreichende Menge an Vitamin B12 passiv über Diffusion unabhängig vom Intrinsic Factor absorbiert werden. Einer Studie zufolge bevorzugen über 83% der Patienten die orale Therapie.
 

Quelle
Online-Expertengespräch „Vitamin-B12-Mangel: Aktuelle Erkenntnisse für die Praxis“, 28. Juni 2022, veranstaltet von Wörwag Pharma

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