Prisma

Augen zu, Ohren auf

Warum wir im Schlaf wahrnehmen, aber uns nicht erinnern

us | Im Schlaf ist die Wahrnehmung von Reizen deutlich reduziert. Man erinnert sich nicht an Dinge, die in der Umgebung vorgingen, während man schlief. Und doch baut man hin und wieder Gerüche oder Geräusche in seine Träume ein. 
Foto: Syda Productions/AdobeStock

Forscher der Universität Tel Aviv haben nun enthüllt, wie das Gehirn Feedback-Signale hemmt und eine aktive Verarbeitung eines äußeren Reizes unterbindet. In 13 Patienten mit therapieresistenter Epilepsie zeichnete das Team um den Schlafforscher Professor Yuval Nir mittels eines Netzwerks ins Gehirn implantierter Elektroden Elektroenzephalogramme und die Aktivität neuronaler Netzwerke im Schlaf und im Wachzustand auf. Während der Messungen spielten die Wissen­schaftler immer wieder Geräusche (z. B. gesprochene Sätze, Musik, Klicklaute) ab, die nicht so laut waren, dass die Patienten davon erwachten. In etwa der Hälfte der Patienten induzierten die Geräusche ein im Vergleich zum Wachzustand abgeschwächtes, aber deutliches Signal in einigen der verkabelten neuronalen Cluster. Sowohl im Wachzustand, im REM- als auch im Nicht-REM-Schlaf waren ϒ-Wellen im Frequenzbereich zwischen 80 Hz und 200 Hz messbar. Unterschiede traten jedoch bei niedrigeren Frequenzen auf. Während im Wachzustand α- und β-Wellen (10 – 30 Hz) durch einen akustischen Reiz desynchronisiert wurden, blieb die Desynchronisation im Schlaf aus. Damit fehlt dem Gehirn die Rückmeldung auf den Reiz, und es fokussiert keine Aufmerksamkeit darauf. Die Messung der α-β-Desynchronisation könnte Aufschluss über den Bewusstseins­zustand eines Patienten geben. Ein echtes Koma könnte damit von einem Locked-In-Syndrom oder einem Wachkoma unterschieden werden. |
 

Literatur

Hayat H et al. Reduced neural feedback signaling despite robust neuron and gamma auditory responses during human sleep. Nat Neurosci 25. Juli 2022(7):935-943

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