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48 Millionen Umverpackungen im Jahr
Münsteraner Gesundheitsgespräche: Noweda-Chef kritisiert Umweltbilanz von DocMorris
Münster ist nicht nur Deutschlands bekannteste Fahrradstadt. 1997 und 2006 kürte die Deutsche Umwelthilfe (DUH) Münster auch zur Klimahauptstadt. Ganz auto- und emissionsfrei geht es allerdings noch nicht in Westfalen zu. So arbeitet die Kommunalpolitik noch an der Umrüstung des eigenen Fuhrparks auf E-Mobilität. Auch die Apothekerkammer Westfalen-Lippe (AKWL) mit Sitz in Münster ist seit Jahren im Umweltschutz engagiert. Die Geschäftsstelle hat es sich zum Ziel gemacht, in allen Arbeitsbereichen umweltschonend zu handeln.
Am vergangenen Freitag fanden die 6. Münsteraner Gesundheitsgespräche statt, diesmal unter dem Titel „Nachhaltig gesund“. „Wir wollen in dieser Veranstaltung herausarbeiten, was die Apotheke vor Ort dazu beitragen kann, die in einer Art ‚Generationenvertrag‘ festgelegten Klimaschutzziele zu erreichen“, kündigte Kammerpräsidentin Gabriele Regina Overwiening im Vorfeld an.
Doch während der Veranstaltung wurde schnell klar: Nachhaltigkeit und Klimawandel sind keine speziellen Themen für das Gesundheitswesen, sondern eine Herausforderung für die gesamte Menschheit. Den Auftakt bildete ein Vortrag von Wissenschaftsjournalist Thomas Ranft. Er zeigte eindrucksvoll auf: Der immense Ressourcen- und Energieverbrauch seit vielen Jahrzehnten, die dadurch resultierende CO2-Emission und der Treibhauseffekt würden aktuell eine verheerende Entwicklung antreiben, die vergleichbar mit den Folgen des Einschlags des Chicxulub-Asteroiden vor 66 Millionen Jahre ist. Damals fanden klimatische Veränderungen statt, die das Aussterben zahlreicher Lebewesen provozierten.
Die Konsequenzen ihres verantwortungslosen Handelns spüre die Weltgemeinschaft schon heute, so Ranft. Allein die immer länger werdenden Hitzeperioden hierzulande seien die direkte Folge des Treibhauseffekts. Wichtig sei es daher, dass sich möglichst viele Menschen mit ihrem Handeln kritisch auseinandersetzen und es im Sinne von mehr Ressourcen- und Umweltschonung verändern.
Was können die Apotheken tun?
Dieses Signal ist längst in der Apothekerschaft angekommen. Die Kammer in Westfalen-Lippe gilt bundesweit als Vorreiterin. Sie setzt sich nicht nur kritisch mit dem eigenen Handeln in der Geschäftsstelle auseinander, sondern möchte auch das Verantwortungsbewusstsein der Mitglieder, also der Apotheken im Kammerbezirk fördern. Gemeinsam mit der Apothekerkammer in Thüringen sorgte sie z. B. dafür, dass der Deutsche Apothekertag im September erstmals unter einem Motto stattfindet: „Klimawandel, Pharmazie und Gesundheit“.
Für PTA und Apothekerin Esther Luhmann sind die standespolitischen Initiativen ein erster Schritt, doch sie würde sich viel mehr Engagement in ihrem Berufsstand wünschen. Anregungen und konkrete Ideen für mehr nachhaltiges Handeln in den Apotheken fasste sie im Buch „Die nachhaltige Apotheke“ zusammen (Deutscher Apotheker Verlag, 2021).
Neben Overwiening und Luhmann nahmen an der abschließenden Diskussionsrunde auch der nordrhein-westfälische Sozialminister Karl-Josef Laumann (CDU) sowie der Vorstandsvorsitzende der Apothekergenossenschaft Noweda, Michael P. Kuck, teil. Laumann zeigte sich besorgt über die aktuellen Entwicklungen auf dem Energiemarkt. Die drastisch gestiegenen Preise führten dazu, dass sich immer weniger Menschen beheizte Wohnräume oder die Wege zur Arbeit leisten könnten. Dies sei ein Vorgeschmack auf ein Leben des Verzichts. Klimaschutzmaßnahmen umzusetzen, befürwortet er zwar, doch zugleich wies er in der Runde auf Limitationen hin: An der Förderung von E-Mobilität arbeite die Politik seit Jahren, doch vielerorts fehle es an erforderlicher Infrastruktur. Und: „Wir können in Münster viel über Windkrafträder sprechen, weil sie letztendlich nicht hier, sondern in Nachbarschaft zu den Menschen auf dem Land gebaut werden.“
Noweda-Chef Kuck berichtete von den umfangreichen Maßnahmen, die er in den Niederlassungen des apothekereigenen Pharmagroßhandels umsetzen ließ, um Energie und Ressourcen zu sparen. Doch das vom Gesetzgeber geduldete und in Teilen sogar aktiv geförderte Konsumverhalten der Bevölkerung im Hinblick auf den Arzneimittelversandhandel ist für ihn unbegreiflich: „DocMorris hat eigenen Angaben zufolge 12 Millionen aktive Kunden. Wenn die alle jedes Quartal etwas bestellen, dann führt das zu 48 Millionen Umverpackungen im Jahr.“ Ein Ressourcen- und Energieverbrauch, den Kuck als überflüssig und sinnlos ansieht, denn die Menschen würden viel nachhaltiger und sicherer über die Vor-Ort-Apotheken im Zusammenspiel mit dem pharmazeutischen Großhandel versorgt. |
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