Arzneimittel und Therapie

Kurz gemeldet

Erhöhen Gliptine das Risiko für Cholezystitis?

Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AKdÄ) weist in einer aktuellen Meldung auf die Ergebnisse eines systematischen Reviews hin, der ein erhöhtes Risiko für Cholezystitis bei der Behandlung mit Gliptinen versus Placebo gezeigt hat. Die Odds Ratio lag dabei bei 1,43 (95%-Konfidenzintervall = 1,14 bis 1,79). Unter den Gliptinen beziehungsweise Dipeptidyl-Peptidase-4-Inhibitoren (DPP-4-Inhibitoren) seien allerdings keine erhöhten Risiken für Gallen- und Gallengangssteine oder für andere Erkrankungen der Galle oder der Gallengänge identifiziert worden. Zudem weist die AKdÄ in ihrer Meldung auf Ergebnisse einer parallel durchgeführten Netzwerk-Metaanalyse hin. Diese hatte für die DPP-4-Inhibitoren ein erhöhtes Risiko für eine Gallenblasenentzündung im Vergleich zu Natrium-Glucose-Cotransporter-2(SGLT-2)-Hemmern gezeigt. Im Vergleich zu den Glucagon-like-Peptid-1(GLP-1)-Rezeptor-Agonisten konnte aber kein erhöhtes Risiko festgestellt werden. Die AKdÄ merkt an, dass die untersuchten Studien ursprünglich nicht darauf ausgerichtet waren, den Einfluss von DPP-4-Inhibitoren auf die Gallenblase und -gänge zu untersuchen. Ein Underreporting könne nicht ausgeschlossen werden, da Erkrankungen der Gallenblase nicht in den vordefinierten Endpunkten der Studien enthalten waren. Insgesamt schließt die AKdÄ aus den Ergebnissen des Reviews und der Metaanalyse, dass ein mögliches Risiko für eine Gallenblasenentzündung unter DPP-4-Inhibitoren besteht, vor allem bei einer Langzeittherapie. Es sollte daher individuell abgewogen werden, für wen DPP-4-Inhibitoren verschrieben werden. Außerdem müsse berücksichtigt werden, „dass es weiterhin keinen wissenschaftlichen Nachweis einer Wirksamkeit von DPP-4-Inhibitoren auf patientenrelevante Endpunkte gibt“. [AKdÄ-Meldung, Dt Ärzteblatt 2022;119(41)]

Vorsicht beim Austausch von Ganirelix-Präparaten

Das neue Ganirelix-Generikum Ganiran® (GnRH-Rezeptor-Antagonist) kann nur gegen bestimmte Präparate ausgetauscht werden. Darauf hat der Hersteller Besins Healthcare in einer Pressemitteilung ausdrücklich hingewiesen. Ganiran® ist nach der seit 1. Oktober 2020 vorgegebenen Darreichungsform als Injektionslösung in einer Fertigspritze (IFE) deklariert. Das Alt-Original Orgalutran® ist hingegen als Injektionslösung (ILO) zugelassen. Nach § 9 Abs. 3 Rahmenvertrag über die Arzneimittelversorgung und den vom Gemein­samen Bundesausschuss als austauschbar definierten Darreichungsformen dürfe Ganiran® nicht gegen Orgalutran® und Fyremadel® sowie jeweils deren Importe in der Apotheke ausgetauscht werden. Ein Austausch zwischen Ganiran®, Ganirelix Theramex sowie Ganirelix Gedeon Richter sei hingegen möglich. In dieser Gruppe der Generika gebe es außerdem keine Rabattverträge. [Pressemitteilung Besins Healthcare, 25. Oktober 2022]

Mit Antikörper gegen Katzenallergie?

Personen mit einer Katzenallergie können mit einer subkutanen Immuntherapie (SCIT) behandelt werden. Ein Forscherteam untersuchte kürzlich, ob die Gabe des Antikörpers Tezepelumab die Wirksamkeit einer SCIT verbessert. Tezepelumab ist gegen das Zytokin Thymic Stromal Lymphopoietin (TSLP) gerichtet. TSLP ist an der Entstehung und Aufrechterhaltung von allergischen Reaktionen mitbeteiligt. 121 Patienten mit Katzenallergie erhielten über 52 Wochen randomisiert entweder eine Therapie mit Tezepelumab intravenös plus einer subkutanen Immuntherapie gegen Katzenallergie, nur eine subkutane Immuntherapie gegen Katzenallergie, nur Tezepelumab oder Placebo. Nach der Behandlung wurden die Probanden für ein weiteres Jahr nachbeobachtet. Im Anschluss der Behandlung, in Woche 52, erfolgte ein Provokationstest, bei dem die nasalen Symptome mittels Total Nasal Symptom Score (TNSS) bestimmt wurden. Dabei wurde die Fläche unter der Kurve (AUC) und der Peak der Symptome innerhalb der ersten Stunde nach Allergenexposition betrachtet. Die Kombination aus Tezepelumab und subkutaner Immuntherapie konnte hierbei die Symptome signifikant besser reduzieren als eine subkutane Immuntherapie allein. Nach 104 Wochen war kein signifikanter Unterschied bei der Fläche unter der Kurve des Total Nasal Symptom Score zwischen der Gruppe mit Tezepelumab und subkutaner Immuntherapie im Vergleich zur Gruppe, die nur eine SCIT erhielt, zu verzeichnen. Allerdings war der Peak des Total Nasal Symptom Score signifikant geringer unter der Kombinationstherapie aus Antikörper und SCIT als bei der SCIT allein. Die Studienautoren schließen daraus, dass eine gegen das Zytokin Thymic Stromal Lymphopoietin gerichtete Therapie die Wirksamkeit einer subkutanen Immuntherapie verstärken kann. [Corren J et al. J Allergy Clin Immunol 9. Oktober 2022, doi: 10.1016/j.jaci.2022.08.029]

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