Prisma

Federleichtes Antidepressivum

Vogelgezwitscher kann mentale Gesundheit steigern

Foto: nataba/AdobeStock

us | Pandemie, Krieg, Inflation: Die Krisen häufen sich, und viele Menschen geraten zunehmend unter psychischen Stress. Ein Waldspaziergang könnte dabei helfen, akute psychische Nöte zu lindern, wie Forscher des Max-Planck-Instituts für Bildungs­forschung berichten. Die Geräusch­kulisse scheint dabei der ausschlag­gebende Faktor zu sein.

In einem randomisierten Online-Experiment spielten die Wissenschaftler 295 Probanden eine von vier sechsminütigen Aufnahmen vor. Die Teilnehmer wurden entweder leisen Verkehrsgeräuschen, lauten Verkehrsgeräuschen, leisem Vogelgezwitscher oder Vogelgezwitscher mit hoher Diversität ausgesetzt. Anschließend füllten sie psychologische Fragebögen aus und erledigten kognitive Aufgaben. Verkehrslärm war mit einem signifikanten Anstieg der Werte auf einer Depressionsskala assoziiert. Vogelgezwitscher mit hoher Diversität dagegen reduzierte diese Werte. Auch Anzeichen für Angststörungen und Paranoia waren signifikant reduziert bei Teilnehmern, die den Vogelstimmen lauschten. Bereits in einer früher veröffentlichten Studie hatte ein Team um die Psychologin Professorin Simone Kühn festgestellt, dass die Amygdala, die als Teil des limbischen Systems an der Furchtkonditionierung beteiligt ist, von einem Aufenthalt in der Natur beeinflusst wird. Die Amygdala-Aktivität von Probanden, die eine Stunde im Wald spazieren gingen, war im Anschluss niedriger als bei Probanden, die eine Stunde in einer städtischen Umgebung spazierten. Was viele Menschen intuitiv wissen, die einen Spaziergang in der Natur machen, um „den Kopf frei zu kriegen“, lässt sich nun mit Daten belegen. Die mentale Gesundheit der Bewohner könnte bei der Stadtplanung berücksichtigt werden, indem graue Betonmonotonie durch Parks und Straßenbäume aufgelockert wird, in denen sich auch Singvögel wohlfühlen. |

Literatur

Stobbe E et al. Birdsongs alleviate anxiety and paranoia in healthy participants. Sci Rep, 13. Oktober 2022, 12(1):16414

Sudimac S et al. How nature nurtures: Amygdala activity decreases as the result of a one-hour walk in nature. Mol Psychiatry, 5. September 2022

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