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Arzneimittel und Therapie
Wachsames Auge auf Hornhautschäden
Keratopathie kann als Nebenwirkung von Belantamab-Mafodotin auftreten
In Belantamab-Mafodotin ist der humanisierte monoklonale IgG1k-Antikörper Belantamab mit dem hochwirksamen Mitosehemmstoff Monomethyl-Auristatin F (MMAF) über den Peptid-Linker Maleimidocaproyl (mc) kovalent verbunden. Nach der Applikation bindet der Antikörperteil des Moleküls spezifisch an das Oberflächenprotein B-Zell-Reifungsantigen (B cell maturation antigen, BCMA) von Myelom-Zellen und wird in diese aufgenommen. Dort erfolgt die Freisetzung des Spindelgifts. Während der Zellteilung bindet MMAF an Mikrotubuli des Spindelapparates, zerstört sie und löst eine Apoptose aus. Dadurch können die malignen B-Zellen vernichtet werden [1].
Nebenwirkungen am Auge schon frühzeitig möglich
Belantamab-Mafodotin wird alle drei Wochen als intravenöse Infusion verabreicht. Bereits in der Zulassungsstudie war bei rund drei Viertel der Patienten (71%) eine Keratopathie beobachtet worden [2]. Besonders auffällig war diese Nebenwirkung nach der zweiten Gabe. Nicht alle Patienten berichteten über Symptome. Bei einem Teil von ihnen traten jedoch Visusminderung, Lichtempfindlichkeit oder ein Fremdkörpergefühl in den Augen auf, wobei die Augen teilweise nicht gleich stark betroffen waren. Nach jetzigem Kenntnisstand sind die Nebenwirkungen nach Behandlungsende reversibel. Die Ursache dafür wurde in nicht klinischen Untersuchungen aufgedeckt: Belantamab-Mafodotin kann auch über einen BCMA-unabhängigen Mechanismus in Körperzellen aufgenommen werden, darunter auch in korneale Epithelzellen. Bei einer augenärztlichen Spaltlampen-Untersuchung sind mikrozystenähnliche Epithelveränderungen feststellbar, die als Microcyst-like epithelial Changes (MEC) bezeichnet werden [3].
Apotheker unterstützen Nebenwirkungsmanagement
Im Rahmen der Zulassung von Belantamab-Mafodotin wurde dem pharmazeutischen Unternehmer die Auflage erteilt, Maßnahmen zur Minimierung des Risikos kornealer Nebenwirkungen zu ergreifen. Aus diesem Grund hat die Firma GSK Schulungsmaterialien für Onkologen erarbeitet [4]. Danach sollen die Patienten über die Möglichkeit kornealer Nebenwirkungen aufgeklärt werden. Die behandelnden Ärzte sollten ihren Patienten empfehlen,
- ab dem ersten Behandlungstag mindestens viermal täglich konservierungsmittelfreie Tränenersatzmittel anzuwenden,
- keine Kontaktlinsen zu tragen,
- beim Autofahren oder Bedienen von Maschinen vorsichtig zu sein, da die Sehkraft durch das Medikament beeinträchtigt sein kann, und
- bei Augensymptomen unverzüglich ihren Arzt zu kontaktieren, der eine Überweisung an den Augenarzt vornehmen soll.
Außerdem werden vor Behandlungsbeginn, vor den Zyklen zwei bis vier, und gegebenenfalls auch während der Behandlung, Besuche beim Augenarzt mit Spaltlampen-Untersuchung und Visus-Bestimmung empfohlen. Treten Nebenwirkungen auf, können in Abhängigkeit von deren Ausmaß (leicht, moderat oder schwer) Unterbrechungen der Behandlung oder Dosisreduktionen vorgenommen werden. Eine Einbindung der Apotheken in das Nebenwirkungsmanagement ist ausdrücklich erwünscht. Onkologen wird empfohlen, ihren Patienten eine „Apotheken-Karte für benetzende und feuchtigkeitsspendende Augentropfen“ auszuhändigen. Auf dieser wird hingewiesen, dass der Patient ein konservierungsmittelfreies Tränenersatzmittel benötigt. |
Literatur
[1] Fachinformation Blenrep® 100 mg Pulver für ein Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung, Stand Juni 2022
[2] Lonial S et al. Longer term outcomes with single-agent belantamab mafodotin in patients with relapsed or refractory multiple myeloma: 13-month follow-up from the pivotal DREAMM-2 study. Cancer 2021;127(22): 4198-4212, doi: 10.1002/cncr.33809
[3] Farooq AV et al. Corneal epithelial findings in patients with multiple myeloma treated with antibody–drug conjugate belantamab mafodotin in the pivotal, randomized, DREAMM-2 study. Ophthalmol Ther 2020;9:889–911, doi: 10.1007/s40123-020-00280-8
[4] BLENREP (Belantamab-Mafodotin): Wichtige Sicherheitsinformationen zur Minimierung des Risikos kornealer Nebenwirkungen – Schulungsmaterial für den behandelnden Hämatologen/Onkologen. GlaxoSmithKline, 2021
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