Aus den Ländern

Versorgungswerke geben sich zuversichtlich

Ständige Konferenz der Versorgungswerke der Apotheker hat in Hannover stattgefunden

Christian Schmidt, Vorsitzender der Ständigen Konferenz der Versorgungswerke der Apotheker, begrüßte am 18. November 2022 die Teilnehmer der 86. Sitzung in Hannover. Trotz einiger Sorgen zeigte er sich zuversichtlich.
Foto: VAWL

Christian Schmidt und Dr. Roswitha Borchert-Bremer

In seiner Begrüßung hob er, neben einigen Geburtstagen und Ehrungen, die Auszeichnung von Dr. Roswitha Borchert-Bremer, Vorsitzende des Verwaltungsausschusses der Apothekerversorgung Schleswig-Holstein, besonders hervor. Ihr wurde am 18. Oktober 2022 das „Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundes­republik Deutschland“ verliehen.

Mit Blick auf die aktuelle politische Lage sprach er die Klimakrise an und betonte, dass das Jahr 2022 das wärmste Jahr seit Beginn der Daten­erhebung vor 130 Jahren gewesen sei. Dieses Problem müsse umgehend und global angegangen werden.

Auch den Angriffskrieg gegen die Ukraine und die Befürchtung weiterer Eskalationen thematisierte er. Die Gegenoffensiven der Ukraine setzen die russische Armee massiv unter Druck. Die Drohungen Putins müsse man sehr ernst nehmen. Hoffnung mache dagegen, so Schmidt, die Aussage des chinesischen Staats- und Parteichefs Xi Jinping, der vor dem Einsatz von Atomwaffen oder dies­bezüglicher Drohungen gewarnt habe, sowie die jüngsten Verlautbarungen des G20-Gipfels. Der Krieg in der Ukraine mache auch die starke Ab­hängigkeit Deutschlands von anderen Staaten spürbar, konstatierte Schmidt. Bei der Energieversorgung habe sich Deutschland aufgrund günstiger Preise einem Handelspartner verschrieben und damit ein Klumpenrisiko billigend in Kauf genommen.

Der Anstieg der Energiepreise habe in den vergangenen Monaten ein zuvor kaum vorstellbares Ausmaß erreicht, und trage damit wesentlich zur Rekordinflation in der Eurozone im laufenden Jahr bei, so Schmidt. Um sozialen Härten und negativen konjunkturellen Effekten entgegenzuwirken, wurden allerdings in zahlreichen Euroländern Entlastungspakete geschnürt. Diese reichten aber nicht, um die Auswirkungen der Rekordinflation für private Haushalte und Unternehmen abzu­federn. Dennoch bestehe Hoffnung zum Ende des kommenden Jahres – dann soll die Inflation wieder ab­flachen. Darüber hinaus setze die Energiekrise positive Impulse für den Klimawandel, indem verstärkt auf den Verbrauch geachtet werde.

Gegen Ende 2023 würden von den Energiepreisen voraussichtlich sogar inflationsdämpfende Effekte ausgehen, so vermutete Schmidt. Die Infla­tionsrate werde sich in der zweiten Jahreshälfte daher in die Nähe des 2,0%-Zielwerts der EZB bewegen, davon ist Schmidt überzeugt.

Insgesamt werde 2023 – im Gegensatz zu 2022 – statt von einer steigenden von einer fallenden Inflationsrate geprägt sein. Das wird es der EZB ermöglichen, auf das sich erheblich eintrübende wirtschaftliche Umfeld zu reagieren und bei den Zinsanhebungen nach dem erwarteten Schritt um 50 Basispunkte im Dezember im nächsten Jahr zu pausieren.

Bei allen Unwägbarkeiten gebe es auch positive Signale, fasste Schmidt zusammen. Die Reduktion des Verbrauchs wirke sich zudem in der Folge positiv auf den Klimawandel aus, sodass diese Krise auch neue sinnvolle Impulse setzen könne, die notwendige Prozesse beschleunigen werden.

Foto: VAWL

Dr. Ulrich Krüger, Geschäftsführer der ABV

Christian Schmidt und Dr. Ulrich Krüger, Geschäftsführer der ABV (Arbeitsgemeinschaft berufsständischer Versorgungseinrichtungen e. V.) berichteten im Anschluss aus der Arbeit des ABV-Vorstands unter anderem zur (Renten-) Politik, Energiepreispauschale für Rentnerinnen und Rentner, Aktienrente und Einbeziehung Selbstständiger, Engführungen im Befreiungsrecht, Kapitalanlagen, Nachhaltigkeit in der Kapitalanlage, Eigene Anlagevorschriften für Versorgungswerke, Urteil des BFH vom 17. Mai 2022 (VIII R 2/18) zur Belastung der Dividenden von inländischen Kapitalgesellschaften bei Versorgungswerken, zur Kommuni­kation, zur Digitalisierung und zu Europa.

Mit dem Thema Energie­pauschale für die Rentner der Versorgungswerke wird sich die ABV juristisch über eine Verfassungsklage befassen. Die ABV will sich zukünftig mehr in Sachen Öffentlichkeitsarbeit engagieren und diesbezüglich Strategien entwickeln. Dazu gehört auch das Thema ZHV, das laut Schmidt für die Berufsanfänger von großer Bedeutung sei.

Danach berichteten ehren- und hauptamtliche Vertreter der einzelnen Versorgungswerke unter anderem über Satzungsänderungen und das Geschäftsjahr 2022. Dynamisierungen wurden vorrangig für Anwartschaftsverbände mit niedriger Verzinsung oder als Inflationsausgleich vorge­sehen. In der aktuellen und schon länger anhaltenden Situation am Kapitalmarkt liegen die Schwerpunkte bei allen Versorgungswerken ein­deutig in der Stärkung der Rücklagen und des Risikokapitals. Diese Strategie weiterzuverfolgen ist auch wegen der Energiekrise und möglicher Folgen des Angriffskriegs auf die Ukraine unerlässlich.

Wegen der Rentenerhöhung der DRV sieht der Berufsstand das Erfordernis, die Kommunikation mit den Mitgliedern zu intensivieren. Dafür werden vermehrt Mitgliederportale genutzt, die den Mitgliedern den einfachen, aber sicheren Zugriff zu Informationen und ihren persönlichen Daten ermöglichen.

Ein Sitzungsteilnehmer bringt den Satz, unter dem man die gesamte Sitzung zusammenfassen könnte: „Trotz gelegentlicher Sorgenfalten auf der Stirn blicken wir zuversichtlich in die Zukunft.“ |

Christian Schmidt und Heike Ulbrich, 
Versorgungswerk der Apothekerkammer Westfalen-Lippe

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.