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Die Seite 3
Viel Lob, aber (noch) wenig Plan
Der Zukunftskongress Öffentliche Apotheke des Apothekerverbandes Nordrhein wurde mit Spannung erwartet. Endlich waren am vorigen Samstag Bundestagsabgeordnete der Ampel-Koalition bei einer Apothekerveranstaltung zu Gast (siehe Seite 69). Die parlamentarische Staatssekretärin aus dem Bundesgesundheitsministerium Sabine Dittmar dankte den Apotheken sehr für ihren Pandemieeinsatz, aber sie beschrieb keine neuen Regierungspläne für die Apotheken. Dittmar zitierte nahezu wörtlich aus dem Koalitionsvertrag. Es soll integrierte Notfallzentren in unterversorgten Gebieten geben. Der Nacht- und Notdienstfonds soll zum Sicherstellungsfonds werden. Doch was heißt das? Das scheint auch im Ministerium noch niemand zu wissen. Bisher sind dort offenbar alle mit der Pandemie ausgelastet. Das ist allerdings auch eine Chance, noch Überzeugungsarbeit zu leisten.
Eine deutliche Botschaft hatte dagegen Arbeitsmarktforscher Prof. Sell in seinem Vortrag beim Zukunftskongress. Er mahnte eindringlich, der Personalmangel werde wegen des demografischen Wandels massiv zunehmen. Daraus ist leicht zu folgern, dass Apotheken mehr Geld brauchen, um bei den Gehältern mitzuhalten. Doch diese Logik drang in der anschließenden Diskussion nicht durch. Mehr Geld für etablierte Leistungen stellten die Bundestagsabgeordneten nicht in Aussicht. Stattdessen ging es darum, ob mehr Geld für neue Leistungen nötig sei oder ob diese durch Umschichtungen finanziert werden können. Die Lichtblicke kamen dabei vom SPD-Abgeordneten Dirk Heidenblut. Er erkennt an, dass neue Leistungen mehr Geld erfordern. Er kann sich auch vorstellen, bei der Finanzierung für die pharmazeutischen Dienstleistungen nachzubessern, besonders wenn die Schiedsstelle „nur klein-klein“ entscheiden sollte. Für Bürokratieabbau zeigte er sich offen. Doch es wurde auch diskutiert, dass bürokratische Regeln der Qualitätskontrolle dienen sollen – sogar in Verbindung mit dem Reizwort Präqualifizierung. In einem Beitrag in der DAZ 6 wurde deutlich, wie widersinnig diese Regeln sind. Offenbar war den Abgeordneten der Irrsinn dieses Themas gar nicht bewusst. Doch solange dies in der Politik nicht angekommen ist, haben die Apotheker bei ihrer Überzeugungsarbeit noch sehr viel zu tun.
Zu den angekündigten Notfallzentren gab es den Hinweis, sie seien für Orte gedacht, an denen es nicht mehr genug Ärzte und Apotheken gebe. Das betrifft wohl eher wenige Fälle, aber zweifellos möchte die Regierung den Notdienst aufgreifen. Daran sollten auch die Apotheken interessiert sein. Denn der Personalmangel belastet den Notdienst schon heute. In der DAZ Nr. 5 hatte ein Leserbrief vielfältige Probleme beim Notdienst aufgezeigt, die Reaktionen in den Social-Media-Kanälen der DAZ haben dies bestätigt, und der Vortrag von Prof. Sell beim Zukunftskongress unterstreicht, dass der Personalmangel weiter zunehmen wird. Darum muss über zukunftsfeste Konzepte gesprochen werden, die den Notdienst künftig sichern können – nicht in geheimen Gremien, sondern in der Berufsöffentlichkeit. Es gilt auszuloten, was möglich und nützlich ist. Das kann berufspolitisch problematische Fragen aufwerfen. Gerade deshalb muss die unausweichliche Debatte gut vorbereitet werden. Eine Analyse auf Seite 20 soll dabei helfen.
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