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Gesundheitspolitik
Der Apotheken-Ökonom: Ich habe fertig!
Von Sprüchen und Sprücheklopfern
Den deutschen Fußballern, Sportreportern und Fußballtrainern haben wir eine Reihe von Sprüchen zu verdanken, die es bisweilen in den allgemeinen Sprachgebrauch geschafft haben. Vielen bekannt sein dürfte noch Andy Möller, der mehrfach verbal zuschlug, als er beispielsweise feststellte: „Mein Problem ist, dass ich immer sehr selbstkritisch bin, auch mir selbst gegenüber.“ Seine geographischen Kenntnisse stellte er mit dem legendären Satz unter Beweis: „Mailand oder Madrid, Hauptsache Italien.“ Und schließlich schoss er final die Krone ab, als er meinte: „Vom Feeling her habe ich ein gutes Gefühl.“ Vor einem WM-Spiel gegen Kroatien sagte der damalige Bundestrainer Berti Vogts: „Die Kroaten sollen ja auf alles treten, was sich bewegt.“ Da hat unser Mittelfeld nichts zu befürchten. Ähnliche Verunglimpfungen gegenüber anderen Nationen zeigte Anthony Baffoe, als er zu seinem weißen Gegenspieler sagte: „Du kannst auf meiner Plantage arbeiten.“ Der ZDF-Reporter Béla Réthy meinte dann, „das da vorne, das aussieht wie eine Klobürste, ist Valderrama“, ein kolumbianischer Fußballer. Wie wenig Vertrauen Sportreporter in die Sprachbegabung der Zuschauer haben, bewies Heribert Faßbender von der ARD, als er feststellte: „Und jetzt skandieren die Fans wieder Turkiye, Turkiye, was so viel heißt wie Türkei, Türkei.“ Vor dem Hintergrund, dass der Gegner die Türkei war, darf man annehmen, dass nicht mal die Hälfte von selbst darauf gekommen wäre.
Viele der Leser werden hundertprozentig auf Giovanni Trapattoni und dessen Wutrede voller Bonmots warten. Nicht dabei in dieser Sequenz war dieser Satz: Fußball ist Ding, Dang, Dong, es gibt nicht nur Ding. Der legendäre englische Spieler George Best hat mit seinen Sprüchen auch vermocht, das Klischee, das den Fußballern anhaftet, zu verbalisieren: „Ich habe viel von meinem Geld für Alkohol, Weiber und schnelle Autos ausgegeben. Den Rest habe ich einfach verprasst.“ Den Hang zum Philosophischen zeigte Jürgen Wegmann, besonders Versierten auch als Kobra Wegmann bekannt: „Zuerst hatten wir kein Glück, und dann kam auch noch Pech dazu.“ Hans Krankl, österreichischer Nationalspieler, zeigte dann auch sein Talent für Fremdwörter: „Wir müssen gewinnen, alles andere ist primär.“ Damit bestätigte Krankl, was später der Kabarettist Richard Rogler aufgriff: „Bei der Fußball-WM habe ich mir Österreich gegen Kamerun angeschaut. Warum? Auf der einen Seite Exoten, fremde Kultur, wilde Riten – und auf der anderen Seite Kamerun!“ Und dass man sich in einem Satz mit acht Wörtern selbst widersprechen kann, zeigte Sean Dundee (den besonders Fußballinteressierten als Crocodile Dundee bekannt), als er meinte: „Ich bleibe auf jeden Fall wahrscheinlich beim KSC.“ Und dass ggf. ein zu intensives Kopfballspiel Langzeitschäden nach sich ziehen kann, bewies Fritz Walter jr.: „Der Jürgen Klinsmann und ich, wir sind ein gutes Trio. Ich meinte: ein Quartett.“
Auch an Zweideutigkeiten mangelt es nicht in Fußball-Deutschland. Steffen Freund: „Es war ein wunderschöner Augenblick, als der Bundestrainer sagte: Komm Stefan, zieh deine Sachen aus, jetzt geht’s los.“ Und Wolfram Wuttke meinte dazu: „Immer, wenn ich breit bin, werde ich spitz.“ Auch über Arbeitseinstellung und Leistungsbereitschaft lässt sich einiges ableiten. Jürgen Kurbjuhan: „Wenn ich nicht will, lauf ich im Spiel nicht mehr als einen Kilometer; und da ist der Weg von und zu der Kabine schon drin.“ Und noch ein Philosoph namens Icke Häßler: „Wir wollten in Bremen kein Gegentor kassieren. Das hat auch bis zum Gegentor ganz gut geklappt.“
Wir BWLer neigen ja zu strategischem Denken, Zielorientierung und Gewinnmaximierung, also konzeptionellem Vorgehen. Der kurzfristige Bundestrainer Erich Ribbeck meinte dazu: „Konzepte sind Kokolores.“ Und der Schalker und Kurzzeit-Münchner Olaf Thon bewies ebenfalls Fremdwortkompetenz: „Ich habe ihn nur ganz leicht retuschiert.“ Der Stress im Sport ist bekannt und zeigt, dass schon mal was durcheinandergehen kann. Lothar Matthäus zu einem Reporter in der Halbzeit: „Wir dürfen jetzt nicht den Sand in den Kopf stecken.“ Wer wollte ihm da widersprechen.
Und nochmals zu einem bekannten Sportreporter. Marcel Reif mutmaßte im Rahmen eines wohl eher bescheidenen Spiels: „Sollten Sie dieses Spiel atemberaubend finden, dann haben Sie es an den Bronchien.“ Weitsicht zeigte Nationalspieler und Bayern-Profi Jens Jeremies, als er prophezeite: „Das ist Schnee von morgen.“ Oliver Kahn war indes selbstkritisch, als er für sich befand: „Es ist schon verrückt, was der Fußball aus mir macht.“ Und schließen sollten wir mit keinem Geringeren als nochmals Giovanni Trapattoni: „Ich habe fertig!“ |
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