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Gesundheitspolitik
Was hält Apotheker vom Impfen ab?
BAK-Symposium diskutiert Hintergründe / Personalmangel, räumliche Anforderungen und Bürokratie bremsen
Wenn es ums Impfen geht, bringt der Gesetzgeber den Apotheken viel Vertrauen entgegen. Seit Februar 2022 dürfen Apotheker Menschen ab 12 Jahre gegen COVID-19 immunisieren. Im Mai 2022 gab der Bundestag zudem grünes Licht für regelhafte Grippeimpfungen in den Apotheken – noch bevor die ersten Modellprojekte abschließend evaluiert waren. Die Ergebnisse der ersten Zwischenauswertungen sprachen jedoch eine deutliche Sprache: Die Impfwilligen fühlten sich gut betreut und die überwältigende Mehrheit würde sich wieder in einer Apotheke impfen lassen.
Bisher bieten allerdings lediglich 1174 Apotheken bundesweit Grippeschutzimpfungen an, gegen COVID-19 impfen 1572 Betriebe. Das berichtete die ABDA-Geschäftsführerin Pharmazie, Dr. Christiane Eckert-Lill, vergangenen Dienstag bei einem Symposium der Bundesapothekerkammer (BAK) zum Thema Impfen in den Apotheken.
Wie kommt es, dass bisher nur so wenige mitmachen? Einen Hinweis liefern die Ergebnisse einer ABDA-Blitzumfrage, an der sich im Februar und März dieses Jahres mehr als 2700 Apothekenmitarbeiter, darunter fast 2000 Apothekenleiter, beteiligten. Demnach ist das Hauptproblem – wie so oft – der Personalmangel. 71 Prozent der Teilnehmer gaben an, dass dieser ein Faktor sei, der gegen das Impfen in den Apotheken spricht.
Auf Platz zwei folgen die zusätzlichen räumlichen Anforderungen in der Apotheke. Dieser Punkt kristallisierte sich im Verlauf des Symposiums als nicht zu vernachlässigender Stolperstein heraus. Denn für die Kontrolle der Apotheken sind die jeweiligen Landesbehörden zuständig, die den Angaben zufolge die Vorschriften unterschiedlich streng auslegten. Manche verlangten gar einen abgeschlossenen separaten Raum, der ausschließlich für Impfungen genutzt wird – für die meisten Apotheken dürfte das kaum machbar sein.
Aus der Praxis berichtete Dr. Hannes Müller, Apothekeninhaber aus Westfalen-Lippe und Mitglied des geschäftsführenden ABDA-Vorstands. Er sei mit seiner Apotheke Anfang 2022 umgezogen und so habe sich ihm die Chance geboten, bei der Raumplanung das Impfen gleich mitzudenken. Alle seine Approbierten seien geschult, er selbst natürlich auch, berichtete Müller.
Inzwischen habe sein Team mehr als 500 Impfungen durchgeführt. Aus seiner persönlichen Erfahrung sei auch das Thema Bürokratie „herausfordernd“. Er bemängelte, dass es zum Beispiel nötig sei, die Einverständniserklärung für die impfwillige Person auszudrucken, händisch unterschreiben zu lassen und dann wieder einzuscannen. „Da wünsche ich mir eine volldigitale Lösung“, sagte Müller.
Darüber hinaus lasse auch das Grippe-Impfhonorar mit lediglich 11 Euro zu wünschen übrig. „Das ist eigentlich zu niedrig“, meint Müller. Er wolle seinen Beitrag leisten, um die Impfquoten zu erhöhen. „Aber betriebswirtschaftlich ist das kein Spaß.“ Müller hofft, dass der Deutsche Apothekerverband (DAV) und der GKV-Spitzenverband sich in den aktuell laufenden Verhandlungen zur Vergütung der COVID-19-Impfungen auf einen deutlich höheren Betrag einigen werden. Denn bei der COVID-19-Impfung müsse in der Apotheke – anders als bei der Grippeimpfung – zum Beispiel auch noch jede Spritze einzeln aufgezogen werden. Zudem sei eine vergleichsweise intensive Beratung nötig.
Dittmar: Impfen durch PTA „nicht in der Debatte“
Unwirtschaftlich werde die Grippeimpfung auch dadurch, dass ausschließlich Approbierte die Spritze setzen dürfen. „Wir können nicht delegieren, so wie es in den Arztpraxen üblich ist.“ Dort impften zumeist die MFA, während PTA in den Apotheken außen vor sind. Sabine Dittmar (SPD), Staatssekretärin im BMG, erklärte auf DAZ-Nachfrage, das Impfen durch PTA sei derzeit „nicht in der politischen Debatte“. Dass sich an dieser Situation zeitnah etwas ändert, ist also nicht zu erwarten. |
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