Gesundheitspolitik

„Bild“ mobilisiert gegen Antibiotika-Notstand

Zeitung will wissen: Was sagen die Kammern – und wie erleben betroffene Patienten die Engpässe?

ks | „Antibiotika-Notstand!“ – unter dieser Schlagzeile ließ am vergangenen Donnerstag die „Bild“-Zeitung Landesapothekerkammern und ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening zu Wort kommen. Sie alle schildern die Lage dramatisch. Am Ende des Artikels rief Bild betroffene Leser auf, ihre eigenen Geschichten zu berichten.

In den vergangenen Monaten waren die Lieferengpässe bei Arzneimitteln immer wieder Thema in diversen Tageszeitungen und anderen Publikumsmedien. Die Bild-Zeitung fragte nun in der vergangenen Woche ganz konkret bei allen Landesapothekerkammern nach, wie sich die Situation bei Antibiotika darstellt. Antworten gab es zahlreich.

© Kai Felmy

„Gefühlt jede zweite Verschreibung ist ein Problem“

Allen voran erklärte Overwiening: „Die Lage ist katastrophal.“ Es werde immer schwieriger, Patienten zu versorgen – „und das in einem Land, das mal die Apotheke der Welt war“. Peter Stahl, Kammerpräsident in Rheinland-Pfalz, berichtete gegenüber Bild: „Gefühlt jede zweite Verschreibung ist inzwischen ein Problem.“ Zugleich verweist er auf die „schwere Scharlach-Welle bei Kindern, die nur mithilfe von Antibiotika zu behandeln ist“. Und Mecklenburg-Vorpommerns Kammerpräsident Georg Engel sagte: „Die Versorgung der Patienten ist für alle Apotheker (…) sehr anstrengend.“ Carsten Wohlfeil, Geschäftsführer der Apothekerkammer des Saarlandes, bestätigte, dass Patienten „weite Wege auf sich nehmen müssen, um (…) eine Apotheke zu finden, die ein entsprechendes Arzneimittel hat“. Ursula Funke, Präsidentin der Landesapothekerkammer Hessen, zitiert Bild mit den Worten: „Deutschland galt mal als die Apotheke der Welt, heute sind wir deutschen Apothekerinnen und Apotheker Weltmeister in der Mangelverwaltung und wir tun tagtäglich unser Bestes für unsere Patienten.“

Ein Sprecher des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte sagt hingegen, dass es auf europäischer Ebene „erste Signale einer sich stabilisierenden (...) Verfügbarkeit“ gebe.

Bild verweist auch auf das geplante Gesetz zur Bekämpfung von Engpässen. Die Pläne kämen aber zu spät, sagt der CDU-Parlamentarier Tino Sorge dem Blatt: „Längst hätte der Minister ein Frühwarnsystem für Lieferengpässe einführen können.“ Und weiter: „Es ist höchste Zeit, dass Minister Lauterbach den Medikamenten-Mangel entschlossen bekämpft. Bisher kursieren nur vage Ideen, die Patienten stehen weiter im Regen.“

Mailadresse für Betroffene

Am Ende des Artikels steht noch ein Aufruf an die Leser: „Sind Sie auch vom Antibiotika-Engpass betroffen? Mussten Sie auch verschiedene Apotheken abklappern, um etwas zu bekommen? Dann erzählen Sie uns Ihre Geschichte!“ Mails mit Foto sollen an 1414@bild.de gehen. Der öffentliche Druck auf den Bundesgesundheitsminister wird also nicht so schnell nachlassen. |

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