Gesundheitspolitik

Pragmatische Lösung

Preis: Verteilung von Antibiotika-Säften über Großhandel

cha | Den Mangel an Antibiotika-Säften für Kinder durch Importe zu beheben, klingt auf den ersten Blick verlockend. Doch für die einzelnen Apotheken ist das kaum machbar – und schon gar nicht kostendeckend. Deshalb, so fordert der Vorsitzende des Apothekerverbands Nordrhein (AVNR) Thomas Preis, müsse das Ganze zentral organisiert werden.

Eines vorweg: In Nordrhein-Westfalen wird der Import von Antibiotika-Säften für Kinder – anders als in einigen anderen Bundesländern – nicht durch eine Allgemeinverfügung geregelt, d. h. die Apotheken vor Ort sind weitgehend auf sich selbst gestellt (s. DAZ.online, 02.05.2023, 16:45 Uhr).

„Es kann nicht sein, dass wir hier lauter importierende Apotheken haben“, stellt Preis im Gespräch mit der AZ klar. So müsse jede Apotheke bei jedem Import prüfen, ob ihre Versicherung die Haftung übernimmt, da ansonsten im Schadensfall mit großen Kosten zu rechnen sei. Zu dem Aufwand, das Arzneimittel zu bestellen und mit einem deutschen Beipackzettel zu versehen, komme das finanzielle Risiko. Daher müssten die Lieferverträge mit den Kassen entsprechend angepasst werden. Da es nur sinnvoll sei, gleich mehrere Packungen beim Importeur zu bestellen, ergebe sich die Frage: Was passiert, wenn das deutsche Präparat wieder verfügbar ist? Hier sei eine Abnahmegarantie der Kassen notwendig, fordert Preis.

Überhaupt sei anzustreben, dass der Staat oder ein Unternehmen die importierte Ware aufkaufe und die Verteilung über den Großhandel erfolge. Preis erinnert dabei an den – nur bedingt vergleichbaren – Import von Pneumokokken-Impfstoff.

„Wir brauchen eine pragmatische Lösung“, so Preis. Es könne nicht sein, die Apotheken zum Lückenbüßer dafür zu machen, dass die Partner der Krankenkassen bei den Rabattverträgen versagten. Zudem müsse ein deutlicher Aufschlag auf das Apothekenhonorar erfolgen, da dies schon bei der Abgabe von in Deutschland zugelassenen Arzneimitteln kaum kostendeckend sei.

Zuvor hatte Preis gegenüber der Rheinischen Post gefordert, der Bundesgesundheitsminister müsse die strukturellen Probleme lösen: „Es muss sich für die Hersteller wieder lohnen, Standardmedikamente wie Antibiotika herzustellen.“ Und weiter: „Der Staat sollte wie beim Impfstoff feste Abnahmemengen zusagen, damit könnten der Versorgungsmangel geheilt und eine nationale Antibiotika-Reserve aufgebaut werden.“ |

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