Gesundheitspolitik

Rasche Besserung nicht zu erwarten

Was bringen das ALBVVG und Notmaßnahmen? / EU-Produktion braucht Zeit

ks | Die Lieferengpässe bringen alle Beteiligten an ihre Grenzen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) verspricht zwar Tempo beim Engpass-Gesetz. Zudem gestatten immer mehr Länder Importe von in Deutschland nicht zugelassenen Antibiotika-Säften für Kinder. Doch eine schnelle Lösung der Probleme ist dadurch nicht zu erwarten.

Lauterbach räumte vergangene Woche erneut ein, dass die Probleme seit zehn Jahren bekannt seien, aber „nie viel gemacht“ wurde. Nun solle das Engpassgesetz schnell be­schlos­sen werden. Doch selbst wenn es im Sommer in Kraft tritt: Rasche Abhilfe wird es kaum bringen. Und auch die Hoffnung, dass die nach der offiziellen Bekanntgabe eines Versorgungsmangels in vielen Ländern gelockerten Importregeln für Kinder-Antibiotika eine Wende bringen, ist begrenzt. Wirklich praktikabel wirken die Vorgaben nicht. Und es ist unklar, ob es überhaupt ausreichend importfähige Ware in der richtigen Qualität gibt. Informationen über verfügbare Importmengen wolle das BfArM den Landesbehörden schnellstmöglich zur Verfügung stellen, sagte ein Sprecher vergangene Woche dem „Tagesspiegel“.

ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening machte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur deutlich: „Die Apothekenteams müssen für die Politik nun also erneut den Karren aus dem Dreck ziehen und auf Basis der Behördenentscheidungen alternative Arzneimittel aus dem Ausland beschaffen, um die Patientinnen und Patienten schnell versorgen zu können.“ Sie forderte, dass wieder mehr Produktion nach Europa geholt werden müsse, „um allzu komplexe und damit leicht anfällige Lieferketten aus Fernost zumindest bei wichtigen Arzneimitteln zu vermeiden“. Kurzfristig bräuchten die Apotheken größtmöglichen Entscheidungsspielraum bei der Abgabe von Arzneimitteln.

Foto: Sozialministerium Baden-Württemberg

Manne Lucha (Grüne) will eine „schonungslose“ Analyse.

Baden-Württembergs Gesundheitsminister und Vorsitzender der Gesundheitsministerkonferenz Manne Lucha (Grüne) will das Thema beim nächsten Bund-Länder-Treffen mit dem Bundesgesundheitsminister auf die Agenda bringen. Es bestehe dringender Handlungsbedarf. „Die Versäumnisse der Vergangenheit müssen wir schonungslos analysieren und zügig die Weichen für die Entwicklung einer europäischen Strategie stellen“, sagte Lucha. Ziel müsse sein, die rein preis­orientierte Vergabepraxis von Rabattverträgen aufzuheben und neu zu definieren, um dadurch mittel- bis langfristig wieder mehr eigene Arzneimittelproduktion nach Europa zu bekommen. Zugleich müsse man kurzfristig dafür sorgen, auch für den nächsten Winter gewappnet zu sein. |

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