Gesundheitspolitik

Kommentar: Laut werden

Dr. Thomas Müller-Bohn

Das Hauptproblem der Apotheken ist rund 20 Jahre alt – so alt wie die Honorierung über das Kombimodell. Denn eine konsequente Anpassung an steigende Kosten wurde damals „vergessen“. Natürlich musste das irgendwann zu einem Loch in den Apothekenkassen führen. Das ist eine ganz einfache Logik. Die ABDA hat das zwar immer mal gesagt, aber nicht laut genug. Offenbar reicht die simpelste Logik nicht aus, die Politik reagiert eher auf die lauten Töne. Das zeichnet sich schon ab. Auf den angekündigten Protesttag der Apotheken hat das Bundesgesundheitsministerium mit einem „Faktenblatt“ geantwortet, das einige Zahlen ohne Zusammenhang nennt, aber die strukturellen Probleme ausblendet. Nervosität macht sich breit. Die Apotheken sind mit ihrem geplanten Protesttag wohl auf dem richtigen Weg. So sehr es die Heilberuflerseele schmerzen mag, lauthals zu demonstrieren und den Patienten die Tür zuzusperren – offenbar ist das alles nötig, um der Sache zu dienen. Offenbar müssen die Apotheken laut werden, um endlich eine zukunftsfeste Honorierung zu erstreiten. Manche Patienten werden fragen, warum es 20 Jahre lang ging und jetzt nicht mehr. Das hat zwei Gründe: Die Inflation erhöht plötzlich den Kostendruck, und der demografische Wandel erfordert andere Gehälter. Wer das halbe Arbeitsleben in der Apotheke war, wechselt nicht, solange es irgendwie geht. Doch Nachwuchs gibt es für das gebotene Geld nicht – zumindest nicht genug. Ohne deutlich mehr Geld wird es darum in einigen Jahren Apotheken nur noch an besonders guten Standorten geben, aber nicht mehr flächendeckend. Das sollte am 14. Juni die Botschaft an die Menschen sein.

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.