Gesundheitspolitik

Startschuss für die Initiative „Gegen Zukunftsklau“

ABDA will die Perspektive des Nachwuchses in die Diskussion einbringen

mik/ks | Es ist schon lange bekannt: Apotheken fehlen nicht nur ganz akut Fachkräfte, sondern auch der pharmazeutische Nachwuchs. Mit der Initiative „Gegen Zukunftsklau“ will die ABDA nun die Perspektive des Nachwuchses in die gesundheitspolitische Debatte einbringen. 

Am vergangenen Mittwoch, dem Tag der Apotheke, fiel mit einer Pressekonferenz in Berlin der Startschuss. Nun will der pharmazeutische Nachwuchs in den kommenden Wochen und Monaten mit Unterstützung der ABDA aktiv werden, um auf die bestehenden Missstände hinzuweisen. Persönliche Gespräche und öffentliche Aktionen sind ebenso geplant wie Aktivitäten über die Sozialen Medien. Auch die ABDA-Nachwuchsinitiative ABYou, die vor einem Jahr von fünf Kolleg:innen ins Leben gerufen wurde, beteiligt sich.

Unterstützt wird die Initiative auch von den Landesapothekerverbänden und -kammern. Die Publikumsmedien griffen die Anliegen der Apotheken vergangene Woche in einer Reihe von Beiträgen auf.

ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening betonte bei der Pressekonferenz, „die immer schneller zurückgehende Zahl der Apotheken, die dramatischer werdenden Lieferengpässe, überbordende Bürokratie und der Sparwahn der Krankenkassen“ seien Indizien dafür, „dass die Lage der Apotheken sich zusehends verschlechtert“. Sie appellierte an die Politik: „Hören Sie auf diese tolle Genera­tion, um die Versorgung auch in Zukunft sicherzustellen!“

Foto: ABDA/Wagenzik

Auf einer Pressekonferenz in Berlin wurde die Kampagne „Gegen Zukunftsklau“ vorgestellt.

„Apotheke muss wieder attraktiv werden

Ina Lucas, ABYou-Mitgründerin und Mitinhaberin von vier Apotheken in Berlin, ging in ihrem Statement noch einmal ausführlich auf das Personalproblem ein. Der Markt sei „komplett leer gefegt“, sagte die 40-Jährige – die „Arbeit stapelt sich“. Sie beklagte in diesem Zusammenhang die „politische Geringschätzung der Apotheken“ und forderte verläss­liche Rahmenbedingungen – „und beim Apothekenhonorar muss auch nachgebessert werden“.

Der zweite ABYou-Vertreter, der Inhaber einer Apotheke im säch­sischen Freital, der 36-jährige Stephan Torke, forderte: „Wir müssen dringend entbürokrati­sieren. Wir müssen dringend alle Apo­thekenberufe wieder so attraktiv gestalten, damit die Fähig­keiten, die unsere Fachkräfte mitbringen, wieder gewürdigt werden.“ Dazu müsse das „Grundvertrauen uns gegenüber“ wiederhergestellt werden. „Die Politik und Krankenkassen müssen uns mehr Freiheiten geben und sich mehr auf unsere pharmazeutische Expertise verlassen, uns wieder mehr Entscheidungen überlassen.“

Was auf jeden Fall schon einmal gelungen ist, ist Aufmerksamkeit zu erregen. Zahlreiche Medien, unter anderem die Tagesschau und das BR-Fernsehen berichteten im Nachgang.

Unterstützung von Kammern und Verbänden

Flankiert wurde die Pressekonferenz der ABDA von Pressemitteilungen aus den Landesorganisa­tionen der Apotheker. Sie basieren alle auf einem Muster und wurden teilweise mit regionalen Fakten und Aussagen ergänzt. Der Grundtenor lautet, dass es für die Apothekerinnen und Apotheker „ein Herzensanliegen“ sei, die jungen Kolleg:innen dabei zu unterstützen, eine berufliche Zukunft mit echter Perspektive einzufordern. Leider werde es für sie angesichts der Rahmenbedingungen immer unattraktiver, in der Apotheke zu arbeiten – oder gar selbst eine eigene Apotheke zu betreiben. Dabei böten Apotheken vielfältige interessante Aufgaben.

In Rheinland-Pfalz meldete sich der Apothekerverband gemeinsam mit der Fachschaft Pharmazie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz zu Wort. „Uns als Pharmaziestudierenden fehlt eine ver­lässliche Perspektive der Bundespolitik, die uns die Arbeit in der öffentlichen Apotheke ohne noch größere bürokratische Hürden in Aussicht stellt“, bekräftige die Fachschaftsvorsitzende Hanna Hege in einer Pressemitteilung. Andreas Hott, 1. Vorsitzender des Apothekerverbands, betonte, dass schon seit Jahren auf die brisante Lage hingewiesen werde. Dennoch: „In den Gesetzesvorhaben finden die Probleme der öffentlichen Apotheken so gut wie keine Berücksichtigung. Diese Missachtung durch die Politik führt zu einer Destabilisierung der Arzneimittelversorgung in Deutschland.“ |

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.