Wirtschaft

Telearzt aus der Kabine

Französische Anbieter wollen expandieren

ih | In Frankreich sind vor allem im ländlichen Raum viele Apotheken schon seit Jahren mit Telemedizinkabinen ausgestattet. Nun soll es sie womöglich bald auch in Deutschland geben.

Laut einem Bericht von „Handelsblatt Inside“ will Tessan, der zweitgrößte französische Anbieter von Telemedizin-Kabinen, nach Deutschland expandieren. Stehen sollen diese Kabinen dann in Apotheken. Ab 2024 soll es losgehen. Bereits ab September dieses Jahres will Tessan zehn neue Mitarbeiter für Deutschland und fünf deutsche Ärzte in Vollzeit beschäftigen. Und Tessan ist offenbar nicht das ein­zige Unternehmen mit der­artigen Plänen. Auch der größte franzö­sische Telemedizin-Anbieter Medadom hat Deutschland bei Expansionsplänen im Blick, wie das „Handelsblatt Inside“ berichtet.

Reaktion auf Digitalgesetz

Die französischen Unternehmen reagieren damit auf ein neues Gesetzesvorhaben in Deutschland. So sieht ein aktueller Referentenentwurf für das Digitalgesetz vor, dass Apotheken künftig assistierte Telemedizin anbieten können. Das in Frankreich erprobte Modell der Kabinen könnte dann eine schnelle und einfache Lösung sein, ein solches Angebot zu schaffen.

Tessan hat in Frankreich bereits rund 800 solcher Telemedizin-Kabinen aufgestellt, Medadom etwa 4000 ähnliche Kabinen. Sie befinden sich vor allem im dünn besiedelten Raum, wo es an Ärzten mangelt.

Nutzen für die Apotheke?

Neben zusätzlichen Kunden durch die Kabinen gibt es in Frankreich noch weitere finanzielle Anreize für Apotheken: So wird die Installation einer Telekabine in Frankreich im ersten Jahr mit 1250 Euro bezuschusst. Zusätzlich erhalten sie 1 Euro pro Konsultation und eine weitere gestaffelte Vergütung, die sich an der Anzahl der Konsulta­tionen ausrichtet und maximal 750 Euro pro Jahr beträgt. Diese fällt bei einer geringen Zahl von Konsul­ta­tionen höher aus: Kommt nur ein Patient pro Woche, um die Kabine zu nutzen, liegt sie bei 5,30 Euro, sind es vier Patienten pro Tag oder mehr, nur noch bei etwa 1 Euro. Wie genau ein Finanzierungs­modell in Deutschland aussehen könnte, ist derzeit noch unklar. |

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