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Gesundheitspolitik
Zyto-Apotheker am Medien-Pranger
Berichterstattung zu Gewinnmargen bei Zytostatika / VZA dementiert Einsparvolumen
Aufmerksamkeitsökonomisch bietet es sich für die Medien an, die Story an den Apothekern aufzuhängen. Schließlich ist es nur etwas mehr als einen Monat her, dass anlässlich des Protesttags von ihren Klagen über niedrige Honorare berichtet wurde. Wer sich die Recherchen aber genauer anschaut wird merken: Wichtige Fragen bleiben unbeantwortet.
Die Liste mit den Onkologika soll 20 Seiten lang sein, tausend Präparate enthalten. NDR, WDR, SZ und das ARD-Magazin „Monitor“ haben am Donnerstag ihre Recherchen dazu veröffentlicht, wie hoch die Gewinnmargen für Apotheker bei Zytostatika sind, die sie patientenindividuell zubereiten. Die Listen sollen zeigen, wie viel die Krankenkassen erstatten, wie hoch die Preise der Großhändler sind und wo der Zusatzverdienst der Apotheker liegt – „auf Kosten der Beitragszahler“. Die Gewinne seien „teilweise gigantisch“, heißt es bei tagesschau.de.
Als Beispiel wird der Wirkstoff Bevacizumab genannt – ein Blockbuster unter den Krebsarzneimitteln. Die Kassen hätten im vergangenen Jahr für eine Packung 1109 Euro an die Apotheker gezahlt, die diese beim Großhandel für 360 Euro hätten einkaufen können. Das Problem laut Tagesschau: „Die Krankenkassen kennen die echten Einkaufspreise oft nicht und zahlen den Apothekern einen vorher festgelegten Preis.“ Ausgehandelt wird der zwischen dem GKV-Spitzenverband und dem Deutschen Apothekerverband (DAV). NDR, WDR und SZ zitieren Teilnehmer, die sagen, es ginge dort zu „wie auf einem Basar“.
Mehr als 500 Millionen Euro Einsparpotenzial?
Die SZ rechnet vor: Mehr als 5 Milliarden Euro hätten die Krankenkassen im vergangenen Jahr für Infusionsbeutel mit Krebsmedikamenten ausgegeben, rund 10 Prozent ihrer gesamten Ausgaben für Arzneimittel. Sie hätten 2021 mindestens 540 Millionen Euro sparen können, 2022 mindestens 445 Millionen Euro. Mit Blick darauf, dass laut den Kassen bis zu 7 Milliarden Euro fehlen, gibt es hier laut SZ ein „bedeutendes Einsparpotenzial“.
Den Stein ins Rollen gebracht hat laut den Berichten der Apotheker Robert Herold, der im sächsischen Frankenstein die Central-Apotheke führt und laut eigenen Angaben die AOK Plus bereits vor Jahren über den Sachverhalt informiert hat – ohne Konsequenz. Auch der Verband der Zytostatika herstellenden Apothekerinnen und Apotheker (VZA) oder seine Kollegen hätten nicht reagiert. Also wandte er sich an WDR, NDR und SZ.
Ärzte wollen mitverdienen
Herold berichtet über Bestechungsversuche von Ärzten, die an den Gewinnmargen der Apotheker beteiligt werden wollten – ansonsten drohen sie die Medikamente von anderer Stelle zu beziehen. An diesem Punkt deutet sich eine weitere Dimension an, die in den Recherchen angesprochen wird, aber unterbelichtet bleibt: Die hohen Gewinne führen zu einem „Konzentrationsprozess“. Wie auch der VZA bestätigt, stellen immer weniger Apotheker Zytostatika her – warum, wenn die Gewinne so exorbitant sind? Erinnert wird in diesem Zusammenhang an das Unternehmen Zytoservice, gegen das derzeit ermittelt wird und das 2019 in die Schlagzeilen geriet. Es betreibt ein Konzerngeflecht unter anderem aus Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) und beliefert bundesweit Apotheken mit Infusionsbeuteln – eine „Rezeptmaschine“, schreibt die SZ.
Was sagen DAV und VZA?
Der DAV erklärte, die bei „Monitor“ kolportierten Preise seien ihm nicht bekannt – daher könne er diese auch nicht kommentieren. Das errechnete Einsparpotenzial lässt sich aus seiner Sicht nicht nachvollziehen.
Auch im Statement des VZA heißt es, dass die erwähnten Einsparmöglichkeiten zugunsten der Krankenkassen nicht bestehen würden. Der Verband verweist auf den enormen finanziellen Aufwand durch gestiegene Anforderungen an Reinraumlabore. Er teilt aber die Bedenken „bezüglich nicht im Interesse der Patientenversorgung erfolgender Versorgungsumsteuerungen über MVZ-Strukturen“. Man habe sowohl die Ärztekammern, das Bundesgesundheitsministerium und zuletzt auch den AOK-Bundesverband auf diese „unerfreuliche Entwicklung“ hingewiesen. Kritisiert wird, in der Berichterstattung sei ausgeblendet worden, dass „selbstherstellende Apotheken diesen Entwicklungen, die zu einem Verlust der Versorgung führen, oft machtlos gegenüberstehen“. |
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