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- AZ 36/2023
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Gesundheitspolitik
Kommentar: Kein Plan für den Winter
Noch ist Sommer. Doch die nächsten Monate werden lange Nächte und fast ebenso sicher auch mehr Atemwegsinfekte mit sich bringen. Jetzt Vorräte nötiger Arzneimittel anzulegen, wäre normalerweise ein sinnvolles Vorgehen innerhalb der Lieferkette. Doch als Maßnahme der Politik ist es ein Armutszeugnis. Als versorgungspolitisches Instrument sind solche Vorräte ein letztes Mittel, um kurzfristig einen Puffer zu schaffen, bevor andere Maßnahmen greifen. Gesundheitsminister Lauterbach hat den Phagro aber schon in diesen Sommertagen um etwas gebeten, das die Profis beim Großhandel bestimmt aus eigenem Antrieb täten, wenn es ginge. Die Großhändler sollen Vorräte mit Kinderarzneimitteln auf einer Dringlichkeitsliste anlegen. Doch der Phagro antwortet, die Mittel seien nicht in der gewünschten Menge zu bekommen. Die Situation sei schon jetzt „äußerst prekär“. So problematisch wie diese Lage ist auch das Ansinnen des Ministers. Das ist kein Plan für den Winter. Die Politik sollte andere Hebel haben und nutzen, als den Großhandel zu bitten, seine Arbeit zu machen. Offenbar merkt nun auch der Minister, dass sein Lieferengpassgesetz zwar gut gemeint war, aber sehr spät kam und zu wenig bringt. Strukturen lassen sich nicht schnell ändern, und Produkte, die nicht hergestellt wurden, lassen sich nicht bevorraten. Damit ist zu erahnen, was im Winter auf die Apotheken zukommen wird. Neben viel Mühe bei der Beschaffung wird wohl auch die Herstellung von Defekturen gefragt sein. Die Politik sollte daher alles tun, damit die wertvolle patientennahe Struktur der Apotheken nicht ebenso kaputtgespart wird wie die Produktion vieler generischer Arzneimittel.
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