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Management

Resilienz – gestärkt durch Krisen

Immer locker bleiben? Wer wünscht sich das nicht in diesen ungewissen Zeiten. Viele Menschen fühlen sich überlastet, arbeiten unter andauernder Anspannung oder haben Zukunftsängste. Wer ständig stark gefordert wird und eine Krise nach der nächsten erlebt, kann leicht in eine Erschöpfungsspirale geraten, wodurch die Leistungsfähigkeit sinkt. Resilienz und eine gute Selbstfürsorge können helfen, die eigene Widerstandskraft zu stärken.

Zuversichtlich bleiben

Die Arbeit in der öffentlichen Apotheke ist oft ganz schön kräftezehrend. So erledigen Apothekenmitarbeitende oft mehrere Dinge auf einmal und passen sich in immer kürzerer Zeit an die ständig neuen Vorschriften an. Die täglich anfallende Arbeit stapelt sich, in der Offizin warten die ungeduldigen Kunden und dann klingelt an manchen Tagen auch noch ununterbrochen das Telefon. Das stresst viele und kann einen ganz schön ins Schleudern bringen. Hinzu kommen diverse Krisen, wie die Corona-Pandemie, die Gas- und Klimakrise, zunehmender Personalmangel, Inflation und eine ganze Menge privater Sorgen. Wie soll man da noch gelassen bleiben, mit Zuversicht in die Zukunft blicken und den teilweise schwer erkrankten Kunden durch ein empathisches Beratungsgespräch Kraft schenken?

Sinnvolle Regulationsstrategien und gelebte Selbstfürsorge können für mehr Entspannung im Alltag sorgen und den Stresslevel deutlich senken. So ist ein erfolgreiches Zeitmanagement mit dem Blick auf das Wesentliche für den immer turbulenter werdenden Berufsalltag wichtiger denn je. Idealerweise unterstützen sich die Kolleginnen und Kollegen im Apothekenteam dabei, konzentriert und in Ruhe zu arbeiten. Manchmal lohnt es sich, Prioritäten zu setzen und die Aufgaben je nach Dringlichkeit nach und nach abzuarbeiten. Um stressige Situationen besser bewältigen zu können und die Widerstandskraft zu stärken, sind neben einer positiven Einstellung die Wertschätzung der geleisteten Arbeit und eine gute Stimmung im Team unerlässlich. Heraus­forderungen anzunehmen und schwierige Zeiten zu überwinden führt längerfristig dazu, eine gewisse Stressresistenz zu ent­wickeln und Lösungsstrategien anwenden zu können.

Die Kunst, Resilienz zu erlernen

In jedem Leben gibt es Höhen und Tiefen: So kann der eine an einer Krise fast zerbrechen, während dem anderen der Lebensmut selbst in schwersten Zeiten und sogar bei Schicksalsschlägen nicht zu schwinden scheint. Egal, ob jemand eine ausgeprägte Widerstandsfähigkeit besitzt oder nicht – alle Menschen durchlaufen Krisen. Nur zu leicht fällt man in schwierigen Zeiten in bisherige Verhaltensmuster zurück. Doch genau darin liegt der Fehler: Jede Situation muss individuell bewertet und eine entsprechende Lösungsstrategie gefunden werden. Genau dazu sind resiliente Menschen in der Lage, weshalb es beim Erlernen einer zuversichtlichen Lebenshaltung entscheidend ist, eingefahrene Denkweisen auf­zubrechen. Es geht darum, die positiven Dinge im Leben wahrzunehmen und wert­zuschätzen, denn dankbare Menschen können Krisen leichter überwinden. Und so steckt in jedem Lebenstief eine Chance, eine neue Haltung und Einstellung zu finden, die langfristig stärker und zufriedener macht. Auch wer von „Geburt aus“ oder durch die Erziehung bzw. Erfahrungen in der Kindheit keine Resilienz mitbringt, kann eine zuversichtliche Lebenshaltung erlernen. Dafür gibt es verschiedene Herangehensweisen und Übungen, die eines gemeinsam voraussetzen: ein kontinuierliches Training. Das ist manchmal harte Arbeit, denn der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Sich wie ein Kind über die kleinen Dinge des Lebens zu freuen und die eigenen Stärken zu realisieren sind Eigenschaften, die zu mehr Widerstandskraft und Zuversicht im Leben führen. Dazu zählt auch, möglichst unaufgeregt und fokussiert zu bleiben – denn nur auf diese Weise stellt sich die nötige Kraft und Ruhe ein, um Wege aus schwierigen Situationen zu finden.

Auf die Sichtweise kommt es an

Das Tempo und die Ansprüche im Berufsleben sind gewachsen. Immer mehr Menschen leiden darunter, überall zu sein, nur nicht im Hier und Jetzt. Ein häufiger Wunsch ist es, den Arbeitsalltag gelassener und effektiver zu managen. Immer mehr Berufstätige fühlen sich durch die überwältigende Informationsflut aus dem Internet und die zunehmende Digitalisierung gestresst – dazu kommen noch die täglichen schlimmen Nachrichten aus aller Welt. Doch wie kann es einem gelingen, trotz andauernder Krisen gestärkt und zuversichtlich zu bleiben? Wie kann man Resilienz fördernde Haltungen trainieren?

Neue Studien beschäftigen sich mit den psychischen und physischen Auswirkungen individueller Grundhaltungen wie Akzeptanz und Optimismus, aber auch mit Themen wie Dankbarkeit. „Wer jetzt dankbar ist, wird in Zukunft weniger depressiv“, lautet eine der Annahmen. Außerdem sollten wir versuchen, Dinge, die wir nicht ändern können, zu akzeptieren, denn sie rauben uns unnötig viel Kraft. Besser ist es, wenn möglich nach vorne zu schauen und ein neues konkretes Ziel zu verfolgen. Dabei bestimmen unsere Gedanken das Handeln und die Emotionen. Wichtig ist es, die Sicht auf positive Dinge zu lenken, die eigenen Bedürf­nisse nicht aus den Augen zu verlieren und sich ab und zu bewusste kleine Pausen zu gönnen, um die Gedanken wieder neu zu sortieren. Am Ende eines Arbeitstages ist es einen Versuch wert, sich gezielt an die zufriedenen Kunden zu erinnern und den unfreundlichen Kunden gedanklich nicht zu viel Aufmerksamkeit zu schenken.

Was macht resiliente Menschen aus?

Das Arbeitsleben – besonders in den Gesundheitsberufen – wird immer anspruchsvoller und häufig gelingt das Abschalten nach Feierabend nicht mehr so leicht. Andauernder Stress ist häufig ein Ungleichgewicht von den Anforderungen, die an einen gestellt werden, und den Möglichkeiten, damit richtig umzugehen. Ein gutes Stressmanagement ist deshalb ein wesentlicher Kompetenzfaktor für zuverlässige, belastbare und längerfristig motivierte Mitarbeitende. Zu lernen, nicht nur vorbeugend und aktuell mit Stress gut umzugehen und diesen zu bewältigen, sondern auch zu wissen, wie man seine Widerstandsfähigkeit in hektischen Situationen proaktiv steigern kann, ist wichtig, um auch künftigen und vielleicht manchmal unerwarteten Belastungen standzuhalten. Durch gezielten Stressabbau kann die Begeisterung und Motivation für die tägliche Arbeit gesteigert und die Resilienz auch in schwierigen Situationen gestärkt werden. Akutes Stresserleben und langfristiges Stressmanagement greifen häufig ineinander. Das bedeutet: Je mehr man sich langfristig mit Stress auseinandersetzt und Methoden zum individuellen Stressabbau beherzigt, desto weniger machtlos wird man sich in akut belastenden Situationen fühlen. Eine herausfordernde Situation zunächst einfach nur als Realität zu akzeptieren kann helfen, die Kontrolle nach dem Analysieren der jeweiligen Lage schnell zurückzugewinnen. Manchmal genügen schon einige bewusste und tiefe Atemzüge, um eine aufschießende körperliche oder emotionale Reaktion zu regulieren und wieder klar zu denken. Auch können regelmäßige und konsequent umgesetzte Pausen nach hektischen Phasen zu einer wichtigen Kraftquelle werden. Diese kurzen Auszeiten sollte man sich ab und zu ganz bewusst gönnen, um langfristig leistungsfähig und belastbar zu bleiben – und das nicht nur nach Feierabend. Wer nach einem langen Arbeitstag versucht, sich nicht über die nervigen Dinge zu ärgern, sondern sich an die positiven Kleinigkeiten zu erinnern, verbessert seine Fähigkeit, Gutes wahrzunehmen, reduziert seinen Stresslevel und erhöht dadurch seine Alltagskompetenz und Resi­lienz für viele Bereiche des Lebens.

Wie kann man die eigene Resilienz stärken?

  • ruhig und bewusst in den Arbeitstag starten
  • die Arbeit von sich selbst und von Mitarbeitenden wertschätzen
  • kleine und regelmäßige Pausen als „Alltagsinseln“ einplanen
  • produktive Tageszeiten für anspruchsvolle Arbeiten nutzen
  • die Mittagspause oder den Feierabend für einen kleinen Spaziergang nutzen
  • klar kommunizieren und sich gegenseitig unterstützen
  • den Fokus auf das Positive lenken
  • Gutes wahrnehmen und dankbar für kleine Dinge sein
  • gelebte Selbstfürsorge betreiben
  • Rat suchen und Hilfe annehmen

Kompetenz erweitern und durch Krisen lernen

Öffentliche Apotheken stehen vor großen Herausforderungen, um in einem sich schnell verändernden Gesundheitsmarkt zu überleben. Hierbei gibt es einige Möglichkeiten, trotz der schwierigen Lage die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern und erfolgreich zu bleiben. Zum einen wird die Patientenorientierung immer wichtiger. Apothekenmitarbeitende können beispielsweise mit einem Schwerpunkt auf eine professionelle und kompetente Patientenberatung punkten. Denn durch eine persönliche und gut verständliche Beratung zur Medikation bieten Apothekerinnen und Apotheker im Vergleich zum anonymen Onlinehandel einen deutlichen Mehrwert für die Patient:innen. Durch besondere Serviceleistungen und kompetente Lösungsvorschläge in Zeiten zunehmender Lieferengpässe können Apothekenteams ihre Rolle als wichtiger Gesundheitsdienstleister erhalten und weiter ausbauen. Außerdem sind eine stetige Weiterbildung und Kompetenzerweiterung wichtig, um mit den neuesten Entwicklungen Schritt zu halten. Durch den Erwerb neuer Kenntnisse und Fähigkeiten können Apothekenmitarbeitende ihre berufliche Position stärken und sich den Anforderungen des Gesundheitswesens anpassen – denn eine vertrauens­volle Anlaufstelle zu Gesundheitsthemen ist für viele Menschen wichtiger denn je. Die Apotheken vor Ort müssen sich zukünftig besser auf Krisen vorbereiten, um handlungsfähig zu bleiben. Ein guter Austausch unter Mitarbeitenden und Führungskräften und eine respektvolle und wertschätzende Ansprache auf Augenhöhe können dabei helfen, ein resilientes Team zu erhalten – vor allem in Zeiten von hohen Anforderungen. |

Apothekerin Dr. Irina Treede, Heidelberg

Buchtipps

Emilia Morel
Die 7 Säulen der Resilienz
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2022, Spieldauer 3 Stunden, 12,95 €
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Christina Berndt
Resilienz Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft
288 Seiten, dtv
Taschenbuch 12,00 €, 11. Auflage 2015, ISBN 978-3-423-34845-4
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