Gesundheitspolitik

Kommentar: Entlarvende Zahlen

Julia Borsch

In dem vergangene Woche bekannt gewordenen Eckpunktepapier des Bundesgesundheitsministeriums zum Bürokratieabbau sind auch Lauterbachs Pläne zum Umbau des Apothekenwesens skizziert. Diese waren bereits bekannt. Neu ist allerdings, dass sie mit einem Preisetikett versehen wurden, also das BMG beziffert hat, wie viel Geld Apotheken durch die Umsetzung dieser Pläne angeblich einsparen könnten. Und das ist in zweierlei Hinsicht entlarvend. Denn das Bundesgesundheitsministerium kommt nach seinen Berechnungen auf ein Einsparpotenzial von 9 Millionen Euro. Im Vergleich zu den zusätzlichen 2,5 Milliarden, die die ABDA fordert, um die Finanzierungslücke bei den Apotheken zu schließen, sind das Peanuts. Zudem würden bestehende Apotheken, insbesondere solche ohne Filialen, von den Vorschlägen überhaupt nicht profitieren. Denn die größten Einsparungen würden sich bei Neugründung einer Filiale ergeben, weil auf bestimmte Ausstattungsmerk­male wie Labor und Notdienstzimmer verzichtet werden kann. Apotheken mit bestehenden Filialen sparen noch ein wenig, weil sie Labor und Rezeptur nicht mehr in Schuss halten müssen und zum Beispiel auf Nacheichungen verzichten können. Von 1500 Euro im Jahr geht das BMG aus. Das finanziert vielleicht einen neuen Computer, rettet aber keine Apotheke. Die Mehrheit der Apotheken hat aber überhaupt nichts davon – 2022 gab es laut ABDA-Statistik 10.003 Einzelapotheken ohne Filiale und das ist mehr als die Hälfte aller Betriebsstätten.

Das zeigt ziemlich eindeutig: Das BMG hat überhaupt keinen Plan, die Apotheken zu stärken und die Struktur zu erhalten.

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