Wirtschaft

Proteste beflügeln – doch Zweifel bleiben

APOkix-Umfrage zu Protestaktionen: Apotheker:innen fühlen sich wahrgenommen, doch an die politische Durchschlagskraft glauben nur wenige

ks | Die Protestbereitschaft der Apotheken ist groß – und die meisten Apothekenleiter:innen haben durchaus Hoffnung, dass die Bevölkerung, die Medien und auch die Politik durch die Proteste für ihre Anliegen sen­sibilisiert werden. Möglicherweise. Dass sie den Bundesgesundheitsminister davon abhalten werden, seine Reformpläne umzusetzen, glauben allerdings nicht mehr ganz so viele, wie die im November durchgeführte APOkix-Umfrage zeigt.

Fachkräftemangel, Lieferengpässe, Bürokratie, Honorardebatte und Apothekenreform: Apotheken haben derzeit mit zahlreichen Widrigkeiten zu kämpfen. Und die wollen sie nicht länger lautlos schlucken. Nach dem bundesweiten Protesttag mit pothekenschließungen am 14. Juni und einem weiteren Protest am 27. September – dem Tag, an dem Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) auf dem Deutschen Apo­thekertag seine Reformvorhaben für die Apotheken vorgestellt hat – standen und stehen im November jeden Mittwoch regionale Aktionen auf der Agenda. Die aktuelle APOkix-Umfrage hat sich mit diesen Protesten befasst: Haben sich die Teams der befragten Apotheken­leiter:innen beteiligt? Welche Erwartungen haben sie, was bewirken die Aktionen – und kommen sie aus ihrer Sicht zum richtigen Zeitpunkt?

Fast alle haben mitgemacht

Nahezu alle 160 Befragten gaben an, sich in diesem Jahr bereits an den ersten Streiks im Juni und September beteiligt zu haben (95 Prozent). 84 Prozent wollen dies auch im November tun oder haben dies bereits getan. Auch wenn ein Großteil der APOkix-Teilnehmer:innen (86 Prozent) die Proteste als längst überfällig empfindet, halten 85 Prozent den November trotz Personal­mangel und Erkältungswelle für den geeigneten Zeitpunkt. Und sie sind sich einig: Die Pro­teste können nur etwas bewirken, wenn sich alle Apotheken beteiligen (94 Prozent).

87 Prozent der Apotheken:leiterinnen hoffen auch, mit den Protesten die Öffentlichkeit nachhaltig für ihre Themen sensibilisieren zu können. 72 Prozent sehen die „Streiks“ sogar als das beste Instrument, um ihre Interessen gegenüber der Politik zu vertreten. Dennoch: Die tatsächliche Wirksamkeit der Proteste wird recht unterschiedlich empfunden. So hält sie jeder zweite Befragte als Druckmittel im Umgang mit der Politik als wenig oder überhaupt nicht wirksam. Mehr als zwei Drittel kritisieren außerdem die Dauer und Anzahl der Streiks und fordern längere und häufigere Proteste (69 Prozent). Nur 27 Prozent stimmen (eher) der Aussage zu, große Hoffnung zu haben, dass durch den Apothekenprotest im November die fürs nächste Jahr geplante Apothekenreform nicht umgesetzt wird.

Die Stimmungskurven gehen im November wieder leicht aufwärts.

Konjunkturindizes erholen sich leicht

Möglicherweise ist es das Gefühl des Zusammenhalts des Berufsstandes, das viele Apothekenleiter:innen derzeit auch ein wenig optimistischer stimmt. Die Konjunkturindizes zur aktuellen und kommenden Geschäftslage fallen im November positiver als im Oktober aus. Die aktuelle Geschäftslage wird im November mit 61,9 Punkten bewertet. Das ist der höchste Wert seit Juli 2023. Mit einem leichten Plus von 0,4 Punkten auf 38,1 Punkte im November ist auch der Abwärtstrend der Geschäftserwartungen zumindest vorläufig gestoppt. Allerdings: Dass die Kurven wieder leicht nach oben gehen, heißt noch nicht, dass jetzt der überwiegende Teil der Befragten Zuversicht verströmt. Erst bei einem Indexwert von 100 Punkten ist die Stimmung ausgeglichen. Derzeit ist es klar die Mehrheit, die ihre aktuelle Geschäftslage eher oder sehr negativ sieht bzw. erwartet, dass sich ihre Geschäftsentwicklung in den kommenden zwölf Monaten leicht oder stark verschlechtern wird. |

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