DAZ aktuell

Wir brauchen einen Neuanfang

Dr. Hans-Georg Feldmeier, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie

Foto: BPI

Dr. Hans-Georg Feldmeier

Für das Jahr 2023 wünsche ich unserer Branche persönlich drei Dinge: Frieden, Gesundheit und eine hohe Liefersicherheit mit Arzneimitteln. Als pharmazeutische Industrie geben wir unser Bestmögliches, um die Liefersicherheit zu gewährleisten. Lieferfähig zu sein ist unser ureigenes Interesse und elementarer Bestandteil unserer Arbeit. Täglich setzen wir uns dafür ein, die Apothekerschaft und unsere Patientinnen und Patienten mit sicheren Arzneimitteln zu versorgen.

Doch gerade in Krisenzeiten braucht es besondere Instrumente, um dieses Ziel zu erreichen. Aufgrund von politisch indizierten Sparzwängen sind wir in eine Sackgasse geraten. Daher müssen wir immer wieder im System nachjustieren. Jetzt in der Krise spüren wir eindringlich, dass Lieferketten unsicher sind und pharmazeutische Hersteller unter einem enormen Preisdruck stehen. Vor allem bei Arzneimitteln der Grundversorgung zeigt sich, wie fragil das System ist.

Deshalb brauchen wir einen Neu­anfang. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klima hat verstanden, dass die Gesundheitswirtschaft von großer wirtschaftlicher Bedeutung für den Standort Deutschland ist und reduziert unser Wirken nicht allein auf die Ausgaben der Sozialsysteme. Der BPI gegrüßt und unterstützt die Posi­tion ganz ausdrücklich und wird sich daher am neu einberufenen „Round­table Gesundheitswirtschaft“ konstruktiv einbringen.

Entscheidend ist, dass wir nicht immer die Frage stellen, was Arznei­mittel kosten dürfen. Vielmehr sollten wir uns als Gesellschaft fragen: Was ist uns eine sichere Versorgung wert?

In künftigen Gesetzesinitiativen muss es also z. B. darum gehen, fehlgesteuerte Preisregulierungen bei Festbeträgen und dem Preismoratorium zu korrigieren und die europäische Arzneimittelproduktion bei der Vergabe von Rabattverträgen besonders zu honorieren, ohne den Zugang für Anbieter aus Drittstaaten einzuschränken. Die Bemühungen des Bundesgesundheitsministeriums mit Blick auf die geplanten Maßnahmen gegen Lieferengpässe erkennen wir an. Doch es reicht bei Weitem nicht aus, sich nur mit Arzneimitteln der Kinderheilkunde auseinanderzusetzen. Es gilt, Fehlregulierungen bei allen Arzneimitteln der Grundversorgung zu korrigieren.

Der Standort Deutschland muss aber auch ein Ort der Innovation bleiben. Die Bekämpfung der Corona-Pandemie ist ein schillerndes Beispiel dafür, wie essenziell Forschung und Entwicklung für ein modernes Gesundheitssystem sind. Neue Therapien brauchen einen sicheren und berechenbaren Zugang in unsere Gesundheitssysteme.

Das Credo für dieses Jahr lautet folglich: Wir brauchen Systeme, die der starken pharmazeutischen Industrie in Deutschland und Europa eine sichere Zukunftsbasis geben. Gemeinsam mit der Apothekerschaft, der Ärzteschaft und allen weiteren Be­teiligten, die sich um einen hohen Standard in der Gesundheitsversorgung bemühen, wollen wir weiterhin an Lösungen arbeiten. Unsere Vorschläge liegen vor, für Gespräche stehen wir bereit. |

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.