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Arzneimittel und Therapie
Medikation unter der Lupe
Tipps und Tricks für die Medikationsanalyse – Fall 6: Ein Patient mit vermehrten Gichtanfällen
Einmal im Monat stellen wir in der DAZ und auf DAZ.online einen Fall vor und geben Anregungen für Lösungen. Dann sind Sie gefragt. Wie würden Sie vorgehen, um die Probleme in den Griff zu bekommen? Ihren Lösungsansatz können Sie dann in einem Webinar mit unseren Autorinnen und Autoren diskutieren, die ihrerseits einen Vorschlag präsentieren werden. Das Webinar zu unserem sechsten Fall, den hier Apothekerin Ina Richling, PharmD, Menden, vorstellt, startet am 22. März 2023 um 20:00 Uhr.
Der Fall
Subjektive Parameter und Hauptbeschwerden. Herr P. J., ein 60-jähriger Patient (176 cm, 61 kg, BMI: 19,7) mit Diabetes mellitus Typ 2, koronarer Herzerkrankung nach Stentsetzung (DES Drug Eluting Stent) vor drei Monaten und arterieller Hypertonie, nimmt das Angebot der erweiterten Medikationsberatung bei Polypharmazie wahr und berichtet direkt zu Beginn des Gespräches über seine langjährige Alkoholabhängigkeit. Er hat bisher täglich zwischen sechs und zehn Flaschen Bier und manchmal auch Schnaps getrunken. Dadurch ist er des Öfteren nicht motiviert genug, seine Tabletten einzunehmen, und lässt diese zwischendurch für ein paar Tage weg.
Immer wieder auftretende Gichtanfälle (mindestens einmal im Quartal) belasten ihn stark. Er nimmt dann täglich fünf bis sechs Colchicin-Tabletten über mehrere Tage ein. Auftretende Durchfälle behandelt er mit Loperamid. Aktuell war er jetzt das zweite Mal bei den Anonymen Alkoholikern und möchte dort nun regelmäßig hingehen. Die Medikationsberatung ist für ihn auch ein Start, wieder verantwortungsvoller mit seiner Medikation umzugehen. Seine Frau unterstützt ihn sehr in seinem Vorgehen. Ein Antrag auf eine Reha mit Entzugsplatz wurde auch schon gestellt.
Objektive Parameter. Bei einer Blutdruckmessung, die standardisiert in der Apotheke durchgeführt wurde, wurde ein erhöhter Blutdruck mit einem Mittelwert von 150/90 mmHg und ein Puls von 77 bpm in Ruhe gemessen.
Aktuelle Laborparameter. Der Tabelle ist ein Auszug der aktuellen und der drei Monate alten Laborparameter zu entnehmen. Der Urinstatus war ohne Befund. Das Drogenscreening auf Amphetamine, Benzodiazepine, Buprenorphin, Cannabis, Cocain, Methadon und Opiate im Urin war negativ.
Analyse | Einheit | Auftrags-Nr.Entnahme-DatumEntnahme-ZeitReferenzbereich | aktuell | vor 3 Monaten |
---|---|---|---|---|
Blutbild | ||||
Leukozyten | 103/µl | 4,00 – 8,00 | 6,45 | 6,60 |
Erythrozyten | 106/µl | 4,0 – 6,3 | 4,04 | 4,12 |
Hämoglobin | g/dl | 14,0 – 17,5 | 13,9 | 14,5 |
Hämatokrit | % | 50,0 – 49,0 | 43,0 | 44,2 |
MCV | fl | 82,0 – 98,0 | 101,5 + | 100,5 + |
MCN | pg | 26,0 – 32,0 | 34,0 + | 34,1 + |
MCHC | g/dl | 32,0 – 36,0 | 35,1 | 35,5 |
HBA1C | % | 4,6 – 6,0 | 7,21 + | 6,64 + |
Klinische Chemie | ||||
Kreatinin | mg/dl | 0,5 – 1,1 | 0.96 | 0,86 |
GFR nach MDRD-Kurzformel | ml/min | > 89 | 85,2 – | 96,7 |
Harnsäure | mg/dl | 3,4 – 7,0 | 7,2 + | 8,7 + |
Bilirubin gesamt | mg/dl | 0,1 – 1,1 | 0,40 | 0,65 |
Alk. Phosphatase | U/l | 35 – 129 | 76 | 92 |
Gamma GT | U/l | 0 – 66 | 323 + | 725 + |
AST | U/l | 10 – 20 | 67 + | 89 + |
ALT | U/l | 10 – 50 | 36 | 39 |
CK | U/L | 0 – 174 | 151 | 130 |
Cholesterin | mg/dl | 140 – 200 | 213 + | 237 + |
Triglyceride | mg/dl | 74 – 150 | 143 | 395 + |
HDL | mg/dl | 33 - 45 | 46 | - |
Calcium | mmol/l | 2,0 – 2,6 | 2,61 + | 2,45 |
Kalium | mmol/l | 3,5 – 5,0 | 4,70 | 3,90 |
Natrium | mmol/l | 135 – 150 | 136 | 139 |
CDT | % | < 1,75 | 12 + | - |
Folsäure | µg/l | > 4 | 2,1 - | - |
Vitamin B12 | pg/ml | > 250 | 170 - | - |
Medikation laut Medikationsplan.
ASS 100 mg Tabl. 1-0-0
Clopidogrel 75 mg Tabl. 1-0-0
Bisoprolol 2,5 mg Tabl. 1-0-0
Torasemid 10 mg Tabl. 1-0-0
Dapagliflozin 10 mg Tabl. 1-0-0
Candesartan 16 mg Tabl. 1-0-0
Metformin 1000 mg Tabl. 1-0-1
Pantoprazol 20 mg Tabl. 2-0-2
Allopurinol 100 mg Tabl. 1-0-0
Atorvastatin 20 mg Tabl. 0-0-1
Colchicin 0,5 mg Tabl. bei Bedarf
Diclofenac 75 mg Tabletten bei Bedarf
Tipps und Tricks
Bei der Bearbeitung des Falls sollte auf die Hauptbeschwerden des Patienten eingegangen werden. Welche Therapieziele werden mit der Arzneimitteltherapie verfolgt und welche arzneimittelbezogenen Probleme (ABPs) liegen hier vor?
Die Medikation sollte auf folgende ABPs überprüft werden:
- falsche Dosierung (Über-/Unterdosierungen, Dosierungsintervall),
- ungeeignete Darreichungsform,
- Einnahmezeitpunkte,
- Doppelmedikation, Pseudodoppelmedikation,
- Kontraindikationen (Alter/Geschlecht/Nierenfunktion…),
- Interaktionen,
- fehlendes Arzneimittel trotz Indikation,
- fehlende Indikation für verordnetes Arzneimittel,
- Handhabungsprobleme,
- Probleme mit Therapie- und Einnahmetreue,
- Bericht von empfundener Nebenwirkung,
- Aufbewahrung der Medikation
Wichtige Fragen
- Welche Laborwerten weisen auf einen Patienten mit Alkoholabusus hin?
- Wie hoch ist das kardiovaskuläre Risiko des Patienten?
- Wie könnte man Therapievorschläge an die Ärztin formulieren?
- Worin sollte der Patient geschult werden?
Lösungswege
Apothekerin Ina Richling, PharmD, wird am 22. März 2023 um 20:00 Uhr mit Ihnen in einem Webinar Lösungswege diskutieren. Das Webinar ist buchbar unter akademie.dav-medien.de/medikation-unter-der-lupe-ein-patient-mit-gichtanfaellen-fall-6
Das Webinar ist kostenfrei für Abonnenten der DAZ und Scholz online sowie für DPhG-Mitglieder. Alle anderen zahlen 35,00 Euro für die Teilnahme. |
Disclaimer
Die Kasuistiken beruhen teils auf tatsächlichen Gegebenheiten, teils auf Ergänzungen und Fiktion. Ihren Pharmakovigilanz-Verpflichtungen sind die Autoren nach eigenem Ermessen und nach eigener Bewertung nachgekommen.
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