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Arzneimittel und Therapie

Medikation unter der Lupe

Tipps und Tricks für die Medikationsanalyse - Fall 7: Eine Patientin mit Wassereinlagerungen und Schmerzen in den Beinen

Erweiterte Medikationsberatung ist eine der neuen pharmazeutischen Dienstleistungen, die Apotheken ihren Patientinnen und Patienten mit Polymedikation anbieten können. Herzstück ist eine Medikationsanalyse. Sie ist die Basis für das Erkennen und Lösen von arzneimittelbezogenen Problemen. Neben einem strukturierten Vorgehen ist detek­tivischer Spürsinn gefragt. Mit unserer crossmedialen Serie „Medikation unter der Lupe“ fordern wir diesen Spürsinn heraus.

Einmal im Monat stellen wir in der DAZ und auf DAZ.online einen Fall vor und geben Anregungen für Lösungen. Dann sind Sie gefragt. Wie würden Sie vorgehen, um die Probleme in den Griff zu bekommen? Ihren Lösungs­ansatz können Sie dann in einem Webinar mit unseren Autorinnen und Autoren diskutieren, die ihrerseits einen Vorschlag präsentieren werden. Das Webinar zu unserem siebten Fall, den hier Apothekerin Dr. Dorothee Dartsch, Campus Pharmazie GmbH Hamburg, vorstellt, startet am 19. April 2023 um 20:00 Uhr.

Der Fall

Die Patientin: Frau Färber, eine 79-jährige Patientin (164 cm, 78 kg), nimmt das Angebot der erweiterten Medikationsberatung bei Polymedikation wahr. Zum Anamnesegespräch bringt sie ihren aktuellen Medikationsplan, ihre Medikamente, Arztbriefe und mehrere Laborberichte mit. Der aktuellste ist drei Wochen alt. Im Apothekensystem liegt ein Kundensatz vor.

Subjektive Parameter: Frau Färber hat Beinbeschwerden, konkret: Wassereinlagerung, Schweregefühl, Sensibilitätsstörungen, seit anlässlich eines Krankenhausaufenthaltes ihre Medikation umgestellt wurde. Morgens sei sie oft schlapp bis nach dem Kaffee. Außerdem plagen sie immer wieder Missempfindungen wie Juckreiz und Schmerzen am Kopf, seit sie vor zwei Jahren einen Herpes zoster facialis hatte. Sie versichert, ihre Arzneimittel plangemäß anzu­wenden, die Handhabung klappt, inklusive Teilen von Tabletten. Sie lebt selbstversorgend mit ihrem Bruder Tür an Tür, geht regelmäßig zur Wasser- und zur Wirbelsäulengymnastik. Vor allem Erstere empfindet sie als sehr angenehm. Im Moment hindert sie allerdings die chirurgische Entfernung einer Zyste aus der rechten Hand vor zwei Tagen. Rauchen oder Alkohol kämen für sie nicht infrage. Insgesamt fasst sie ihren Zustand auf einer Skala von 0 (sehr schlecht) bis 10 (sehr gut) zusammen mit 7,5. Ihr langjähriger Hausarzt ist kürzlich in den Ruhestand gegangen, nun muss sie sich mit einer neuen Ärztin bekannt machen und hofft auf Überweisung an eine große kardiologische Praxis in der Nähe. Auch beim Neurologen hat sie einen Termin für in drei Wochen.

Objektive Parameter: Bekannte Dia­gnosen sind essenzielle Hypertonie, Dyslipidämie, Diabetes mellitus Typ 2, Hypothyreose nach Entfernung der Schilddrüse vor vielen Jahren, Zustand nach Herpes zoster facialis mit vorübergehender Fazialisparese, Allergie gegen Frühblüher, anatomisch bedingte chronische Beschwerden der Nebenhöhlen.

Medikation laut Medikationsplan: Aus den Arztberichten geht hervor, dass bis vor dem Krankenhausaufenthalt jahrelang Amlodipin, Nebivolol, Triamteren und HCT zur Blutdrucksenkung eingesetzt wurden. Im Krankenhaus wurden die Diuretika wegen Hyponatriämie ab- und Ramipril an­gesetzt, im Anschluss erfolgte eine erneute Umstellung auf Olmesartan und HCT (als Kombi mit Amlodipin) (s. Tab.).

Tab.: Der Medikationsplan von Frau F.
Wirkstoff
Stärke
Form
morgens
mittags
abends
besondere Hinweise
L-Thyroxin
125 µg
Tabletten
1
Nebivolol
5 mg
Tabletten
1
OlmeAmlo HCT
40 mg/10 mg/25 mg
Filmtabletten
1
Pantoprazol
40 mg
magensaftresistente Tabletten
1
Simvastatin
20 mg
Tabletten
½
Metformin
1000 mg
Filmtabletten
½
½
Mometason
Nasenspray
1
1
Gabapentin
300 mg
Hartkapseln
1
Hylo Comod
Augentropfen
mehrmals täglich
Hylo Night
Augensalbe
1
Vividrin/Azelastin
0,5 mg/ml
Augentropfen
bei Allergie
Ibuprofen
600 mg
Filmtabletten
bei Handschmerzen
Diclofenac
Gel
bei Handschmerzen
Paracetamol
500 mg
Tabletten
bei Kopfschmerzen

Unter den mitgebrachten Arzneimitteln finden sich alle im bundesein­heitlichen Medikationsplan (BMP) genannten sowie OlmeAmlo HCT 40 mg/5 mg/12,5 mg. Das sei anfangs verwendet worden, jetzt aber nicht mehr und solle entsorgt werden.

Gabapentin wird nicht regelmäßig verwendet, sondern nur, wenn die Missempfindungen besonders stark sind. Dann helfe es auch. Paracetamol wird sporadisch angewendet, ein- bis zweimal im Monat, Ibuprofen eher gar nicht. Frau Färber berichtet, ohne Arzneimittel habe ihr Blutdruck mal bei 180/70 mmHg gelegen, das sei auch mit Schwindel und Kopfschmerzen verbunden gewesen, aber mit den Tabletten liege er bei 130/60 mmHg.

Aktuelle Laborparameter: Die Laborwerte (Elektrolyte, Blutbild, Gerinnungsparameter, Leber, TSH, Holotranscobalamin) sind im Referenzbereich. Serumkreatinin: 0,57 mg/ml (Referenz: 0,55 bis 1,02), HbA1c: 7%, Nüchtern-Glucose: 133 mg/dl (65 bis 100), LDL-Cholesterol: 95 mg/dl (< 116 mg/dl), Vitamin B12: 174 ng/l (> 300 ng/l).

Tipps und Tricks

Bei der Bearbeitung des Falls sollte auf die Hauptbeschwerden der Patientin eingegangen werden. Welche Therapieziele werden mit der Arzneimitteltherapie verfolgt und welche arzneimittelbezogenen Probleme (ABP) liegen hier vor? Die Medikation sollte auf folgende arzneimittelbezogenen Probleme überprüft werden:

  • falsche Dosierung (Über-/Unterdosierungen, Dosierungsintervall)
  • ungeeignete Darreichungsform
  • Einnahmezeitpunkte
  • Doppelmedikation, Pseudodoppelmedikation
  • Kontraindikationen (Alter, Geschlecht, Nierenfunktion …)
  • Interaktionen
  • fehlendes Arzneimittel trotz Indikation
  • fehlende Indikation für verordnetes Arzneimittel
  • Handhabungsprobleme
  • Probleme mit Therapie- und Einnahmetreue
  • Bericht von empfundener Nebenwirkung
  • Aufbewahrung der Medikation

Lösungswege

Apothekerin Dr. Dorothee Dartsch wird am 19. April 2023 um 20:00 Uhr mit Ihnen in einem Webinar Lösungs­wege diskutieren.

 

 

 

Das Webinar ist kostenfrei für Abonnenten der DAZ und Scholz online sowie für DPhG-Mitglieder.

Alle anderen zahlen 35,00 Euro für die Teil­nahme. |

 

Disclaimer
Die Kasuistiken beruhen teils auf tatsächlichen Gegebenheiten, teils auf Ergänzungen und Fiktion. Ihren Pharmakovigilanz-Verpflichtungen sind die Autoren nach eigenem Ermessen und nach eigener Bewertung nachgekommen.

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