Adexa-Info

„Nachhaltige“ Vorträge in Kassel

ADEXA-Gewerkschaftstag und Delegiertenversammlung

Passend zum Happy Earth Day stand am 22. April das Thema „Nachhaltigkeit im Apothekenalltag“ auf dem Programm des ADEXA-Fortbildungs-Highlights. Auch die anderen drei Vorträge werden wohl bei vielen der Teilnehmenden am Erlebnis- und Gewerkschaftstag in Kassel noch länger nachklingen: Es ging um Impulse für eine gelingende Kommunikation mit der Apothekenleitung, um den Umgang mit dem hohen Stresspegel (nicht nur) am Arbeitsplatz – und um einen Blick darauf, wie die In­teressenvertretung der Apothekenangestellten in der Gesundheits­politik mehr Gehör finden kann.

ADEXA-Bundesvorstand Andreas May begrüßte rund 70 ADEXA-Mitglieder zum 11. Erlebnis- und Gewerkschaftstag in Kassel-Wilhelmshöhe zu Füßen des Bergsparks und der Herkulesstatue. Viele von ihnen blieben bis zum folgenden Tag, um auf der außerordent­lichen Delegiertenversammlung am Sonntag mitzuwirken.

Klarheit ist die Basis

Foto: Adexa

Christiane Eymers

„Das kann ich nicht durchsetzen“ oder „Mein Chef spricht nicht“ – diese beiden Aussagen von Mitgliedern sind ganz typisch, wenn die Juristinnen in der ADEXA-Rechtsabteilung zu arbeitsrechtlichen Fragen beraten. Das berichtete Christiane Eymers, Fachanwältin für Arbeitsrecht, in Kassel. Sie betonte daher, dass man sich nicht als Bittsteller fühlen dürfe, wenn man einen Anspruch aus seinem Arbeitsvertrag durchsetzen will. Da helfe auch die Situation auf dem Arbeitsmarkt: „Sie als Apotheken­angestellte sind super gesucht!“

Als Vorbereitung auf ein Gespräch solle man sich Infos einholen, sein Ziel klar definieren und das mulmige Gefühl in den Griff bekommen, das viele in solchen Situationen befällt. Um verhandeln zu können, müsse man sich sein Minimal- und sein Maximalziel bewusst machen. Auch eine „Nichteinigungs­alternative“ gelte es zu überlegen, bevor man in die Kommunikation einsteigt.

Arbeitgeber sollten sich dagegen über die Bitte um ein Gespräch freuen: „Ein Mitarbeiter, der das Gespräch sucht, ist besser als einer, der kündigt.“

Vom Spielball zum Mitspieler

Politik braucht und will Lobbying, also Fachwissen von außen, so Daniela Hühold in ihrem Vortrag über die strategische Einflussnahme auf politische Prozesse im Gesundheitswesen. Hühold ist Public Affairs Consultant bei der von Beust und Coll Beratungsgesellschaft. Gleichzeitig sind Abgeordnete auch selbst Interessenvertreter – zum Beispiel derjenigen ihres Wahlkreises innerhalb ihrer Fraktion und auch derjenigen ihrer Partei im politischen Wettstreit von Parteien unter­einander. Nicht zuletzt: Lobbying braucht klare Regeln; ein Instrument dafür ist das Lobbyregister beim Deutschen Bundestag (www.lobbyregister.bundestag.de).

Generell gelte für eine erfolgreiche Interessenvertretung: „Wir können nur gute Arbeit machen, wenn wir die Prozesse kennen.“ Die Referentin erläuterte den Politikzyklus von der Problemdefinition und dem Agenda-Setting über den gesamten Gesetz­gebungsprozess bis hin zur Evaluation und Revision gesetzlicher Regelungen.

Der Koalitionsvertrag sei für die Antizipierung von Gesetzesinitiativen sehr wichtig, allerdings für die Regierungsparteien letztlich nicht bindend. Hühold empfahl, auf die relevanten politischen Akteure zuzugehen, solange man noch nichts Konkretes von ihnen wolle: „Make friends before you need them.“

Im dauerhaften „Katastrophenmodus“

Foto: Adexa

Claudia Peuke

Stress ist die Reaktion auf eine Bedrohung, so Apothekerin Claudia Peuke in ihrem Vortrag nach der Mittags­pause. Und: Er ist immer von einer messbaren Reaktion begleitet. Ob eine Situation als bedrohlich und damit stressig empfunden wird, hängt aber von unserer eigenen Bewertung ab. Unterscheiden müsse man zwischen schnellen und langsamen Stressreaktionen: Im ersten Fall reagieren Nervensystem und Körper nur kurz – das führt noch nicht zu einer Erkrankung. Anders bei langandauerndem Stress. Hier kann sich die Cortisol-Konzentration im Blut erhöhen: ein Messwert, der zur Sicherung von Stress- und Burn-out-Diagnosen hilft.

Für Apothekenangestellte typisch sei ein Perfektionismus, der zu einem erhöhten Stresslevel führen kann, weil man sich selbst damit unter Druck setzt.

Häufig seien moderne Menschen auch auf einen dauerhaften „Katastrophenmodus“ geschaltet. In diesem Zustand sind Möglichkeiten der Reflexion und der inneren Ruhe nicht möglich. Therapeutische Optionen können hier helfen, es brauche aber auch die eigene Bereitschaft, etwas zu ändern. Dabei helfen Fragen wie „Was tut mir gut?“ oder „Wie möchte ich in fünf, zehn oder 20 Jahren leben?“ Letztlich müsse man aus dem Kampf gegen etwas in die Prozesse für etwas kommen: für eine positive Grundhaltung, für Selbstentwicklung, für die stärkende Wirkung menschlicher Kontakte. Die Referentin schloss mit einem Plädoyer für die „Lobbyarbeit“ im eigenen Gehirn: Viele Verknüpfungen und „Netzwerkpartner“ können dazu führen, dass die neuronale Plastizität lange erhalten bleibt.

Nachhaltigkeit: Wie kommt man ins Machen?

Fünf bis sechs Prozent der Klima-Emissionen in Deutschland stammen aus dem Gesundheitswesen, berichtete Florian Giermann. Er ist Mitautor von „Die nachhaltige Apotheke“ aus dem Deutschen Apotheker Verlag. Zusätzliche Motivation für Nachhaltigkeit sieht der Autor in einer erhöhten Wettbewerbsfähigkeit für Apotheken, die sich um Klimaschutz bemühen. Nicht nur Kunden, sondern auch die Politik interessiere sich für nachhal­tige Apotheken, so Giermanns eigene Erfahrung. Das Motto müsse also lauten: „Tue Gutes und sprich darüber“. Denn letztlich habe Nachhaltigkeit auch im Apothekenbereich drei Säulen:

  • Ökologie: ein respektvoller Umgang mit der Gesundheit
  • Soziales: bei der sozialen Nachhaltigkeit sei auch die Gewerkschaft wichtig
  • Ökonomie: Gewinne seien wichtig für Mitarbeiter und Investitionen

Um eine Apotheke klimaneutral zu machen, gelte der Dreiklang „Vermeiden, Reduzieren, Kompensieren“. Neben vielen Ideen rund um Energie, Mobilität, Abfall und Sondermüll, dem tatsächlichen und dem virtuellen Wasserverbrauch, Nachhaltigkeits-Apps etc. betonte Giermann auch die Notwendigkeit von Klimaberatung in der Apotheke. Bestimmte Patientengruppen seien besonders empfindlich für Auswirkungen des Klimawandels wie Hitze, Ozon oder die längeren Pollenflugzeiten. Außerdem könne man auch darauf hinweisen, dass zum Beispiel Dosieraerosole und Pulverinhalatoren einen unterschiedlichen CO2-Abdruck aufweisen.

Satzungsänderungen am Sonntag

Bei den Satzungsänderungen, die am Sonntagvormittag auf der außer­ordentlichen Delegiertenversammlung in Kassel diskutiert wurden, ging es um die Aufgaben- und Anforderungsprofile diverser Wahlämter bei ADEXA. Damit soll die Gremienarbeit gestärkt und mehr Transparenz für potenzielle Kandidatinnen und Kandidaten geschaffen werden. Dies ist auch mit Blick auf die im September in allen vier ADEXA-Regionen anstehenden Regionalen Vollversammlungen wichtig. Dann werden die Regionsvorstands- und Beiratsmitglieder sowie die ADEXA-Delegierten für die Amtsperiode 2024 bis 2026 gewählt. Die neue Satzung wird in Kürze auf der Website verfügbar sein.

In einer anschließenden Sitzung wurden Themen rund um Mitgliederwerbung und die öffentliche Sicht­barkeit der Apothekenangestellten besprochen.

Weitere Impressionen aus Kassel unter www.adexa-online.de |

Sigrid Joachimsthaler

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